Geist und Kosmos: Warum die materialistische neodarwinistische Konzeption der Natur so gut wie sicher falsch ist (German Edition)
verändern.
Die große kognitive Verschiebung ist eine Erweiterungdes Bewusstseins von der perspektivischen Form, die im Leben des einzelnen Lebewesens enthalten ist, zu einer objektiven, weltumspannenden Form, die sowohl individuell als auch intersubjektiv existiert. Ursprünglich war sie ein biologischer Evolutionsprozess, und bei unserer Spezies wurde sie auch zu einem kollektiven kulturellen Prozess. Jedes einzelne Leben bei uns ist ein Teil des langwierigen Prozesses, in dem das Universum allmählich erwacht und sich seiner selbst bewusst wird.
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Das ist es also, was eine Theorie von allem erklären können muss: nicht nur die Entstehung von sich vermehrenden Organismen aus einem leblosen Universum und deren Entwicklung durch die Evolution zu immer größerer funktionaler Komplexität; nicht nur das Bewusstsein bei einigen dieser Organismen und dessen bedeutende Rolle in ihrem Leben; sondern auch die Entwicklung von Bewusstsein zu einem Instrument der Transzendenz, das objektive Wirklichkeit und objektive Werte erfassen kann.
Wenn es so etwas wie Vernunft gibt, können bestimmte Dinge angenommen werden. Erstens, dass es objektive, geistesunabhängige Wahrheiten verschiedener Art gibt: Tatsachenwahrheiten über die natürliche Welt, einschließlich naturwissenschaftlicher Gesetze; ewige und notwendige Wahrheiten der Logik und Mathematik; und evaluative und moralische Wahrheiten. Zweitens, dass wir ausgehend davon, wie uns die Dinge anfänglich erscheinen, die Vernunft kollektiv nutzen können, um zu gerechtfertigten Überzeugungen über einige dieser objektiven Wahrheiten zu gelangen – obwohl manche dieser Überzeugungen wahrscheinlich falsch sein werden. Drittens können diese Überzeugungen in ihrer Verbindung direkt beeinflussen, was wir tun. Viertens sind diese Prozesse der Entdeckung und Motivation zwar geistig, doch von physischen Prozessen im Organismus untrennbar.
Wenn es Organismen gibt, die vernunftbegabt sind, ist es trivialerweise richtig zu sagen, dass die Möglichkeit solcher Organismen von Anbeginn da gewesen sein muss. Glauben wir aber an eine Ordnung der Natur, dann muss irgendetwas an der Welt, die letztendlich rationale Wesen hervorbrachte, diese Möglichkeit erklären. Um nicht bloß die Möglichkeit, sondern auch die Aktualität rationaler Wesen zu erklären, muss die Welt darüber hinaus Eigenschaften haben, die ihr Auftreten nicht zu einem völligen Zufall machen: Die Wahrscheinlichkeit muss in der Natur der Dinge in gewisser Hinsicht latent vorhanden gewesen sein. Wir brauchen also beides: eine konstitutive Erklärung dafür, worin Rationalität bestehen könnte, und eine geschichtliche Erklärung dafür, wie sie entstanden ist; und beide Erklärungen müssen unter anderem damit vereinbar sein, dass wir physische Organismen sind. Das Verständnis von biologischen Organismen und ihrer Evolutionsgeschichte müsste erweitert werden, um dieser zusätzlichen Erklärungslast Rechnung zu tragen. Wie ich argumentiert habe, muss es über den Materialismus hinaus erweitert werden, um die Erklärung des Bewusstseins berücksichtigen zu können.
Eine solche Erklärung würde das Streben nach Intelligibilität vervollständigen, indem sie zeigt, wie die Naturordnung dazu tendiert, Wesen zu erzeugen, die in der Lage sind, sie zu begreifen. Die Hindernisse, die dementgegenstehen, wirken jedoch riesengroß. Im Licht des bemerkenswerten Charakters der Vernunft ist es schwer, sich vorzustellen, wie eine naturalistische Erklärung für sie, sei sie nun konstitutiv oder geschichtlich, aussehen könnte.
Im vorigen Kapitel habe ich die Möglichkeit einer reduktiven Erklärung von Bewusstsein untersucht, die auf irgendeiner Form des universellen Monismus oder Panpsychismus beruht. Sie ist, angeregt durch die Molekularbiologie, dem Vorbild des physikalischen Reduktionismus nachempfunden, jedoch um eine metaphysische Grundlage erweitert, nach der das Physische und das Mentale ontologisch untrennbar sind. Obwohl es sich um eine radikale Abwendung von der herrschenden materialistischen Naturauffassung handeln würde, erscheint der Monismus, der für eine reduktive, aber nicht physikalisch reduktionistische Darstellung des Bewusstseins erforderlich ist, zumindest vorstellbar. Die Idee, dass ein komplexes Subjekt des Bewusstseins aus minimalen protomentalen Elementen aufgebaut sein könnte, die irgendwie gleichzeitig zu einem Organismus und einem Selbst vereint werden, hat genug Potenzial für die
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