Geiseldrama in Dribbdebach (German Edition)
für möglich gehalten. Er war sprachlos. Gottes Wege sind halt unergründlich.
Yoko merkte an der allgemeinen Verunsicherung, daß etwas nicht stimmte. „What’s going on?“
Weltmann Schweitzer: „Maybe you and your friend go in freedom in less than two hours.“
„Really?“
Herr Schweitzer blickte zu dem Bankräuber, ob dieser zu seinem Wort stand.
Das tat er. „Yes, you can leave this morning.“
Kogyo fiel Yoko um den Hals und fing abermals – peinlich, peinlich – an zu weinen.
Die Sonne schien, Popics Goldzahn blitzte im Sonnenlicht, das um mehrere Ecken Einlaß in die Teutonische Staatsbank am Schweizer Platz gefunden hatte. Das wurde auch langsam Zeit, hatte das Wetter der letzten Wochen doch aller Beschreibung gespottet. Und gerade in Zeiten wie diesen tat ein wenig Sonne dem Gemüte doch ganz gut.
In der Einsatzzentrale hatten sich die abgelösten Präzisionsschützen der GSG 9 eingefunden und wärmten ihre klammen Finger an den Kaffeetassen. Das Ehepaar Blau war mit der Bedienung der Staatsdiener ganz in seinem Element. Und zur Entlastung des Ökofreaks von nebenan hatte man ein mobiles hellblaues Toilettenhäuschen in den Hinterhof stellen lassen.
„Guten Morgen allerseits“, begrüßte ein überschwenglicher Polizeiobermeister Frederik Funkal die Anwesenden. Das Gute Morgen allerseits hatte er sich von dem ARD-Sportmoderator Heribert Faßbender abgeguckt, der es sich als Sportchef des Senders selten nehmen ließ, wichtige Fußballspiele persönlich zu kommentieren, dabei hatte er von dieser Sportart weniger Ahnung als das Gros der Zuschauer, obwohl er in den letzten Jahren zumindest die Regeln gelernt hatte. Bei ihm war eine hundertprozentige Torchance schon dann gegeben, wenn ein Spieler im Anstoßkreis ungedeckt einen Ball annehmen konnte. Aber der Mann ist Kult.
Des weiteren waren anwesend: Annie Landvogt – logo, Paule Hansen – wegen Restalkohol nicht in Topform, Marlies, auf die Funkal ein Auge geworfen hatte, und ein paar weitere Beamte, von denen die meisten mit der Spurensicherung anläßlich der in die Tat umgesetzten Selbstkritik des Generals im Badezimmer beschäftigt waren.
Vor fünf Minuten hatte der Polizeipräsident persönlich angerufen und der Oberkommissarin sein volles Vertrauen ausgesprochen und ihr jedwede notwendige Unterstützung zugesagt.
Annie Landvogt wußte, daß, wenn sie das Ding nicht vermasselte, ihr eine steile Karriere bevorstand. Sie schaute auf die Uhr, zwei Minuten vor neun, Gott steh mir bei.
Punkt neun, keine Sekunde zu früh, wählte sie die Nummer der Teutonischen Staatsbank.
„Ja?“
„Hier Oberkommissarin Landvogt.“
„Wer sind Sie denn nun schon wieder? Wo ist der andere?“
„Krank.“
„Krank? Soso. Dann halt krank, von mir aus. Ist ja auch ein Mistwetter gewesen die letzten Tage. Hat’s ihn schlimm erwischt?“
„Schon. Aber es war mehr die Psyche.“
„Die Psyche, ach herrje, da weiß man ja oft gar nicht, wie man damit umgehen soll.“
„Vielleicht ist’s ja gar nicht so schlimm. Ein bißchen Bettruhe, dann ist er wieder auf dem Damm, der Herr Kollege.“
„Hoffen wir das beste.“
„Bevor wir weiterreden, wollen Sie nicht doch noch ein paar Geiseln freilassen?“
„Jetzt, wo Sie’s sagen. Wir hätten hier noch zwei Japaner ...“
Dann stimmen die Angaben auf der ausgerissenen Kreuzworträtselseite ja haargenau, dachte die Oberkommissarin. „Und die wollen Sie freilassen?“
„Wenn’s Ihnen nichts ausmacht ...“
„Ach woher denn ... Und wie sieht’s generell mit einer Kapitulation aus? Ich versichere Ihnen, daß ...“
„Quatsch. So haben wir nicht gewettet ...“
„War ja auch nur eine Frage ...“
„Fragen kost ja nix.“
„Und wie soll’s nun weitergehen?“
„Ich laß jetzt als weiteres Zeichen meines guten Willens die zwei Japaner frei. Sie stellen mir um zwölf das Fluchtfahrzeug vor die Tür. Die 35 Millionen liegen im Kofferraum. Ich werde mit einer Geisel meiner Wahl fliehen. Den Hubschrauber schenke ich Ihnen.“
„Was soll ich denn mit einem Hubschrauber?“
„Fliegen?“
„Wohin?“
„Vielleicht zu mir auf die Insel. Ich habe auch eine Stange Geld, das dürfte für eine Weile reichen.“
„Wo soll die Insel sein?“
„Das sage ich Ihnen doch nicht jetzt, wo das ganze Büro mithört.“
„Gut, dann halt später. Wann darf ich wieder anrufen?“
„Ich laß jetzt die Geiseln frei. Wenn Sie vielleicht kurz vor zwölf … Ach Unsinn, ich rufe Sie
Weitere Kostenlose Bücher