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Geisterbahn

Geisterbahn

Titel: Geisterbahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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zusammengesetzt und bemalt hatte.
    Paul erlaubte seinem Sohn, diesem makabren Hobby nachzugehen; er vertrat die Ansicht, daß sich viele Jungs in Joeys Alter dafür interessierten. Ellen hatte nie ernsthafte Einwände erhoben. Obwohl die Faszination des Jungen für Horror und Blut ihr Sorgen bereitete, war sie ihr doch ziemlich unbedeutend vorgekommen; und bei Kleinigkeiten gab sie Paul stets nach, damit er die Entscheidungen bei den größeren und wichtigeren Angelegenheiten ihr überließ.
    Doch nun war ihr Urteilsvermögen vom Wodka und von der Angst verzerrt, die Joey ihr bereitet hatte, und auch von den ungewollten Erinnerungen, die der Streich heraufbeschworen hatte, so daß Ellen die Maske zornig in den Papierkorb schleuderte. »Es ist an der Zeit, daß ich diesem Unsinn ein Ende bereite. Es ist an der Zeit, daß du aufhörst, mit diesem unheimlichen Mist zu spielen, und dich wie ein normaler, gesunder Junge benimmst.« Sie pflückte ein paar Monstermodelle von der Kommode und warf sie ebenfalls in den Papierkorb. Sie fegte die Miniaturghouls und -gobelins von seinem Schreibtisch. »Bevor du morgen früh in die Schule gehst, nimmst du diese schrecklichen Poster ab und wirfst sie weg. Achte darauf, nicht den Putz zu lösen, wenn du die Heftklammern aus der Wand ziehst.
    Ich besorge dir ein paar vernünftige Drucke, die du hier aufhängen kannst. Hast du verstanden?«
    Er nickte. Dicke Tränen liefen seine Wangen hinab, doch er gab kein Geräusch von sich.
    »Und mit diesen gemeinen Streichen ist jetzt Schluß«, sagte Ellen barsch. »Keine Gummispinnen mehr! Keine falschen Schlangen. Keine Gummiwürmer im Nachttisch.
    Hast du das begriffen?« Er nickte erneut. Er lag ganz steif da und war fast krankhaft bleich. Er schien übermäßig heftig auf ihre Ermahnungen zu reagieren. Joey sah nicht aus wie ein Junge, der mit seiner strengen Mutter sprach, sondern wie einer, der dem sicheren Tod ins Auge sah. Er sah aus, als wäre er überzeugt, daß sie ihn an der Kehle packen und erwürgen würde.
    Das Entsetzen in seinem Gesicht schreckte Ellen auf.
    Ich bin genau wie Gina.
    Nein! Das war nicht fair.
    Sie tat nur, was getan werden mußte. Das Kind mußte zur Ordnung gerufen werden und brauchte eine strenge Hand. Sie erfüllte lediglich ihre Pflicht als Elternteil.
    Genau wie Gina.
    Sie schob diesen Gedanken beiseite.
    »Leg dich hin«, sagte sie.
    Joey glitt gehorsam wieder unter die Bettdecke.
    Sie ging zum Nachttisch und legte die Hand auf den Schalter der Lampe. »Hast du  deine Gebete gesprochen?«
    »Ja«, antwortete er schwach. »Alle?«
    »ja.«
    »Morgen abend wirst du mehr Gebete als üblich sprechen.«
    »Na schön.«
    »Ich werde mit dir beten, damit du auch ja kein Wort ausläßt.«
    »Okay, Mama.« Sie schaltete das Licht aus. »Ich habe nicht gewußt, daß du es warst, Mama«, sagte er leise und unsicher. »Schlaf jetzt.«
    »Ich dachte, es wäre Amy« Plötzlich wollte sie hinabgreifen, ihn aus dem Bett heben und an ihren Busen
    drücken. Sie wollte ihn fest umarmen und küssen und ihm sagen, alles sei in Ordnung.
    Aber als sie sich zu ihm hinabbeugte, fiel ihr die Halloween-Maske wieder ein. Als sie dieses fürchterliche Antlitz gesehen hatte, hatte sie geglaubt, der Dämon in Joey sei endlich an die Oberfläche gekommen. Sie war sicher gewesen - nur eine oder zwei Sekunden lang, aber immerhin lang genug, um ihre zärtlichen Regungen zu verscheuchen -, daß die lange erwartete Verwandlung eingesetzt hatte. Und nun hatte sie Angst, erneut das schnaubende Gesicht eines Trolls zu sehen, wenn sie sich hinabbückte und ihn umarmte - nur, daß es diesmal keine Maske wäre.
    Vielleicht würde er sie diesmal ergreifen und zu sich hinabziehen, damit er ihr mit seinen scharfen, leuchtenden Klauen besser den Magen aufreißen konnte. Der Sturzbach der Liebe hatte sie durchströmt und war wieder hinausgeflossen und hinterließ eine karge Einöde aus Unsicherheit und Furcht. Sie hatte Angst vor ihrem eigenen Kind.
    Auf und ab.
    Auf und ab.
    Erneut wurde sie sich ihrer Trunkenheit bewußt. Butterweiche Knie. Unsicher.
    Benommen und verletzlich. Hinter dem verschwommenen Nachtlicht pulsierte und verlagerte sich die Dunkelheit und kam näher, als wäre sie ein Lebewesen.
    Ellen wandte sich vom Bett ihres Sohnes ab und torkelte durch die Schatten aus dem Schlafzimmer hinaus. Sie zog Joeys Tür hinter sich zu und blieb einen Augenblick lang im Korridor im ersten Stock stehen. Ihr Herz knallte wie eine lockere, vom Wind

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