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Geisterflut

Geisterflut

Titel: Geisterflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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vielleicht in Schwierigkeiten, und die Dame und ich wollen ihm nur helfen. Sie hätte auch eine Unterkunft für ihn.«
    »Seit wann interessiert sich Bump für so was?«
    »Das hat mit Bump nichts zu tun. Es ist eine Angelegenheit dieser Dame. Wenn du Brain schützen willst, sagst du mir jetzt, wo ich ihn finde. Echt wahr, Duck.«
    Chess hatte das Gefühl, dass sie auch etwas sagen sollte, doch andererseits fand sie die Verhandlung zwischen den beiden viel zu faszinierend, um sie zu unterbrechen.
    »Nur wenn du mir dein Wort drauf gibst, Terrible. Und mir sagst, wer sie ist.«
    Terrible setzte schon zur Antwort an, doch Chess kam ihm zuvor. Dieser Duck war ihr sympathisch, und nachdem sie ihn und dieses Lager gesehen hatte, änderte sie ein wenig ihre zuvor gefasste Meinung. Brain hatte es in einer Hinsicht besser als sie damals: Er hatte jemanden, der ihn schützte. »Cesaria Putnam. Ich bin eine Debunkerin der Kirche.«
    Ducks Blick war anzusehen, dass er sie erkannte. »Du bist Bumps Kirchenhexe.«
    »Nein, ich bin Cesaria, und Bump hat mit dieser Sache nichts zu tun.« Das entsprach nicht so ganz der Wahrheit, war aber auch keine so schlimme Lüge, dass sie Duck nicht mehr in die Augen sehen konnte. Ob sie nun wegen Bump mit drinsteckte oder nicht: Brain hatte mit angesehen, was am Flugplatz passiert war, und schwebte deshalb in Gefahr.
    »Brain ist da drüben«, sagte Duck, nachdem er sie einen Moment lang eindringlich angeblickt hatte. »Da hinten in der Ecke.«
    Bei diesen Worten hörte man, wie jemand erschrocken nach Luft schnappte. Aus den Augenwinkeln sah Chess eine hastige Bewegung, dann verschwand Brain durch eine schmutzige Klapptür in der Mauer am anderen Ende des Raumes.

17
    »Sie kamen von den Friedhöfen, den längst überwucherten Schlachtfeldern, aus den Wäldern und den Seen ...
    Die vergessenen Toten erhoben sich und sannen auf Vergeltung.«
    Das Buch der Wahrheit, »Ursprünge«, Artikel 18
    Als sie die Verfolgung schließlich aufgaben und stehen blieben, dachte Chess, ihr Herz würde gleich platzen, und ihre Beine fühlte sich an, als hätte sie Bleigewichte dran. Es war sinnlos. Brain war im Labyrinth der Gassen verschwunden, und da es nun auch dunkel wurde, war es Chess fast schon egal. Es war spät, sie hatte nicht geschlafen, die Nip wirkte längst schon nicht mehr, sie war hungrig und fror. Brain konnte gut noch einen Tag lang auf sich selbst aufpassen.
    Terrible kam wieder zu Atem und schüttelte den Kopf. »Wenn du willst, suchen wir weiter.«
    »Ich weiß nicht, wie wir ihn finden sollen.«
    »Weiß ich auch nich, aber wenn du willst, versuchen wirs.«
    »Wenn du schon nicht weißt, wie wir ihn finden sollen, woher soll ich das dann wissen?«
    Er lächelte. »Kannst du nich hexen?«
    »Ach ja, stimmt ja. Ich werfe gleich mal ’n bisschen Zauberstaub in die Luft, dann finden wir ihn.«
    Er lachte. »Ja, mach das. Das will ich sehn.«
    Sie blieben noch einen Moment lang stehen und verschnauften. Chess hatte keine Ahnung, wo sie überhaupt waren. Keins der Gebäude kam ihr bekannt vor, und sie sah nirgends Straßenschilder.
    »Willste was futtern, Chess? Wir sind gar nich so weit von meinem Wagen weg, wie’s einem vorkommt.«
    Ein Abendessen mit Terrible? Warum eigentlich nicht. Sie würden wahrscheinlich sehr prompt bedient werden, und ihr war ohnehin nicht danach, schon wieder allein zu sein.
    »Gern.«
    Er wandte sich nach links und ging ein paar Schritte, doch Chess erstarrte. Ihr kribbelte die Haut.
    Nur eins konnte dieses Gefühl bei ihr auslösen.
    »Halt!«, murmelte sie und griff in ihre Tasche. Nach der Nacht bei Lex hatte sie ein wenig Asafötida und einige Handvoll Friedhofserde bei sich. Die war zwar nicht ganz so wirksam wie die Erde aus dem jeweiligen Grab des Geistes, für diese Zwecke aber ausreichend. Wieso tauchten auf einmal ständig Geister auf? Neben Mr. Dunlop war der hier schon ihr zweiter in drei Tagen, und das war äußerst ungewöhnlich.
    Was sorgte nur für solche Unruhe unter den Geistern von Downside?
    Zunächst konnte sie ihn nicht sehen, sondern spürte ihn nur, doch als sie die Augen anstrengte und ins Halbdunkel am Ende der Gasse starrte, begann er Gestalt anzunehmen. Zuerst eine Mütze, die keck auf dem Kopf saß, dann die Gesichtszüge, zwar nur verschwommen, aber doch vollzählig, und schließlich die Schultern, der Rumpf und die Beine.
    Der Geist steckte in einem zweireihigen Jackett, das jedoch reichlich eng geschnitten war, und es bauschte sich

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