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Geisterfjord. Island-Thriller

Geisterfjord. Island-Thriller

Titel: Geisterfjord. Island-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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Unsere Lage ist schon schlimm genug.«
    Katrín war derselben Meinung wie Líf. Hier ging etwas höchst Sonderbares vor, das sich nicht damit erklären ließ, dass ein ganz normales Kind in der Gegend herumirrte. Sie wollte Líf gerade zustimmen, als die Bodendielen knirschten und sie alle zum Schweigen brachten. »Wart ihr das?«, flüsterte Katrín, obwohl das völlig abwegig war. »So hat es eben auch angefangen.« Das Geräusch schien seinen Ursprung in der kleinen Küche zu haben, in der sie saßen.
    Keiner wollte zugeben, zu fest aufgetreten zu sein. »Putti?« Líf bückte sich und nahm den Hund auf den Arm. »Ob er das war?« Sie schaute sich panisch um und drückte das kleine Tier fest an ihre Brust. »Ist er schwer genug?«
    »Soll das ein Witz sein? Er ist so schwer wie ein Flaschenkorken. Man würde ihn noch nicht mal hören, wenn er mit voller Kraft hochspringen würde.« Das Knarren ertönte erneut, diesmal wesentlich leiser als vorher. Líf jammerte leise und stieß bei ihrem Versuch, näher zu den anderen zu rücken, an den Tisch, so dass Garðar die Kerze gerade noch festhalten konnte, bevor sie umkippte. Er nahm den Kerzenständer in die Hand und beleuchtete das Zimmer. Dann stand er auf und starrte zu der Stelle, aus der das Geräusch gekommen war. »Seid mal ganz leise.« Konzentriert schaute er geradeaus, und als es wieder knarrte, ging er mit der Kerze zur hinteren Küchenwand. Dort waren nur die kaputten Bodendielen und die Enden der zerbrochenen Fußleisten zu sehen. Garðar ging weiter, und als er nur noch einen Schritt von dem Fleck entfernt war, knarrte es erneut, diesmal so leise, dass sie es kaum gehört hätten, wenn sie nicht ganz still gewesen wären. »Hier ist nichts«, sagte Garðar irritiert. Er beugte sich hinunter und führte die Kerze an der Wand und am Boden entlang. Als er sich wieder aufrichtete, war er viel entspannter. »An dieser Stelle muss irgendwas mit der Statik nicht stimmen. Erinnert ihr euch an die Fußleisten? Vielleicht greift der Schimmelpilz das Holz an, und dadurch bewegt sich das Haus.« Er drehte sich um, zufrieden, eine Erklärung gefunden zu haben, aber auch beunruhigt, weil er der Einzige von ihnen war, der das Haus noch nicht aufgegeben hatte. »So ein Mist!« Er kam zu den Frauen zurück. »Ich glaube, uns bleibt nichts anderes übrig, als den Boden aufzureißen und zu checken, wie es darunter aussieht.«
    »Aber bitte nicht jetzt!« Líf hatte ihren Griff um den Hund ein wenig gelöst, und Putti wand sich verzweifelt in ihren Armen und versuchte, wieder auf den Boden zu kommen. »Und wenn da was drunter ist?«
    »Was denn? Ein Geist?« Garðar schüttelte genervt den Kopf.
    Líf ließ den Hund los und zupfte ihren Pulli zurecht. »Es reicht ja schon, wenn es nur der Nährboden für diesen ekligen Pilz ist. Ich hab im Internet gelesen, dass man schwer krank werden kann, wenn man Schimmelsporen einatmet. Gerade in solchen alten Häusern. Diese Sporen fliegen durch die Luft, die sind so klein, dass man sie nicht sieht.«
    »Wenn das stimmt, haben wir uns schon längst angesteckt, Líf.« Garðar stellte die Kerze wieder auf den Tisch und setzte sich.
    »Stand in dem Artikel auch, dass die Pilze Wahnvorstellungen auslösen können?«, fragte Katrín. Das würde in der Tat vieles erklären, was bisher im Haus passiert war. Wenn der Schimmel lebensgefährlich war, würde das auch erklären, warum der ehemalige Besitzer umgekommen war. »Vielleicht stehen wir unter Drogen, ohne es zu merken.« Als sie sich auf ihrem Stuhl zurechtsetzte, zog sich ein stechender Schmerz durch ihr gesamtes Bein – nicht gerade ein Anzeichen dafür, dass sie high war.
    »Nee, das stand da nicht, aber es war auch kein wissenschaftlicher Artikel.« Líf freute sich über die schwache Hoffnung, dass alles ganz normal sein könnte – ungeachtet dessen, dass sie, wenn sie auf einem richtigen Pilztrip wären, vermutlich ernsthaft krank wären. »Wow, das wäre voll cool! Vielleicht ist das alles ganz normal, und wir bilden uns den ganzen Scheiß nur ein.« Ihr Blick fiel auf Katríns ausgestrecktes Bein auf dem Stuhl. »Außer das da vielleicht. Ich glaube, du bist wirklich verletzt.«
    »Das glaube ich auch.« Katrín lehnte sich so weit wie möglich zurück, in der Hoffnung, es in einer anderen Stellung besser aushalten zu können, bis die Medikamente wirkten. »Wie lange ist es eigentlich her, dass ich die Tabletten genommen habe?«
    »Zehn Minuten, eine Viertelstunde oder so?«

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