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Geisterblumen

Geisterblumen

Titel: Geisterblumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Jaffe
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an?«
    »Ich weiß nicht. Das ist …«
    »Mag er es auch, wenn du dich wehrst?«
    Einen Moment lang sah ich eine solche Trostlosigkeit und Verzweiflung in ihrem Gesicht, dass ich sie am liebsten umarmt hätte. Doch dann setzten sich vor meinen Augen die Bridgette-Teilchen wieder zusammen, fielen Stück für Stück in ihren sorgfältig arrangierten Platz zurück, und schon sah sie wieder genauso aus wie immer. Perfekt. Lackiert.
    »Sie trug einen Trenchcoat«, sagte Bridgette schließlich. Zwischendurch zitterte ihre Stimme, obwohl sie dagegen ankämpfte. Sie drückte die Schultern durch und strich über ihre Jeans. »Das Gespräch ist beendet. Ich erwarte dich in spätestens fünf Minuten unten. Du benimmst dich, als wäre nichts passiert.« Sie glitt zur Tür hinaus, wobei sie ihre Tasche umklammerte, und ließ die Tür mit einem Klick hinter sich ins Schloss fallen.
    Ich schaute ihr einen Moment lang nach und begriff, dass es mir besser ging. Hoffentlich nicht nur, weil es ihr jetzt schlechter ging, aber sicher war ich mir nicht. Außerdem hatte sie ausdrücklich erklärt, ich solle mir nichts aus alldem machen.
    Ich stieg aus der Badewanne und vergewisserte mich, dass der neue, weitere Ausschnitt meiner Strickjacke, an der nun zwei Knöpfe fehlten, nicht zu obszön war. Dann verließ ich das Badezimmer. Vielleicht war es ein Verteidigungsmechanismus, aber ich dachte auf einmal nicht mehr an das, was Stuart mir angetan hatte. Ich dachte nur daran, wie wütend er reagiert hatte, als ich seinen Stolz verletzt hatte.
    Und an den Zorn in seiner Stimme, als er Liza eine »dreiste Schlampe« genannt hatte. Dieser Zorn war … mörderisch gewesen.

27. Kapitel
    C oralee saß auf dem Bett, als ich aus dem Badezimmer kam. Sie sprang auf und stürmte auf mich zu.
    »Geht es dir wirklich gut?«
    »Ja.«
    Sie hielt mich eine Armlänge von sich weg und überprüfte mein Outfit. Sie rückte meine Kette zurecht – eine Silberkette, an der ein Herz und ein Pfeil baumelten –, runzelte angesichts der fehlenden Knöpfe an meiner Strickjacke die Stirn, nickte und trat einen Schritt zurück. »Hast du mir irgendetwas über den Vorfall zu sagen?«
    »Nur, dass Stuart besser aufpassen sollte, was er mit seinen Händen tut.« Ich hielt inne. »Wird das gefilmt?«
    Sie lächelte und deutete auf die große Blumenbrosche, die sie trug.
    Ich hielt mir die Hand vors Gesicht. »Ich bin für heute fertig.«
    »Wir reden morgen im Spa weiter. Heiße Geständnisse in der Sauna.«
    Ich ging an ihr vorbei und die Treppe hinunter ins Erdgeschoss. Als ich eintrat, wurde es still im Raum, bevor alle ein bisschen zu angeregt weiterredeten.
    Stuart lehnte an der Bar und unterhielt sich mit jemandem vom Partyservice. Dann und wann warf er mir einen fiesen Blick zu. Huck war es gelungen, Bain in die Enge zu treiben, und seiner Gestik nach zu urteilen, wollte er ihm wohl ein tolles Konzept für einen Nachtclub oder eine neue Champagnermarke verkaufen.
    Die Gesprächsfetzen, die ich hörte, verrieten mir, dass die Leute in zwei Lager gespalten waren. Es gab jene wie Coralee, die die Séance
krass
und Madame Cruz hammermäßig fanden, und jene, die, angeführt von Bridgette, die Vorstellung als Betrug und das Medium als Schwindlerin bezeichneten.
    Ich wusste nur eins: Ich wollte hier weg. Bridgette kam herüber, als hätte sie es gespürt, und steuerte mit mir auf Jordan zu, doch schon nach zwei Schritten trat ein strahlendes Lächeln auf ihr Gesicht. »Grant. Hey. Was sagst du zu der Sache?«
    Grant sah von ihr zu mir und wieder zurück. »Wir waren be
geistert
«, sagte er mit todernster Miene.
    Bridgette lächelte lauwarm. »Wie clever.«
    Grant wandte sich an mich. »Ich habe mir im
Geiste
überlegt, wie ich dich zum Lachen bringen könnte.«
    Ich gab mich skeptisch. »Du kannst es ja mal versuchen.«
    Bridgette ließ meinen Arm los. »Ich lasse euch dann mal allein.« Sie nickte mir ermutigend zu, als wollte sie andeuten, dass Aurora mit jemandem wie Grant gesprochen hätte.
    Wir sahen, wie sie zu Jordan und Scar hinüberging. Als sie außer Hörweite war, fragte Grant: »Wie geht es dir?«
    Wie würde es Aurora wohl gehen? »Gut. Das war seltsam. Irgendwie cool.«
    »Yeah. Das stimmt. Meinst du, es war wirklich Liza?«
    »Wie soll das gehen? Sie ist tot.«
    Er wirkte fasziniert. »Du glaubst also nicht an Geister?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Du denn?«
    Er presste die Lippen aufeinander und nickte knapp. »Ja und nein.« Er schien einen

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