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Geisterblumen

Geisterblumen

Titel: Geisterblumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Jaffe
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J. J. Sie hat es vom Rest der Séance abgetrennt, weil sie keine echten Geister verärgern wollte.«
    »Wieso?«
    Coralee gähnte, als hätte das Geständnis sie ermüdet. »Ich wollte nur sehen, was Bain vorhatte. Es war herrlich, erst würgte sie ihn, dann ging Grant dazwischen, und der Geist flüsterte. Was für eine Show.« Sie wurde wieder ernst. »Verrate Grant bitte nicht, dass er kein Geisterflüsterer ist, okay? Er hat so wenig Freude im Leben. Außer dir. Aber du wirst ihm das Herz brechen, oder?«
    »Ich weiß nicht, wovon du redest.«
    » LOL  … ach, egal. Ich bin zu müde.« Sie gähnte erneut.
    »Aber niemand hat dich auf der Party gesehen. Warum bist du nicht reingegangen?«
    »Um was zu sagen? Dass ich meine Geliebte suche? Eher nicht.« Sie gähnte wieder. »Ich bin fertig. Was dagegen, wenn wir jetzt schlafen?«
    »Nein.«
    Sie lieh mir ein blaues Hemdchen mit passender Shorts und zog ein fast identisches gelbes Ensemble an. Dann krochen wir unter die Decke, und sie streckte sich nach der Nachttischlampe. »Gute Nacht, Ro.«
    »Gute Nacht, Coralee.«
    Ich war noch nicht ganz eingeschlafen, als sie sagte: »Liza wollte es dir sagen. Das mit uns. Sie dachte, du würdest es verstehen, und sie sagte auch, es würde dich ganz verrückt machen, weil du merktest, dass sie ein Geheimnis vor dir hatte. Du hättest dich schlecht gefühlt, weil sie es dir nicht sagen wollte. Ich war unsicher. Ich hielt dich für ein ziemliches Miststück, aber Liza meinte, das wäre ein Irrtum.« Sie atmete hörbar aus. »Ich schätze, sie hatte recht.«
    Am nächsten Morgen wachte ich vor ihr auf. Ich versuchte, mich so leise wie möglich fertigzumachen, doch als ich gehen wollte, sagte sie: »Danke. Dass ich über Liza sprechen durfte. Ich vermisse sie, und … es war toll, wieder mal an sie zu denken.«
    »Gern geschehen.«
    »Drückdichtschüss.«
    »Drückdichtschüss.«
    Auf dem Weg zum Krankenhaus schaute ich auf mein Handy. Als ich sah, dass der Akku leer war, wurde mein Mund trocken, und meine Brust zog sich zusammen.
    Ignoriere mich nicht
, hörte ich Lizas Stimme.
Gib acht.
    Du bist verrückt,
sagte ich zu mir selbst und atmete tief durch.
Es wird nichts passieren.
    Ich sollte mich irren.
    Denn als ich ins Krankenzimmer kam, stand Liza an Altheas Bett.

44. Kapitel
    Dienstag
    » L iza?«, keuchte ich und lief auf sie zu.
    Sie lächelte nicht, sondern sah mir düster entgegen und schüttelte den Kopf. »Nein, ich bin ihre kleine Schwester Ellie. Du erinnerst dich sicher nicht an mich.«
    »Ellie«, hauchte ich, dem Zusammenbruch nahe. »Du bist immer herumgelaufen und hast dabei gelesen«, sagte ich, Roscoes Worte wiederholend.
    Ihr Blick hellte sich auf. »Du erinnerst dich also doch.«
    Ich schaute zu Althea hinüber, die noch zu schlafen schien, und dann wieder zu Ellie. Aus der Nähe sah sie Liza gar nicht so ähnlich, sie hatte zwar die gleichen blauen Augen und das goldene Haar, aber strengere Züge. Vielleicht war ihr Mund auch nur weniger geübt im Lächeln.
    Ich hielt Ausschau nach Victoria oder ihrem Vater. »Du wohnst jetzt in Tempe, oder? Wie bist du hergekommen?«
    »Ich habe den Bus genommen. Niemand soll wissen, dass ich hier war.«
    Ich machte große Augen. »Sicher. Geht es … geht es dir gut? Stimmt irgendetwas nicht?«
    Sie verschlang die Finger und biss sich auf die Lippe. »Ich glaube …«, sie stockte kurz. »Ich glaube, ich habe Liza getötet.«
    Einen Moment lang war ich sprachlos.
    Dann fragte sie: »Können wir ein bisschen spazieren gehen?«
    Ich schüttelte die Schockstarre ab. »Klar doch.« Wir gingen in den Flur. »Kannst du mir sagen, wie du … ich meine …«
    »Ich habe es nicht wörtlich gemeint«, erklärte sie. »Das glaube ich jedenfalls. Genau das ist das Problem. Verstehst du?«
    Ihre Stimme klang nicht flehend, sondern sachlich, als würde sie mich in einem Algebra- oder Schachproblem um Rat fragen.
    »Ich bin mir nicht sicher. Kannst du mir mehr dazu sagen?«
    »Ich glaube, dass ich für ihren Tod
verantwortlich
bin.« Sie griff in die Tasche. »Deswegen.«
    Sie hielt mir einen Zettel hin. Er war hellblau mit einem dunkelblauen Stern in jeder Ecke. Darauf stand:
Es ist so weit. Am Freitag gehen wir weg. Neun Uhr am alten Billigladen. Ich liebe dich.
    Ich drückte die Ellbogen an den Körper, damit meine Hände nicht zitterten.
    »Woher hast du den?«
    »Aus ihrem Geheimversteck. Dem von Colin und Liza. Der große Kaktus, den sie Old Man nennen. Sie haben einander

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