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Geisterflut

Geisterflut

Titel: Geisterflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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aus, als wär’s das fast«, sagte Terrible, drehte ihre Hand hin und her und betastete sie vorsichtig, ehe er sie wieder unter den Wasserhahn hielt. »Ich hab den Beutel von dem Blut weggeschoben, ja?«
    Sie nickte. »D-d-danke.«
    »Kein Ding.« Ein kurzer Blickkontakt, dann wandte er sich wieder ab und griff sich ein paar Papierhandtücher, um ihr die Hand abzutrocknen.
    »Was meinst du? Sollen wir das verbinden? Oder sollen wir's offen lassen, falls das noch mal losgeht?«
    »Die Wunde säubern und schließen, und zwar ein für alle Mal. Diese Viecher ... die Wunde hat sie erst erschaffen, die Wunde und dieser Fluch. Das glaube ich zumindest, denn die Wunde war sauber.«
    Er rieb sich das Kinn. »Aber die so richtig schließen ... Das wird höllisch wehtun, Chess. Und eine mörderische Narbe hinterlassen.«
    Sie nickte.
    »Also gut.« Er ging hinaus und kam mit ihrer Tasche wieder. »Wenn ich du wär, würd ich ’n paar Pillen nehmen und mir die Dietriche geben, die du immer benutzt. Die sind aus Stahl, oder?«
    Sie bejahte das und sah zu, wie er den Gasherd in Betrieb nahm. Mit immer noch juckender Hand zog sie unbeholfen die Dietriche und ihr Pillendöschen hervor, schob sich dann drei Cepts in den Mund und zerbiss sie. Erst ein paar Stunden zuvor hatte sie zwei Cepts eingeworfen. Gänzlich schmerzlos war das hier nicht zu haben, aber hoffentlich machte es doch einen Unterschied, auch wenn es ihr als absolute Verschwendung erschien, diese Pillen gegen echte körperliche Schmerzen einzunehmen.
    Terrible beäugte die Dietriche mit geübtem Blick und entschied sich für den größten, den Chess kaum je benutzte. Als er ihn über die blaue Gasflamme ihres Herds hielt, begannen ihr die Ohren zu klingen.
    »Vielleicht solltest du dich auf den Boden setzen. Ich will nich, dass du da runterfällst.«
    Sie ließ sich auf dem rissigen Linoleum nieder und sah Terrible zu, wie er den Dietrich bis zur Rotglut erhitzte.
    »Bist du sicher, dass du das willst?«, fragte er.
    Sie nickte und streckte die Hand aus, wobei sie den Ellenbogen auf den Knien abstützte, um sie ruhig zu halten. Sie konnte immer noch einen Rückzieher machen, konnte ihm sagen, dass sie es sich anders überlegt habe, und er würde in diesem Fall nicht schlecht von ihr denken ...
    Zu spät. Seine linke Hand packte ihre Finger und drückte sie mit großer Kraft zusammen, und dann presste er den rot glühenden Stahl in die Wunde.

32
    »Lasst euch nicht weismachen, Buße ließe sich auf
    anderen Wegen erreichen als auf den von der Kirche
    vorgeschriebenen und vollzogenen, Schmerz allein wäscht
    von gar nichts rein.«
    Das Buch der Wahrheit, »Gesetze«, Artikel 82
    Ihr ganzer Körper krampfte sich zusammen. Ihr Arm versuchte sich loszureißen - das geschah nicht bewusst, war ein reiner Reflex aber Terrible hielt ihn fest. Tränen liefen ihr die Wangen hinab. Sie beugte sich ruckartig vor, hoffte ihn damit so zu überraschen, dass er sie losließ, doch er drehte einfach nur den Oberkörper und klemmte sich ihren Arm zwischen Bizeps und Brust, und zwar so fest, dass er die Durchblutung abzwängte.
    Ihre Kehle war schon ganz wund geschrien, und der ganze Kopf tat ihr weh. Mit der freien Hand schlug sie auf seinen breiten Rücken ein, und als auch das nichts half, beugte sie sich vor und biss ihn, wie ein in die Falle gegangenes Tier. Sie schlotterte, wusste nicht mehr, wie sie hieß und wo sie war. Ihr Bewusstsein war ganz und gar ausgefüllt von dem Schmerz, der mit nichts, was sie je erlitten hatte, zu vergleichen war; hin und wieder ebbte er ein paar Sekunden lang ab, wenn Terrible den Dietrich an der Gasflamme erneut bis zur Rotglut erhitzte, und wütete aufs Neue los, wenn er ihr den glühenden Stahl wieder auf die Haut drückte.
    Nichts hatte je schöner geklungen als das Scheppern, mit dem der Dietrich schließlich zu Boden fiel. Chess lehnte den Kopf an Terrible, sog das tröstliche Aroma von Zigarettenqualm, Pomade und Seife ein, und jämmerliche Schluchzer brachen aus ihr hervor. Sie glaubte nicht die Kraft zu haben, ihren Kopf zu heben. Und die Kraft aufzustehen hatte sie ganz bestimmt nicht.
    Terrible löste sich vorsichtig aus ihren Armen, erhob sich und öffnete den Gefrierschrank. Mit verschleiertem Blick sah sie, wie er ein paar Eiswürfel in Papierhandtücher einschlug und ihr dann in die Hand legte. Es fühlte sich großartig an. Ein Adrenalinstoß schoss ihr durch den ganzen Leib und entlockte ihr ein schwächliches, hysterisches Kichern,

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