Geister der Vergangenheit
zurechtkommen. Auch Sie werden mich nicht retten können, denke ich mir.«
Ich lächelte ihm zu und stand zugleich auf. »Wir werden sehen, Mr. Granger. Noch ist nicht aller Tage Abend. Manchmal sind Probleme gar nicht so aussichtslos wie sie erscheinen.«
»Das sehe ich anders.«
»Würde ich an Ihrer Stelle auch.«
»Klar.«
Auch Bill stand auf. Phil Granger blieb sitzen und schaute ins Leere. Wir konnten beide nachvollziehen wie es in ihm aussah, aber wir konnten ihm auch nicht helfen. Zumindest nicht im Augenblick.
Er musste uns auch nicht zur Tür bringen. Den Weg fanden wir von allein. Im Flur sahen wir eine Frau, die den Boden putzte. Sie fluchte dabei leise vor sich hin, ohne uns richtig zu bemerken.
An der Haustür fragte Bill: »War das ein Schuss in den Ofen, John?«
»Zumindest ein halber.«
»Ich fühle mich an den Rand des Spielfelds geschoben. Allmählich zweifle ich schon an seiner Aussage. Kann man ihm glauben? Kann man es nicht? Hat er sich den Mönch eingebildet?«
»Nein«, entgegnete ich. »Dann wäre er nicht so fest bei seiner Aussage geblieben. Es gibt ihn, Bill.«
»Und woher kommt er?«
»Soll ich sagen aus dem Jenseits?«
»Das wäre ein Beginn.«
»Bringt er uns weiter?«
»Noch nicht«, erwiderte er und öffnete die Haustür.
»Er war auch nicht in der Nähe, oder?«
Ich runzelte die Stirn. »Wie kommst du darauf?«
Bill hob die Schultern. »Ich dachte dabei an dein Kreuz. Er hätte dir ja eine Warnung schicken können.«
»Nein, das ist nicht passiert.«
Wir standen vor dem Haus und waren beide recht ratlos, was nicht nur mich ärgerte. Der Besuch hatte nichts gebracht. Keine Spur von diesem geheimnisvollen Mönch.
»Wir könnten aber einige Forschungen anstellen, was den Namen Granger angeht«, schlug der Reporter vor.
»Genau daran habe ich auch gedacht. Ich komme einfach von dem Gedanken nicht los, dass wir, wenn wir den Fall lösen wollen, tief in der Vergangenheit bohren müssen.«
»Wir finden was«, sagte Bill. »Das spüre ich. Das... das... kratzt irgendwie in mir.«
»Dann können wir uns die Daumen drücken.«
Wir wandten uns nach links, da wir den gleichen Weg zurückgehen wollten. Die Straße hatte ihr trostloses Bild behalten. Das würde im Sommer kaum anders sein.
Wir hörten, dass jemand ein Fenster öffnete. Es war Phil Granger, der seinen Kopf herausstreckte.
Wir blieben stehen. Womöglich war ihm noch etwas eingefallen.
Granger sagte kein Wort. Er stand wie ein Zinnsoldat und schaute auch über uns hinweg. Die Haltung machte uns natürlich misstrauisch, und wir gingen auch keinen Schritt weiter.
Wir sahen das Fenster, wir sahen Phil Granger, der eine Zigarette zwischen den Fingern hielt, aber wir sahen noch mehr.
Hinter ihm stand eine Gestalt, eingehüllt in ein dunkles Gewand. Es war der Mönch!
***
Überraschungen gibt es immer im Leben, und auch wir wurden davon nicht verschont. Nur waren unsere zumeist anders. Die schlugen ein wie mit dem Vorschlaghammer.
»Ich glaube es nicht«, flüsterte Bill.
Doch es stimmt. Und Phil Granger musste es hinnehmen. Er sah aus, als stünde er unter Schock. Warum er das Fenster geöffnet hatte, wusste keiner von uns. Möglicherweise war er dazu verleitet worden, aber das war jetzt egal.
Wir mussten so schnell wie möglich wieder zurück in die Wohnung. Vielleicht konnten wir den Mönch stellen.
Jetzt hatten wir beide den Beweis erhalten, dass der Mönch wirklich existierte, und auf dem Weg zur Haustür erwischte uns das Glück des Tüchtigen, denn die putzende Mieterin hatte die Tür aufgezogen, um auch den Rest des Flurs zu reinigen.
Sie schrie vor Überraschung auf, als wir an ihr vorbeistürmten. Ich hätte beinahe noch den Wassereimer umgestoßen. Bis zur Wohnungstür waren es nur wenige Schritte. Wenn sich Phil Granger nicht in der Lage sah, sie zu öffnen, mussten wir es mit Gewalt versuchen.
Das brauchten wir nicht. Beim Laufen geriet automatisch die Treppe in unser Blickfeld. So schauten wir die Stufen hoch und stoppten beide für einen Moment unseren Lauf.
Vor uns stieg der Mönch die Treppe hoch.
Er bewegte sich mit energiegeladenen Schritten, wir sahen seine Kutte, die schwang, und wir blickten gegen die Kapuze, die den Kopf bedeckte.
Zu zögern und damit Zeit zu verlieren, konnten wir uns auf keinen Fall leisten.
Noch vor Bill Conolly startete ich und lief mit langen Schritten auf die alte Treppe zu...
***
»Ich muss mich nochmals entschuldigen, Sir, aber ich sah einfach keine
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