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Geisterblumen

Geisterblumen

Titel: Geisterblumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Jaffe
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Colin zu reden.
    Colin, der getan hatte, als hätten er und Ro sich nie getrennt, obwohl das zerkratzte Gesicht auf dem Foto eine andere Geschichte erzählte, genau wie Roscoes Bemerkung über das gebrochene Herz. Colin, der angedeutet hatte, dass einer der Silvertons mich töten wolle. Colin, der es hasste, wenn etwas nicht nach Plan lief. Colin, der jähzornig war.
    Colin, der wegen jener Nacht solche Schuldgefühle hatte, dass er auf ein Basketball-Stipendium verzichtete, für das er jahrelang trainiert hatte, und sich zur Armee verpflichtet hatte. Colin, der laut Xandra in Wirklichkeit eine SMS an Liza geschickt hatte. Weil er sich mit ihr hatte treffen wollen. Weil er dort gewesen war.
    Es war jemand, der an jenem Abend dabei war. Jemand, den du kennst.
    Aber der Unfall mit Lizas Fahrrad. Der Ausschlag an Stuarts Händen. Wie ließ sich das alles erklären?
    Ich begann zu zittern, als ich aufstand und auf die Station zurückkehrte. Der Arzt hatte gesagt, nach einem langen Schlaf werde es mir wieder gutgehen.
    Doch wohin konnte ich gehen, wo wäre ich sicher? Wem konnte ich vertrauen? Ich hatte fast Altheas Zimmertür erreicht, als mir die Lösung einfiel.
    Glaubte ich jedenfalls.
    Coralee kam den Flur entlang, sie wirkte ziemlich kampflustig.
    »Deine Großmutter schläft, aber wir haben tolles Material von den Ärzten. Ich glaube,
Das Geisterfahrrad
könnte meine bisher erfolgreichste Episode werden.« Sie wirkte munter, doch ich bemerkte die dunklen Schatten unter ihren Augen.
    Ich schaute hinter sie. »Wo ist dein Team?«
    Sie machte eine Handbewegung. »Die schneiden irgendwo. CG -online ist ein 24 -Stunden-Job.« Als sie CG sagte, beschrieb sie einen Bogen mit den Händen und verschlang sie ineinander.
    »Du hast Glück. Mit meinen Initialen würde das nicht funktionieren.«
    Sie klopfte mir auf die Schulter. »Uns fällt schon was ein.«
    »Smile. Könnte ich heute Abend mit zu dir kommen?«
    Sie gab sich schockiert. »Was? Du willst tatsächlich mit mir abhängen?«
    »Ich dachte, es könnte ganz nett sein.« Das stimmte, auch wenn ich es nicht ohne Hintergedanken sagte. Da sie weder in Altheas Testament bedacht worden noch auf der fraglichen Party gewesen war, gehörte Coralee zu den wenigen Leuten, die mich vermutlich nicht umbringen wollten.
    Ein Ausdruck trat in ihr Gesicht, den ich noch nie an ihr gesehen hatte, und einen Moment lang wirkte sie jünger und gleichzeitig reifer, so als sähe ich das kluge, kleine Mädchen, das sie mit ihrem forschen Auftreten schützen wollte. Doch sie sah auch aus, als wäre sie sich nicht sicher, ob sie meine Nähe wollte.
    Als ich ihr Zögern bemerkte, sagte ich: »Schon gut, wenn es heute Abend nicht passt.«
    »Doch.« Auch ihre Stimme wirkte plötzlich kleiner. »Klar. Hm, ja, das wird Spaß machen.«
    Als wir Golden Mile, das gewaltige Anwesen der Golds, erreichten, war sie wieder ganz die Alte. Die gesamte Vorderseite des Hauses war noch immer eine einzige Baustelle, ständig wurde etwas renoviert.
    In Anbetracht der Tatsache, dass ihre Mutter eine berühmte Super-Hausfrau war, überraschte mich Coralees Zimmer. Die Wände waren dunkelrot, die Möbel aus Mahagoni, es sah aus wie ein Kleinmädchenzimmer. Das einzig Erwachsene war das große Bett mit dem dunklen Kopfende, doch selbst darauf lag eine Blumendecke, die mädchenhaft und ein bisschen verschlissen wirkte.
    Ich dachte, dass es ihr vielleicht gefiel, wenn manche Dinge gleich blieben, während sich die ganze Welt veränderte. Dann merkte ich, dass Coralee mich eindringlich ansah.
    Sie stand mit dem Rücken zur Tür, als wollte sie sie versperren. Unsere Blicke begegneten sich, und sie sagte: »Ich kann nicht glauben, dass ich dich endlich hier habe.« Es klang, als spräche sie mit sich selbst. »Du bist einfach mitgekommen. Du hast keine Ahnung, oder?«
    Sie lächelte, wirkte aber nicht mehr wie sie selbst. Ihr Gesicht hatte sich völlig verändert. Es war eine Maske aus purem Hass.
    Ohne mich aus den Augen zu lassen, griff sie hinter sich und schloss die Tür ab.

43. Kapitel
    » W as … was soll das, Coralee?«, fragte ich.
    »Es ist Zeit, dass wir uns mal unterhalten.«
    »Unterhalten?« Ich bekam feuchte Hände.
    Sie nickte. »Es gibt zwei Dinge, die du wissen solltest.«
    Sie machte einen Schritt auf mich zu. Ich wich einen Schritt zurück. »W-was?«
    Sie hob einen Finger. »Erstens: Ich hasse dich. Ich hasse dich seit Jahren.«
    Ich nickte, mit dem Rücken an den Kleiderschrank

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