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Geisterfjord. Island-Thriller

Geisterfjord. Island-Thriller

Titel: Geisterfjord. Island-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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sei denn, die Bank fand einen Weg, sie trotz des Parlamentsbeschlusses zu verdonnern.
    »Was ist das?« Katrín zeigte zu der Anhöhe südlich des Dorfs, wo ein großer Stein in den Himmel ragte, der von Menschen angelegt worden sein musste.
    Garðar drehte sich um, schaute in die gezeigte Richtung und zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Sollen wir mal hingehen? Wir können uns ja auf dem Weg die Häuser anschauen, vielleicht sehen wir was Nützliches.«
    »Ich fände ein Bad oder ein Spa am nützlichsten«, sagte Líf und rümpfte die Nase. »Gegen eine Massage hätte ich auch nichts einzuwenden.«
    »Träum weiter.« Katrín hätte ihre Hand schon für ein heißes Schaumbad gegeben und träumte schon längst nicht mehr von sauteuren Wellness-Centern.
    Langsam gingen sie über den Pfad, mussten aber immer wieder stehen bleiben, wenn Garðar den Socken an seinem verletzten Fuß hochzog oder umkrempelte, um die Ferse zu schützen. Beide Methoden wirkten nicht lange, und Garðar hatte angefangen zu humpeln, als sie endlich die Stelle erreichten, die Katrín gesehen hatte. Unterwegs hatten sie die anderen Häuser bewundert, ohne neue Ideen zu bekommen, wie sie die Renovierung ihres eigenen Hauses am besten angehen sollten. Wenn Garðar keine Blase am Fuß gehabt hätte, hätten sie sie genauer unter die Lupe genommen, aber dann wäre der Spaziergang zu lang geworden. Man merkte, dass bei der Errichtung des Dorfes genug Platz zur Verfügung gestanden hatte, denn die Häuser standen weit auseinander. Andererseits hätte sich die Siedlung in der Tiefebene auch nicht viel weiter ausdehnen können.
    »Wir müssen nicht weitergehen, wenn du solche Schmerzen hast«, sagte Katrín und verzog das Gesicht, als Garðar den Socken von einer großen, feuerroten Blase zog. Er wimmerte, als der neugierige Hund an der Wunde schnüffelte. Katrín versuchte, sich daran zu erinnern, ob sie Pflaster oder Mullbinden aus dem Auto mitgenommen hatten, wusste aber nur noch, dass sie es vorgehabt hatte. »Das sieht ja echt schlimm aus.«
    »Das ist morgen wieder okay. Ich hab noch andere Schuhe dabei, die sind am Knöchel nicht so hoch.« Garðar zog den Socken bis zum Spann herunter und legte seinen Fuß auf den Schuh. »Blöd von mir, dass ich die nicht gleich angezogen habe.«
    »Das ist total eklig.« Líf machte ein angewidertes Gesicht und grinste dann. »Wir müssen den Fuß leider amputieren. Sehr ärgerlich.«
    Garðar wirkte nicht amüsiert, versuchte aber zu lächeln. Er wollte etwas entgegnen, aber Katrín war schneller. »Warte doch einfach hier. Líf und ich laufen schnell rüber, schauen uns die Sache an und kommen dann sofort wieder. Du kannst so lange deinen Fuß ausruhen, und anschließend schlendern wir in aller Ruhe zurück.«
    Garðar war froh, sich setzen zu können. »Gute Idee, ich glaube, wenn ich noch einen Schritt weitergehe, schaffe ich den Rückweg nicht mehr.« Er ließ sich auf einen Grashügel fallen, der wie geschaffen dafür war, die müden Knochen auszuruhen. »Es tut bestimmt gut, die Ferse ein bisschen zu kühlen.« Er streckte das Bein aus und hielt seinen halbnackten Fuß in die Luft. Wie auf Kommando frischte der Wind sofort auf.
    »Ich warte auch hier«, sagte Líf und setzte sich neben ihn. »Ich bin für den Rest meines Lebens genug gewandert.« Sie sank auf den Rücken und starrte in den Himmel. »Aber bleib nicht zu lange.«
    Als Katrín die Böschung hinaufging, musste sie sich ständig die Haare aus dem Gesicht streichen, denn der Wind hatte sich vorgenommen, sie immer wieder vor ihre Augen zu wehen. Sie blieb kurz stehen, um ein Haargummi aus ihrer Anoraktasche zu holen, fand aber keins. Deshalb sah sie nicht viel und merkte erst, was es mit dem Platz auf sich hatte, als sie fast dort angekommen war. Sie blieb stehen, drehte sich um und rief Garðar und Líf zu: »Es ist ein Friedhof! Vielleicht sind die Kreuze von hier!« Sie war sich nicht sicher, ob die beiden sie bei dem Wind hören konnten, aber Garðar winkte immerhin. Anstatt lauter zu rufen, ging sie weiter bis zu der ebenen Fläche, auf der sich ein paar prächtige, aber schlecht gepflegte Gräber befanden. In der Mitte des Friedhofs stand ein steinernes Denkmal – der Stein, der Katríns Aufmerksamkeit erregt hatte.
    Nach der Anzahl der Gräber hatten nur ein paar Dutzend Menschen ihr Leben an diesem Ort gelebt und beendet. Den meisten Gräbern hatte der Winter ganz schön zugesetzt, wahrscheinlich wurden einige nie gepflegt, und die

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