Geisterblumen
besser.«
»Tut mir leid.«
Sie öffnete die Beifahrertür. Das war der Wagen, den ich in dem Haus in den Bergen gesehen hatte, als Bridgette mit ihrem Freund zusammen gewesen war.
Mir fiel ein, dass Bridgette in dem Billigladen gesagt hatte, wie kostbar Geheimnisse sein könnten.
»Kann ich helfen?«
In Jordans schönem Gesicht standen Traurigkeit und Verlust. Sie warf einen Blick auf die Stelle, an der Bridgette gestanden hatte und die jetzt leer war. »Nein. Niemand kann mir helfen. Außer, du kannst sie davon überzeugen« – sie neigte den Kopf in Richtung des Hauses –, »dass es mir nichts bedeutet, was ihre Familie denkt und wie viel Geld ihre Großmutter ihr hinterlässt oder auch nicht.«
Deshalb also der Streit. »Wie lange wart ihr zusammen?«
»Etwas über drei Jahre. Die Party damals war eines unserer ersten Dates.« Sie wischte ihre Wange an einer Bluse ab, die oben auf dem Stapel lag. »Wir waren an dem Abend die ganze Zeit über zusammen. Na ja, bis die Silverton-Show anfing.«
»Was ist das?«
»Ist dir aufgefallen, dass Bain und Bridgette immer streiten, sobald sie zusammen sind? Als stünde es in einem Vertrag?«
Ich lachte. »Ja.«
»An jenem Abend hatten sie einen Riesenstreit. Sie hatte herausgefunden, dass Bain dich und Liza in den Weinkeller gesperrt hatte, und war außer sich.«
»Er hat uns eingeschlossen? Wieso?«
»Keine Ahnung. Es hatte etwas mit Jimmy Jakes zu tun, J. J., und irgendeinem Plan, den sie ausgeheckt hatten. Aber es lief nicht nach Wunsch, und als Bain wieder nach euch gesehen hat, war nur noch Liza da. Du warst verschwunden, und er war stinksauer.«
»Die Polizei hat etwas anderes erzählt.«
»Wir waren alle einer Meinung, dass die Polizei das nicht erfahren musste. Na ja, jedenfalls Bain und Bridgette. Wir anderen haben einfach mitgemacht.«
Natürlich
, dachte ich. »Also bin ich gegangen, und Liza blieb auf der Party. Weißt du, was als Nächstes passiert ist?«
»Als ich sie das letzte Mal gesehen habe, redete sie gerade mit ihm.«
»Mit Bain?«
Sie nickte. »Das war das letzte Mal, dass ich ihn an dem Abend gesehen habe.« Sie schaute zu Bridgettes Zimmer hoch. »Ich muss los.«
»Klar.« Ich trat zurück, damit sie die Wagentür öffnen konnte. »Tut mir leid, dass ihr Streit hattet.«
»Es wurde allmählich Zeit.« Sie seufzte. »So konnte es nicht weitergehen.«
Als sie den Rückwärtsgang einlegte, fiel mir ein, dass ich etwas vergessen hatte. Ich machte ein Zeichen, und sie öffnete das Fenster. »Du sagtest Jimmy Jakes. So wie James Jakes? Er ist tot, oder?«
Sie nickte. »Er hat Selbstmord begangen.«
Daher kannte ich den Namen. Von der Polizeiwache. Er war der einzige andere Selbstmörder, der vom Three-Lovers-Point gesprungen war.
45. Kapitel
I ch ging ins Haus, stöpselte mein Handy ans Ladegerät und griff nach dem Wörterbuch, in dem ich den Zettel aus Bridgettes Filofax versteckt hatte, auf den Bain damals das Angebot mit den 100 000 Dollar geschrieben hatte. Ich schob den Zettel von Ellie dazu und ging in die Dusche.
Etwas daran störte mich. Etwas, das mich noch einmal alles Revue passieren ließ, was ich in den vergangenen Tagen erfahren hatte. Während das Wasser den Schmutz des Unfalls von mir abspülte, ertönte in meinem Kopf ein Gewirr unterschiedlichster Stimmen …
Xandra, die gesagt hatte, dass Liza eine SMS von Colin erhalten habe.
Jordan, die von der Silverton-Show sprach.
Onkel Thoms Aussage auf der Polizeiwache: »Vor zwei Jahren war es die Uhr. Diesmal ist es ein Knopf.«
Plötzlich keuchte ich auf. Ich sprang aus der Dusche, wickelte mich in ein Handtuch und griff gerade nach dem Wörterbuch, als das Telefon klingelte.
Wie ein dressierter Hund schnappte ich danach. Als ich den Namen
N. Martinez
im Display sah, schlug mein Herz augenblicklich schneller. Ich sagte mir, dass sei so, weil er der einzige Mensch war, der mir helfen konnte, aber ich wusste, dass das nicht der wahre Grund war.
Als ich mich meldete, kam er gleich zur Sache: »Wir müssen miteinander reden.«
»Ich weiß. Ich glaube …«
»Wo bist du?«, fiel er mir ins Wort. Ich merkte, dass seine Stimme angespannter und ernster klang als je zuvor.
»Zu Hause.«
»Du musst weg von dort. Wir treffen uns in der Eingangshalle des Krankenhauses.«
Ich bekam weiche Knie. »Was ist los?«
»Komm einfach her. So schnell wie möglich.« Dann war die Verbindung unterbrochen.
Meine Hände begannen zu zittern, und das Wörterbuch fiel auf
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