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Geiseldrama in Dribbdebach (German Edition)

Geiseldrama in Dribbdebach (German Edition)

Titel: Geiseldrama in Dribbdebach (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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Joint der Punkermaid ein wenig stärker ausgefallen wäre. Dabei liebte er sein Betthupferltütchen wie weiland Paulchen Cézanne die zur Manie gereifte Apfelmalerei. Und ohne saß er ganz schön in der Tinte. So wie jetzt. Und es gab keinen Ausweg. Hätte er Uzi vielleicht fragen sollen, ob er noch mal einen drehen dürfte? Wie hätte das denn ausgesehen? Die Nacht war also durchzustehen. Mit oder ohne Schlaf.
    „Mein lieber Scholli, der war echt allererste Sahne“, erklärte Uzi, bei der man die allererste Sahne an ihrem Dauergrinsen ablesen konnte.
    Herr Schweitzer war zwar auch der Meinung, daß die Qualität des Dopes in Ordnung sei, doch, offen gesagt, bei der Quantität enormer Handlungsbedarf herrschte. Er fühlte sich, als hätte er eine Kanne Kaffee getrunken, und das war der handelsüblichen Wirkung eines Joints weiß Gott mächtig zuwiderlaufend.
    Yoko und Kogyo hatten die vor ihnen stehende Kerze gelöscht und benutzen eine der Decken gemeinsam als Unterlage, mit der anderen hatten sie sich zugedeckt. Das durch die Handschellen laufende Seil verband sie fast so romantisch wie Eheringe.
    Johnny schlief, wie bereits erwähnt, und die anderen versuchten, sich unter dem Joch der Geiselschaft so weit als möglich einzurichten. Der Gesamteindruck entsprach nach wie vor nicht dem eines herkömmlichen Bankraubes, wiewohl allen ein Vergleich fehlte.
    Herr Schweitzer kuschelte sich in seine Ecke, legte sich die graue Filzdecke über den Schoß und beschloß, um überhaupt noch etwas vom Tage zu haben, an seine Liebste Maria zu denken. Im Raum gab es jedoch negative Schwingungen zuhauf. Das hatte er schon den ganzen Tag im Urin. Selten mal suchten ihm angenehme Gedanken heim. Vielleicht waren das ja auch die mißlichen Begleitumstände, die jeder Geiselnahme innewohnten. Auf jeden Fall ist das weitaus bequemer, als davon auszugehen, die negativen Vibes würden aus seinem Inneren kommen und ihn somit dazu zwingen, sich mit sich selbst zu beschäftigen. Wo er doch nahezu perfekt war. Sei es wie es sei, Herrn Schweitzer kam sofort die Marotte in den Sinn, die sich Maria von der Heide seit etwa vier Wochen zugelegt hatte. Sport. Und gleich ohne zu zögern eine Jahreskarte, wegen des finanziellen Anreizes, sie auch ja zu nutzen. Mindestens zweimal wöchentlich hechelte sie seitdem ins Alpha Sports, einem kleinen aber feinen Studio am Wendelsplatz, um, wie sie sich ausdrückte, ihren Body dem Geist anzugleichen. Das hatte Herr Schweitzer natürlich schon längst bewerkstelligt, er war da innerlich weiter. Ständig schrie sein Geist nach kulinarischen Leckerbissen und so sah er auch aus. Instinktiv zog er den Bauch, den umfangreichen, ein. War es nicht Sir Winston Churchill, der einst in die Welt hinausposaunte, Sport sei Mord? Aber der sah zugegebenermaßen schon zu Lebzeiten wie eine belgische Wasserleiche aus. Egal. Außerdem hatte Herr Schweitzer es gerne ein bißchen mollig. Das sei immer noch besser als wie dem Tod-sein-Dörrfleischreisender auszusehen. Und dabei fiel ihm siedendheiß, der unergründlichen Kausalitätskette eines Gedankens sei Dank, sein Schwager Hans Hagedorn ein, oder vielmehr der Auftrag, den er heute verschwitzt hatte, beziehungsweise einer anderen ungewollten Verpflichtung wegen nicht hatte ausführen können. Aber wenigstens Bescheid geben hätte er mal können, haderte er mit sich, dann hätte vielleicht seine Schwester Angie, die genaugenommen seine Halbschwester war, für ihn einspringen können. So konnte der zu überwachende Finanzbuchhalter heute noch mal unbemerkt und frisch, froh, fröhlich, frei seine Geliebte pimpern. Eigentlich waren Herr Schweitzer solche Aufträge zuwider. Rein moralisch betrachtet. Sollte doch jeder pimpern, wen er wollte. Er nahm sich vor, solche Dinge fürderhin nicht mehr zu tun. Sollte der katholische Moralapostel Hans ihn auch noch so bitten.
    Und wie er so übers Pimpern und seine Detektivaushilfstätigkeit nachdachte, bemerkte er nur mit Verzögerung die Filialleiterin Trinklein-Sparwasser, die vor einer halben Minute sich auf die Knie aufgerichtet hatte und erst leise, dann immer lauter werdend wütete: „... werden wir dann ja nun am Freitag sehen, du Versager. Und glaub ja nicht, daß du ungeschoren davonkommst. Pädophilie ist etwas, da versteht die Justiz keinen Spaß.“ Die Filialleiterin hatte sich schon sehr in Rage geredet. Ihre Stimme vibrierte. Mit zittrigen Zeigefingern deutete sie auf Ludger, den die Sache erstaunlich kalt ließ.

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