Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geisterblumen

Geisterblumen

Titel: Geisterblumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Jaffe
Vom Netzwerk:
Ich bin zu ihr gegangen, um mit ihr zu reden, und fragte, was los sei, sie sei doch die beste Spielerin im Team. Da wurde sie total sauer und sagte, ich solle mich um meinen Kram kümmern, und …« Sie wandte sich zu mir. »Hat sie dich jemals angeschrien? So richtig?«
    Ich hatte mich seitlich neben sie gelegt und schüttelte den Kopf.
    Coralee stieß einen Pfiff aus. »Sie war unglaublich heiß, wenn sie wütend war. In ihr hatte sich so vieles angestaut, das sie fast nie herausließ, aber …« Sie schaute an die Decke. »Egal, sie hat mich jedenfalls angeschrien, und da habe ich sie … einfach geküsst. Sie war der erste Mensch, den ich je geküsst habe. Und sie küsste mich zurück. Und das war’s.«
    »Ihr habt es total geheim gehalten.«
    »Wir hatten Angst. Meine Familie, ihre Familie, ihre große Schwester, du. Alle in der Schule. Wir wussten nicht, wie ihr reagieren würdet. Heute wäre es anders. Aber es ist drei Jahre her, wir waren damals erst in der neunten Klasse.«
    »Ich dachte – die Polizei dachte –, ihr hättet euch nicht verstanden.«
    »Ah.« Ihre Augen blickten wieder zur Decke. »Wir glaubten, das wäre eine gute Tarnung. Dass niemand etwas merken würde. Was auch funktioniert hat. Wir hingen meistens hier bei mir rum. Deswegen habe ich mein Zimmer nicht renoviert … es erinnert mich an sie.«
    »Warum bist du an dem Abend zu der Party gegangen?«
    Statt zu antworten, fragte sie: »Erinnerst du dich an Victoria, Lizas ältere Schwester? Die im Internat war?«
    Grant hatte erzählt, in Victorias Augen habe Aurora einen schlechten Einfluss auf ihre Schwester gehabt. »Kaum.«
    »Ich glaube, Liza hat sie irgendwie vergöttert. Wenn Victoria aus der Schule nach Hause kam, zog sie sich anders an und redete anders, wie eine jüngere Doppelgängerin ihrer Schwester. Sie beantwortete fast nie meine Anrufe oder SMS , oder sie ließ Victoria ans Telefon gehen und mir ausrichten, sie sei beschäftigt. Dann hörte ich sie im Hintergrund lachen. Als wäre ich nicht gut genug für sie und die Freundinnen ihrer Schwester. Als wäre ich ihr peinlich.« Coralee wickelte sich eine glänzende Haarsträhne um den Finger. Ihre Stimme klang leiser und traurig, als sie weitersprach. »Zum ersten Mal passierte es in den Frühjahrsferien. Ich habe ziemlich viel Zeit hier verbracht und geweint. Aber als wir wieder in der Schule waren, war alles normal. Ich war so glücklich. Ich habe nicht mal gefragt, weshalb sie so gemein zu mir war. Und dann machte sie es wieder, als ihre Schwester im Sommer nach Hause kam. Sie verschwand einfach.«
    »Also bist du auf die Party gegangen, um sie zu sehen?«
    Coralee nickte. »Ja. Sie rief mich an dem Morgen schließlich zurück und sagte, du hättest eine Art Nervenzusammenbruch, sie könne dich nicht allein lassen. Etwas wegen Colin und Trennung. Dadurch habe ich überhaupt von euch beiden erfahren. Liza sagte, sie hätte seine Nachrichten für dich beim Old Man abgeholt und deine dort hinterlassen, damit keiner etwas von eurer Beziehung erfuhr. Wir waren wohl nicht die einzigen in Tucson, die Geheimnisse hatten.«
    »Wohl nicht.«
    »Jedenfalls wollte ich unbedingt mit ihr reden. Ich hatte sie zwei Wochen nicht gesehen, seit Victoria nach Hause gekommen war, und als ich hörte, dass sie mit dir zusammen abhing, wurde ich eifersüchtig. Also bin ich auf die Party gegangen, weil ich mit ihr reden wollte, aber als ich ankam, konnte ich euch beide nicht finden. Ich habe nur deinen Cousin gesehen, der sich gerade mit J. J. unterhielt.«
    Ich erinnerte mich, dass Grant einen J. J. erwähnt hatte. »Meinst du den J. J., der im Golfclub arbeitet? Er war auf der Party?«
    »Ja, aber nicht
offiziell
. Das war genau J. J.s Ding, oder? Sicher, er arbeitete im Golfclub, aber vor allem war er eine Art Ganove. Leute wie Bain hängen gerne mit Leuten wie J. J. ab, weil sie sich dabei cool und gefährlich vorkommen. Außerdem stellen sie sich vor, dass J. J. insgeheim wie sie sein möchte.«
    Das klang ziemlich nach Bain.
    Ich stützte mich auf einen Ellbogen. »War das derselbe Jay, den Madam Cruz bei der Séance heraufbeschworen hat?«
    Sie lachte. »Ja und nein. Es war dieser J. J., aber ich hatte ihr vorgegeben, was er sagen sollte.« Als sie meinen Gesichtsausdruck sah, fügte sie rasch hinzu: »Sie ist ein echtes Medium, sie kann Leute heraufbeschwören. Aber sie ist auch eine Freundin von Mom und hat sich deshalb bereiterklärt, so zu tun, als stünde sie in Kontakt mit

Weitere Kostenlose Bücher