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Geisterfjord. Island-Thriller

Geisterfjord. Island-Thriller

Titel: Geisterfjord. Island-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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Colatropfen von ihrem Kinn und ihrer Brust. »Entweder, du holst kein Bier, oder ich komme mit.« Sie wollte kein Bier und auch nicht raus in die Dunkelheit. Der Hund schaute wieder auf und starrte sie bekümmert an, so als stimme er ihr aus tiefstem Herzen zu.
    »Ihr lasst mich hier nicht alleine«, sagte Líf todernst. »Ich komme mit.« In diesem Moment wurden die weißen Wände bleicher und das gelbliche Mondlicht schwächer. Die einzige Wolke am Himmel hatte sich vor den Mond geschoben. Es war, wie eine Münze zu werfen – entweder Garðar blieb hier, oder die Frauen kamen mit. Wenn Líf darauf bestanden hätte, das Bier nicht zu holen, weil sie nicht alleine im Haus bleiben wollte, wäre Garðar bestimmt darauf eingegangen. Katrín war selbst schuld, dass sie zwei Alternativen zur Wahl gestellt hatte. Wenn man auf eine bestimmte Lösung hinauswollte, sollte man keine zwei vorschlagen.
     
    Der Mondschein wirkte trüber, als sie draußen waren, obwohl die Wolke, die den Mond verdeckt hatte, verschwunden war. Zum Glück war der Fluss, in den Garðar das Bier gelegt hatte, nicht weit. Putti folgte ihnen träge, blieb stehen, um an die Hauswand zu pinkeln, und trottete dann zu ihnen. Von der Terrasse zum Flussufer hatte sich ein unauffälliger, einigermaßen ebener Pfad gebildet, dem sie folgen konnten. In der Nacht würde es Frost geben, und sie stießen kleine Atemwölkchen aus. Die Stimmung war bedrückt, so als sei etwas Schlimmes – und doch Vorhersehbares – geschehen, etwas, von dem nur die Natur wusste.
    Garðar machte einen müden Versuch, die Stimmung aufzulockern. »Wir machen einen Deal. Wenn ihr aufhört, über die Muscheln zu reden, schließe ich morgen die Klärgrube an, damit wir das Klo benutzen können.« In einer kleinen Kammer neben dem Vorraum hatte der Vorbesitzer eine Toilette und ein Waschbecken installiert, die noch nicht angeschlossen waren, so als hätte er auf den letzten Metern aufgegeben. Er hatte schon viel Arbeit investiert und einen grünen Plastikcontainer in eine Grube auf dem Grundstück eingebaut.
    »Kein schlechtes Angebot, wenn du wüsstest, wie das geht, damit es auch funktioniert«, entgegnete Katrín. Sie hatte gesehen, wie Garðar vor der Klärgrube gestanden, sich am Kopf gekratzt und versucht hatte herauszufinden, wie die verschiedenen Rohre mit dem Container verbunden werden mussten. »Ich fürchte, wir müssen uns damit abfinden, weiter draußen zu pinkeln.« Im selben Moment, als sie das gesagt hatte, ärgerte sie sich schon wieder, nicht auf sein Angebot eingegangen zu sein. Vielleicht hätte er sich dann wirklich bemüht und das Ding angeschlossen. Es war keine schöne Vorstellung, nachts alleine rauszumüssen.
    Garðar reagierte beleidigt, was auf gewisse Weise ein Zeichen für die allgemeine Stimmung war. Normalerweise regte er sich nicht so schnell auf. »Woher willst du denn wissen, ob ich so was kann?«
    »Hör auf zu labern, hol das Bier und lass uns schnell wieder reingehen«, warf Líf ein, die an der Böschung oberhalb des Flussufers von einem Bein aufs andere trat, während Garðar sich vorsichtig nach unten tastete. Katrín stellte sich neben sie, Putti drängte sich dazwischen, um nichts zu verpassen. Er konnte sich nicht entscheiden, ob er Garðar folgen oder bei den Frauen bleiben sollte. Die Sicht war schlecht und das Flussufer vielleicht schon gefroren. Garðar versuchte, nicht ausrutschen und im eiskalten Wasser zu enden. Zu allem Überfluss hatte sich herausgestellt, dass sie kein Pflaster dabeihatten. Líf stieß Katrín grinsend an und rief Garðar zu: »Wenn du ins Wasser fällst, haben wir wenigstens was zu lachen!«
    »Ha, ha.« Er hatte den Fluss erreicht und wischte seine schmutzigen Hände an einem trockenen Grasbüschel ab, das über die Böschung hing. Dann wandte er sich dem schwarzen Wasser zu und suchte das Bier. »Wollt ihr mich verarschen?«
    »Wieso?« Katrín wunderte sich, dass seine Stimme schon wieder verärgert klang, konnte aber nur seinen Rücken und das fließende Wasser sehen.
    »Das Bier ist nicht da.« Garðar schaute zu ihnen hoch. »Habt ihr es rausgeholt?«
    Die Frauen wiesen das weit von sich. »Es muss da sein. Vielleicht hast du es ein Stück weiter oben oder unten in den Fluss gelegt«, sagte Katrín und folgte dem Flusslauf mit den Augen, sah aber nirgends die Umrisse einer weißen Plastiktüte unter der quirligen Wasseroberfläche.
    »Dann hat jemand anders es rausgeholt«, flüsterte Líf so, dass Garðar

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