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Geister-Dämmerung

Geister-Dämmerung

Titel: Geister-Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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trotzdem nicht mehr sehen.
    Im ersten Moment schüttelte mich die Panik durch. War ich blind geworden?
    Die Angst setzte sich in meinem Magen fest. Ich starrte mit offenen Augen nach vorn, sah trotzdem nichts, und nur allmählich, nach einer mir endlos erscheinenden Zeitdauer, sah ich einen rötlichen Schimmer, den Widerschein des Urfeuers.
    Der Schimmer nahm an Intensität zu. Meine Augen hatten sich auf die neuen Gegebenheiten eingestellt. Ich konnte wieder sehen, schaute gegen die Flammenwand und hielt den Atem an.
    Der Seher hatte es geschafft. Seine Kraft und Stärke waren groß genug gewesen.
    In dem Vorhang aus rotgelbem Feuer klaffte ein gewaltiges Loch. Und ich konnte hindurchschauen und damit in eine Welt, die aus einem Zeit-Energie-Kontinuum bestand… Es fällt mir schwer, die Gefühle, die mich damals beherrschten, in Worte zu fassen. Wahrscheinlich gab es keine Begriffe dafür, und so blieb ich an einem hängen.
    Unfassbar!
    Ja, es war einfach unfassbar. Diese Mystik, diese Magie, das Unerklärliche auf der einen Seite und auf der anderen die Realität, dies alles zu erleben. Ich war kein Mensch, der träumte, ich stand doch mit beiden Beinen in der - mir wollte das Wort Realität nicht so recht passen -, aber ich war und erlebte diesen unfassbaren Vorgang, der mit dem Zerreißen des Flammenvorhangs seinen Anfang genommen hatte. Was lag dahinter?
    Es war keine Scheibe, es war auch kein Bildschirm, sondern die sichtbar gewordenen Vergangenheit. Und zwar in ihrer Urform. Der Vergleich mit einem Film kam mir in den Sinn. Ein Film, den ich erlebte und der vor meinen Augen ablief. Nur saß ich nicht im Kino, sondern stand auf einem Felsen, und mein Blick glitt in die Weite hinein, wo sich Licht und Schatten zu einem düster wirkenden Einerlei vermischten, das trotzdem scharfe Trennungslinien zeigte.
    Auf der einen Seite dieses glasklare Licht, das tatsächlich wirkte wie eine leicht ergraute Scheibe, in das ich jedoch hineinblicken konnte und auch etwas erkannte.
    Es waren Berge. Hoch stachen sie vom dunklen Grund ab. Gezackte Gipfel, die mir manchmal vorkamen wie der hornige Kamm eines Riesendrachen. Dahinter sah ich die unendliche Weite des Alls, wo die Welt in Bewegung geraten war, Sonnen oder Sterne explodierten, kometenhafte Schleier und Schweife durch die Düsternis schickten und diese mit ihrem Licht in das Grau hineinstießen, um Leben zu bringen. Ich erlebte die Entstehung der Welt!
    Aber konnte ich soweit gehen? Nein, dann wäre der Erdball nur eine glühende Masse im All gewesen, so sah ich nämlich schon Berge und Meere, zudem hatte ich das Gefühl, in eine Zeit schauen zu können, in der sich die beiden großen Dinge bereits getrennt hatten. Auf der einen Seite das Gute, auf der anderen das Böse!
    Aber beides noch in ihren Urformen manifestiert. Die mächtigen Dämonen, die schwarzmagischen Widersacher waren erst dabei, sich zu entwickeln.
    Es gab kein Leben auf dem Planeten. So grau und verlassen wirkte er. Nur Wasser und Land, darüber Himmel, hell und düster gespalten. Mein Blick saugte sich wieder an den Bergen fest. Ich hatte das Gefühl, als hätten sie sich verändert, wären gedreht worden, um eine andere Perspektive einzunehmen. Auf einmal kamen sie mir bekannter vor. Ja, so sahen sie aus, so mussten sie aussehen, so hatte ich sie kennen gelernt. Das waren genau die Berge und Felsen, die die Schlucht der stummen Götter einrahmten.
    Mein Herzschlag beschleunigte sich. Ich spürte den Schweiß aus den Poren quellen. So alt war die Schlucht der stummen Götter schon. Damit hätte ich nicht gerechnet. Ich hatte sie bereits als archaisch eingestuft, aber dass sie kurz nach Erschaffung der Welt schon Bestand gehabt hatte, war mir neu.
    Dabei musste ich das kurz nach Erschaffung der Welt auch relativieren, denn was zählten schon zu der Zeit eine Million Jahre? So gut wie nichts.
    Die Schlucht blieb leer. Ich konnte auch leider nicht in sie hineinschauen. Möglicherweise war sie noch bewohnt gewesen, denn die Großen Alten hatten die Schlucht der stummen Götter erst später zu einer Falle gemacht und die Götter in den hohen Bergen gefangen, wo sie auch heute noch waren und erst befreit werden konnten, wenn der letzte der Großen Alten vernichtet war. Doch wer sollte den Spuk schon töten? Das Geschehen vor mir war in eine träge Bewegung geraten. Wieder hatte ich das Gefühl, dass sich die Welt drehte und gleichzeitig zur Seite hin schob. Das war eben das Spiel der Kräfte, der

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