Geist und Kosmos: Warum die materialistische neodarwinistische Konzeption der Natur so gut wie sicher falsch ist (German Edition)
Mechanismus, der erkennen kann, dass der Algorithmus, dem er folgt, wahrheitserhaltend ist. Es ist etwas geschehen, dass unser Denken unmittelbar mit der rationalen Ordnung der Welt in Kontakt gebracht hat oder zumindest mit den Grundelementen jener rationalen Ordnung, die wiederum genutzt werden können, um an sehr viel mehr heranzureichen. Damit können wir über Begriffe verfügen, welche die Vereinbarkeit oder Unvereinbarkeit bestimmter Überzeugungen mit allgemeinen Hypothesen zeigen. Den Anfang müssen wir damit machen, unsere präreflexiven Eindrücke als eine beschränkte und perspektivische Sicht auf die Welt zu betrachten, doch dann sind wir in der Lage, Vernunft und Vorstellungskraft zu gebrauchen, um Optionen für eine umfassendere Vorstellung zu konstruieren, die diesen Teil enthalten und erklären können. Dies trifft für den Bereich der Werte ebenso zu wie für den Bereich der Tatsachen. Das Vorgehen ist höchst fehleranfällig, aber ohne diesen harten Kern der Selbstverständlichkeit, auf den jeder weniger sichere Vernunftgebrauch angewiesen ist, könnte esnicht einmal versucht werden. Bei der Kritik und Korrektur des Vernunftgebrauchs ist die letzte Berufungsinstanz stets die Vernunft selbst.
Das bedeutet: Wenn wir den menschlichen Geist in die Naturordnung integrieren möchten, müssen wir nicht nur erklären, wie das Bewusstsein in Wahrnehmung, Emotion, Verlangen und Abneigung eingeht, sondern auch, wie Überzeugung und Verhalten in Reaktion auf das Bewusstsein von Gründen bewusst kontrolliert wird – die Vermeidung von Widersprüchlichkeit, die Subsumierung bestimmter Fälle unter allgemeine Prinzipien, die Bestätigung oder Nichtbestätigung allgemeiner Prinzipien durch besondere Beobachtungen und so weiter. Das heißt, zu erklären ist, was es bedeutet, wenn man sich von der objektiven Wahrheit leiten lässt, anstatt lediglich von den eigenen Eindrücken. Es ist eine Art von Freiheit – die Freiheit, die uns das reflexive Bewusstsein gegenüber der Herrschaft angeborener perzeptorischer und motivationaler Veranlagungen zusammen mit der Konditionierung gibt. Rationale Lebewesen können von diesen Einflüssen Abstand nehmen und versuchen, sich selbst ein Urteil zu bilden. Ich lasse die Frage beiseite, ob diese Art Freiheit mit einem kausalen Determinismus vereinbar ist oder nicht, aber sie scheint etwas zu sein, was nicht mit einer rein physikalischen Analyse untersucht werden kann und wofür daher, wie bei den passiveren Formen des Bewusstseins, auch keine rein physikalische Erklärung gegeben werden kann.
Wenn ich die Feststellung treffe, dass ich offenbar nach Norden fahre anstatt nach Süden, weil die Sonne zu meiner Rechten aufgeht, dann deshalb, weil ich erkenne, dass meine Überzeugung, nach Süden zu fahren, zusammen mit dem, was ich über die Richtung der Erdrotation weiß,nicht zu meiner Beobachtung passt. Ich gebe die Überzeugung auf, weil ich erkenne, dass sie nicht wahr sein kann. Wenn ich mein Geld in eine Rentenversicherung einzahle, weil das zukünftige Einkommen, das sie abwirft, für mich mehr Wert haben wird als das, wofür ich es heute ausgeben könnte, handle ich so, weil ich erkenne, dass dies eine gute Sache sein wird. Wenn ich die Abschaffung der Erbschaftssteuer ablehne, liegt es daran, dass ich erkenne, dass der Zuschnitt von Eigentumsrechten nicht nur für Autonomie empfänglich sein sollte, sondern auch für die Fairness. Ich operiere im Raum der Gründe, wie man so sagt.
Das Auftreten von Vernunft und Sprache im Laufe der biologischen Geschichte scheint vom Standpunkt verfügbarer Erklärungsformen betrachtet etwas radikal Emergentes zu sein – wenn die Vernunft, wovon ich ausgehe, nicht behaviouristisch verstanden werden kann. So wie das Bewusstsein stellt sie sowohl für die konstitutive als auch für die geschichtliche Erklärung ein Problem dar. Sie kam erst lange nach dem Erscheinen von bewussten Lebewesen auf, dennoch ist sie offenbar im Wesentlichen eine Entwicklung des Bewusstseins und sollte als Teil dieser Geschichte verständlich sein. Genau wie das Bewusstsein ist die Vernunft vom physischen Leben der Organismen, die über sie verfügen, nicht trennbar, da sie auf das Material einwirkt, das von der Wahrnehmung und dem natürlichen Verlangen geliefert wird, und da sie das Handeln sowohl direkt als auch indirekt kontrolliert. Jedes Verständnis der Vernunft wird unser Verständnis von physischen Organismen und deren Entwicklung ebenfalls
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