Geiseldrama in Dribbdebach (German Edition)
Sparbuch plündern und auf ein paar Tage hin, als dieser Kasper hier auftauchte.“
Der Kasper, alias Ludger Trinklein: „Na, na, na, das will ich aber überhört haben.“
Daraufhin fragte Uzi provokant: „Darf man hier rauchen?“
„Äh, warum nicht. Wenn keiner was dagegen hat.“ Fragend blickte der Bankräuber in die Runde. Einige schüttelten den Kopf, andere reagierten überhaupt nicht. „Von mir aus.“
Doch Uzi selbst schien sich nicht ganz sicher zu sein und überlegte. Dann gab sie sich einen Ruck und kramte den Tabak zum Selbstdrehen hervor.
Als sie das zweite Blättchen ans erste und dann das dritte in Querrichtung an die beiden anderen klebte, machte Herr Schweitzer sich auf alles gefaßt und lag damit goldrichtig. Bevor Uzi nämlich das Kunstwerk endgültig zuklebte, bröselte sie noch eine dunkle, harzige Substanz auf den Tabak.
Ludger Trinklein hatte davon nichts mitbekommen, doch Johnny war ganz aus dem Häuschen und seine Augen wurden groß und größer. Herr Schweitzer vermutete, daß sich der Weltenbummler grundsätzlich Drogen in jeder Darreichungsform einverleibte.
Zeremoniös entflammte Uzi ein Streichholz.
„Ist das ein Scheunt?“ wollte Oma Hoffmann es nun ganz genau wissen.
Uzi hustete, doch für Herrn Schweitzer war die Angelegenheit noch lange nicht auf zufriedenstellende Weise geregelt. Ja, will die den denn alleine rauchen?
„Logo ist das ein Joint. Magst du auch mal?“
Oma Hoffmann wehrte ab, nicht rigoros, eher skeptisch.
Der Bankräuber hatte es jetzt doch mitbekommen, tat jedoch, als ginge ihn das alles nichts an.
Nach zwei weiteren Zügen fragte Uzi: „Wer mag noch?“
„Schmeckt das denn?“ machte Herr Schweitzer einen auf verdammt scheinheilig.
Die Punkerin musterte ihn argwöhnisch. „Ist auf jeden Fall gesünder als die Flasche Korn, die du dir sonst immer reinziehst.“
„Mach ich gar nicht“, empörte sich Herr Schweitzer.
Wie dem auch sei, Uzi reichte ihm die Tüte.
Herr Schweitzer resümierte, daß das Leben sei, was man daraus machte, nahm den Joint und rauchte ihn mit gespitzten Lippen wie ein Anfänger. Auch hielt er es für angebracht, es der Punkerin gleichzutun und zu husten. Schwarzer Marokk? Nein, eher ein Dipayal Charras aus Nepal. Oder? Oh, war das schwer. Hätte Herr Schweitzer sich entscheiden müssen, hätte er auf Dipayal Charras getippt, den hatte ihm sein Dealer Giorgio-Abdul letztes Jahr mal besorgt. Aber auch ein Afghane war möglich. Doch Uzi zu fragen, hätte seine raffinierte Tarnung des unbedarften Amateurs auffliegen lassen.
„Hmm, schmeckt lecker“, befand er, gerade so, als degustierte ein Connaisseur einen neu auf den Markt geworfenen Pfirsichkompott. Er persönlich hätte die Dröhnung stärker gemacht.
Johnny befürchtete leer auszugehen, hielt seine Hand hin und Herr Schweitzer übergab, nachdem er das obere Ende professionell befeuchtet hatte. Uzi dachte sich ihren Teil dazu, war aber verschwiegen wie ein Grab.
Zweimal durfte jeder ziehen, dann war aus die Maus. Johnnys Lächeln glitt ins Cherubinische, das mochte aber auch am grundlegenden, genossenen Rotwein liegen, doch Herr Schweitzer blieb, was die Betäubung und das damit einhergehende Abheben anging, auf dem Teppich. Nicht mal die übliche Lust auf was Süßes stellte sich ein.
Nach einer Weile des süßen Nichtstuns kam abermals Bewegung in die Sache, als der Bankräuber für die Nacht Decken verteilte. Auch legte er jeder Geisel Handschellen an das linke Handgelenk. Das Seil, das vormals dazu gedient hatte, Herrn Schweitzer bei seiner Begegnung mit dem Apostel an der Flucht zu hindern, fädelte er sodann durch die losen Enden der Handschellen, so daß niemand in seiner Bewegungsfreiheit ernsthaft eingeschränkt war. Es blieb genügend Spielraum für Beine und Körper, und doch war man bettfein. Die beiden Enden des Seiles führte er hinter die Schalter, wo er sie zusammenknotete. Dann setzte sich Ludger wieder auf seinen Stuhl und schaute lautlos Fußball, diesmal die Zusammenfassung auf Eurosport.
Der geht bestimmt auch auf die Eintracht, dachte Herr Schweitzer. Kein Wunder also, daß der so auf den Hund gekommen ist und Banken überfiel. Er griff nach dem definitiv letzten Schluck Portugieser, um ein Kratzen im Hals loszuwerden.
Und dann, wie hätte es auch anders sein können, versuchte Johnny abermals, diesmal angefeuert durch das Tetrahydrocannabinol im Joint, eine seiner Geschichten, ein echtes Schmankerl diesmal, an den Mann zu bringen.
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