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Geisterflut

Geisterflut

Titel: Geisterflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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Man hätte fast annehmen können, dass sie Ereshdiran auf irgendeine Weise speisten, bloß dass sich das Amulett, das ihn tatsächlich speiste, immer noch in Chess’ Tasche befand, und dass die Seele, die ihn ebenfalls - neben der ihren - speiste, in dieser Nacht noch zum Flugplatz zurückgebracht und befreit werden sollte.
    Die Lamaru hatten den Traumdieb nicht von hier aus herbeibeschworen, doch wenn sie mit ihrer Theorie richtig lag - und sie sah verdammt noch mal keinen Grund, daran zu zweifeln -, musste hier irgendetwas zu finden sein. Irgendetwas, das dieses Wesen lenkte oder abwehrte - irgendetwas.
    Schwarzes Salz war ziemlich weit verbreitet. Das wurde bei den meisten Bann- und Lenkzaubern verwandt. Die Kralle war schon ungewöhnlicher, doch wie sie schon bemerkt hatte, als sie den Traumfänger in Alberts Zimmer fand, keineswegs fehl am Platz. In vielen Magie-Systemen standen die Körperteile von Vögeln für Schlaf oder Träume, und der rosafarbene, zusammengeknotete Faden würde ebenfalls angenehme Träume bescheren, vorausgesetzt, diese Absicht war in die Knoten eingearbeitet. Der Kupfersplitter und das einzelne schwarze Haar: Das musste es sein.
    Das Haar konnte von irgendwem stammen. Zwar nicht von den drei Mortons, aber sonst von so ziemlich jedem, auch einem der Lamaru. Wer Ereshdiran herbeibeschworen hatte, konnte ihn theoretisch mit diesem Haar lenken, zumindest in gewissem Umfang.
    »Alles klar, Chess?«
    Sie zuckte zusammen. »Mist! Tschuldige, ich hatte ganz vergessen, dass du auch noch hier bist.«
    »Du sahst aus, als wärst du Lichtjahre weit weg. Du hast diesen Kram jetzt fünf Minuten lang angestarrt, so als würdest du ihm lauschen.«
    »Nein, ich hab bloß -. Was?«
    »Du hast ausgesehen, als wolltest du das Zeug zum Sprechen bringen.«
    Sie bekam weiche Knie. »Natürlich! Das ist es! Sie versuchen zu sprechen. Sie versuchen ihn zu überwachen. Weißt du noch, was Edsel gesagt hat: Dass Kupfer ein elektrischer Leiter ist und also auch Magie leiten kann?« Mist, darauf hätte sie auch allein kommen können, und sie wäre auch allein drauf gekommen, wenn sie nicht so benebelt gewesen wäre.
    »Das Amulett besteht aus Kupfer. Und diese Beutel enthalten Kupfersplitter. Und die leiten Signale aneinander weiter. Es gibt wahrscheinlich noch mehr von diesen Beuteln. Ich wette, jeder, der an dieser Sache beteiligt ist, hat so einen, damit er spüren kann, ob der Traumdieb aktiv ist und Macht ansammelt, damit er ihn überwachen kann, verstehst du? Die ... die Macht sendet ein Signal aus, wie ein Zittern, und wenn man dafür empfänglich ist, spürt man es.«
    »Du meinst also, wenn ich so einen Beutel bei mir hab und der Traumdieb in die Nähe eines anderen Beutels kommt, dann merk ich das?«
    »Genau. Und selbst dieses winzige, magisch aufgeladene Kupferstückchen könnte ihn anlocken. Und es könnte ihn lenken, indem es seinen Aktionsradius begrenzt. Und genauso ist es auch mit der verdammten Vogelkralle, Vögel dienen ja schließlich auch als Psychopomps und leiten Geister zwischen unserer Welt und der Stadt der Ewigkeit hin und her. Daher kann er, wenn man ihn mal hergebracht hat, nicht einfach so irgendwo aufs Land verschwinden. Er ist gezwungen, in dieser Gegend zu bleiben, das ist wie eine Art Elektrozaun.«
    Auch der Todesfluchbeutel in ihrer Wohnung hatte so einen Kupfersplitter enthalten. War das eine Visitenkarte, oder sollte er den Traumdieb anlocken?
    »In der Gegend bleiben oder in der Nähe der Kupfersplitter? Haben die ihn nicht unter anderem herbeibeschworen, damit er hier rumspuken kann? Dann haben sie also diesen Traumfänger gebaut, der ihn davon abhalten soll, die Mortons zu töten, aber sie haben eben auch Kupfer reingetan, damit er hier bleibt und in ihrem Haus spukt.«
    Sie hätte ihn küssen können, hätte es vielleicht sogar getan, wenn er nicht am anderen Ende des Raums gestanden hätte und ... na ja. Er hatte Recht! Es war weniger ein Zaun als vielmehr ein Magnet. Sie hatten den Traumdieb an bestimmte Orte gebunden. Immerhin hatten sie einige Anstrengungen unternommen, um die damit verbundenen Gefahren zu verringern, doch man musste schon sehr arrogant sein, um zu glauben, dass das tatsächlich längere Zeit funktionieren konnte. Aber andererseits musste es ja schließlich auch gar nicht allzu lange funktionieren, nicht wahr? Chess hatte keine Ahnung, für wann sie den Massenausbruch geplant hatten.
    Der Kupfersplitter in Chess’ Wohnzimmer sollte ihn also auch an

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