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Geiseldrama in Dribbdebach (German Edition)

Geiseldrama in Dribbdebach (German Edition)

Titel: Geiseldrama in Dribbdebach (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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Schnaps war ja nicht zu bekommen gewesen in diesem Scheißladen hier, regte sich Herr Schweitzer unnötig auf. Hatte aber vergessen, daß Johnny ja seinen eigenen Schnaps dabei hatte.
    Natürlich entstand dadurch Unruhe. Der Bankräuber mußte kommen, Johnnys Handschellen aufschließen.
    „Hat man denn hier nie seine Ruhe?“ beschwerte sich Uzi schlaftrunken.
    Und Kogyo, der offensichtlich auch geschlafen hatte, fing wieder an zu flennen und mußte abermals von Yoko getröstet werden. Und Herr Schweitzer fällte das abschließende und vernichtende Urteil, daß dieser Japaner nie ein großer Samurai wird.
    Um 4.25 Uhr fiel Herr Schweitzer für eine Stunde in einen unruhigen, von merkwürdigen Bildern begleiteten Schlaf. Das war zwar nicht viel, aber besser als nichts.
    5.20 Uhr klingelte beim Sachsenhäuser Revierleiter Hansen der Wecker. Er nahm das Ding in die Hand, begrüßte es mit „Na, du Arsch“ und drehte sich auf die andere Seite. Das Kopfkissen lag neben dem Bett über der Polizeiuniform, die mal in die Reinigung gehörte. Pedantische Frauen hätten auch rumnölen können, daß der Schlafsack, den der Revierleiter benutzte, seit das Federbett vor sieben Monaten entsorgt worden war, weil eine halbverdaute Pizza und ein explosives Alkoholgemisch aus Bier und Apfelkorn es verunreinigt hatten, mal gewaschen werden sollte. Doch gab es augenblicklich weder pedantische noch vernünftige Frauen in Paule Hansens Leben; Polizistenehen sind eh nur von begrenzter Lebensdauer. Er würde heute verschlafen.
    5.22 Uhr. Der verspätete Regionalexpreß 63001 nach Karlsruhe, planmäßige Abfahrt 5.13 Uhr vom Südbahnhof, erwischte kurz vor der Station Stresemannallee einen jungen angeheiterten Mann, der nach der Kollision, die der Zug für sich entschieden hatte, nicht mehr ganz so heiter, sondern tot war. Allerdings war, wie jedermann sich vorstellen konnte, der Leichnam nicht mehr an einem Stück, was eine große Sauerei bei der Wiederauferstehung geben konnte.
    Das Warnsignal, das vom Zugführer ausgelöst wurde, konnte der junge Mann deshalb nicht wahrnehmen, weil er gerade in vollen Zügen mittels Walkman das Lied It’s my life von Bon Jovi genoß. So kam es, daß er in den letzten Sekunden seines Lebens einem anderen vollen Zug den Vorzug geben mußte. Monate später sollte ihm posthum der beliebte Darwin-Award verliehen werden.

Um 6.15 Uhr ließ sich Kaschtaschek kurz blicken. Im gekünstelten Plauderton fragte er: „Na, alles klar?“, geradewegs so, als obliege ihm noch die Leitung der Einsatzzentrale.
    Der Tonfall, mit dem Annie Landvogt antwortete: „Natürlich, ruh dich doch am besten noch ein bißchen aus“, vermittelte ihm auf drastische Weise die Tatsache, daß er abserviert war. Obschon die Worte neutral gewählt waren, wußte er, daß seine Kollegin mit gespaltener Zunge redete.
    „Vielleicht sollte ich nach Hause gehen.“
    „Ja, tu das. Der Arzt wird dich bestimmt krankschreiben. Gute Besserung dann.“
    Gramgebeugten Hauptes verließ Kaschtaschek die Szenerie. Es gelang ihm nicht, die Bilder des toten Generals zu verbannen.
    Gedankenversunken blickte ihm die Oberkommissarin, die ihn noch nie leiden konnte, hinterher. Gerne hätte sie für einen kurzen Moment, übermüdet wie sie war, ebenfalls den Bettel hingeworfen, aber so eine Chance wie diese gab man nicht so ohne weiteres aus den Händen, jetzt, da die Götter ihr endlich mal wohlgesinnt waren.
    6.17 Uhr. Paule Hansen konnte seine Visage nicht mehr ertragen. Mit dem Rasierschaum seifte er den Spiegel ein. Ein paar Aspirin hatte er sich bereits eingepfiffen.
    Herr Schweitzer sah zum Gotterbarmen aus, und so fühlte er sich auch. Er rieb sich die Augen, an Schlaf war ohnehin nicht mehr zu denken. Die Bienenwachskerzen waren heruntergebrannt. Im Halbdunkel erkannte er Uzi und Oma Hoffmann, die sich flüsternd unterhielten. Als sich seine Augen an die Lichtverhältnisse gewöhnt hatten, sah er, daß die komplette Geiselschar bis auf Johnny und Kogyo bereits wach war. Popic war schon wieder am Schreiben. Herr Schweitzer vermutete, daß dem Journalisten über Nacht eine ganze Menge Ideen gekommen waren, die er nun für die Nachwelt festhielt. Er mochte Menschen, die ihre Arbeit gewissenhaft ausführten.
    Die Filialleiterin hatte die Knie angezogen, wiegte sanft den Oberkörper und brütete dumpf vor sich hin.
    Als der Japaner aufwachte, setzte er sich mit einer abrupten Bewegung auf, suchte und fand Yokos Blick. Unvermindert liebevoll strahlten

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