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Geisterfjord. Island-Thriller

Geisterfjord. Island-Thriller

Titel: Geisterfjord. Island-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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Kinderstimme meldete sich. »Grüß dich, ist Heimir zufällig zu Hause?« Freyr fühlte sich wie bei einem Telefonstreich.
    »Äh, ja«, antwortete die Stimme erstaunt. »Das bin ich.«
    »Hallo, Heimir. Ich heiße Freyr, ich weiß nicht, ob du dich noch an mich erinnerst. Ich bin … war Bennis Vater. Erinnerst du dich an Benni?«
    »Äh, ja.« Der Junge wurde vorsichtig. »Warum rufen Sie mich denn an?«
    »Die Polizei hat mir alte Berichte gegeben, und mir ist was aufgefallen, wonach ich dich fragen wollte. Es ist nichts Schlimmes, du kannst meine Fragen ruhig beantworten. Ich muss noch nicht mal bei dir vorbeikommen, so unwichtig ist es.« Freyr ließ sich kaum Zeit, Luft zu holen. »Das ist doch bestimmt in Ordnung für dich, oder?«
    »Äh, ja, ich weiß nicht.«
    Freyr schnitt ihm das Wort ab: »In dem Bericht sagst du, du hättest dich in dem Garten neben unserem hinter einem Schuppen versteckt und deshalb nicht gesehen, wo Benni und die anderen Kinder hingelaufen sind. Dann hättest du gemerkt, dass du zu spät zum Geburtstag deines Cousins kommen würdest und wärst gegangen, bevor dich die anderen gefunden haben, stimmt das?«
    »Ja, ich glaub schon. Ich weiß nicht mehr so genau. Das ist tierisch lange her.«
    »Ich weiß, aber nehmen wir einfach mal an, dass die Polizei das Richtige aufgeschrieben hat. Zwei andere Kinder sagen, sie hätten sich auch in diesem Garten versteckt, einer hinter dem Gartenhäuschen und der andere hinter den Büschen. Sie haben einander gesehen, erinnern sich aber nicht daran, dich gesehen zu haben. Das Problem ist, es gibt in diesem Garten nicht einen Schuppen und ein Gartenhäuschen, also wart ihr entweder beide im selben Versteck, oder du oder die beiden anderen haben nicht die Wahrheit gesagt oder sich nicht richtig erinnert. Was meinst du?«
    »Äh …«
    »Was sagst du dazu, Heimir?«
    »Äh … vielleicht hab ich mich auch woanders versteckt, ich bin mir nicht sicher.«
    »Heimir.« Freyr bemühte sich, nicht wütend zu werden. »Mir ist völlig egal, wo du dich versteckt hast. Ich will nur wissen, ob du eine Idee hast, was mit Benni passiert sein könnte, mir ist auch völlig egal, warum du das damals nicht erzählt hast. Du warst noch klein, und alle machen mal Fehler. Ich werde das niemandem weitersagen, und es wird dir viel, viel bessergehen, wenn du mir die Wahrheit erzählst.« Freyr holte tief Luft und hielt inne. Mehr konnte er im Grunde nicht sagen, zumindest nichts, was vertretbar war. »Ich muss Benni finden, Heimir. Er will, dass wir ihn finden, und du willst doch bestimmt dein Gewissen erleichtern. Erst hast du gesagt, Benni hätte sich in einem U-Boot versteckt, war das richtig?«
    »Äh … äh …« Der Junge war den Tränen nahe. »Versprechen Sie mir, es niemandem zu sagen … auch nicht meinem Vater?«
     
    Als Dagný kam, machte Freyr ihr schweigend die Tür auf und ging wie ferngesteuert Richtung Küche, ohne zu registrieren, ob sie ihm folgte. Er setzte sich vor den Computer und starrte auf den Bildschirm. »Ist was?« Dagný war ihm gefolgt und stand mit verwundertem Gesicht vor ihm.
    Freyr wandte seinen Blick vom Bildschirm ab und schaute sie an, unsicher, was er sagen sollte. Als Dagný ihre Frage wiederholte, fand er endlich seine Stimme wieder. »Benni. Ich glaube, ich habe Benni gefunden.« Er starrte wieder auf den Bildschirm. »Oder so ähnlich.«
    »Was meinst du?« Dagnýs Stimme klang so, als halte sie ihn für total durchgedreht.
    »Er ist hier. Direkt neben dem Bildausschnitt, man sieht ihn nicht.« Freyr zeigte auf den schwarzen Kunststoffrand des Bildschirms. Dagný trat neben ihn und beugte sich hinunter, um zu sehen, worauf er hinauswollte. Verwundert hob sie die Augenbrauen, als sie das eingefrorene Bild des Parkplatzes vor der Tankstelle sah. Das Auto, das Freyr gerammt hatte, war in der rechten unteren Ecke zu sehen. »Ich weiß nur nicht, was mit dem Auto und dem Fahrer passiert ist.«
    »Du glaubst also, Benni war in dem Auto und ist von dem Fahrer entführt worden? Wie kommst du darauf?« Dagný war ganz ruhig und redete auf ihn ein wie auf einen Betrunkenen, den man beschwichtigen musste.
    »Er ist nicht in das Auto gestiegen, und der Fahrer hat meines Wissens auch nichts verbrochen.« Freyr konnte kaum reden. »Aber wenn ich ihn finde, finde ich Benni.«
    Dagný beugte sich vor und fixierte den Bildschirm. »Geh mal weg«, sagte sie barsch und setzte sich auf Freyrs Stuhl, nachdem er aufgestanden war. Sie tippte auf

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