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Geisterflut

Geisterflut

Titel: Geisterflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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Hunchback griff nach Terribles Hemd, als suche er Halt, als fürchtete er, zu Boden zu fallen, wenn er den Hemdstoff nicht zu packen bekam.
    Es dauerte nur etwa eine Minute, doch Chess kam es viel länger vor, wenn auch bestimmt nicht so lang wie Hunchback, dachte sie.
    »Was meinst du, Hunchback? Wirst du nächstes Mal gehorchen, wenn man dir was sagt?«
    Hunchback würgte. Und sein Kopf bewegte sich auf und ab wie ein Angelschwimmer.
    »Also, wo pennt Brain, wenn er nich hier ist? Wo hängt er rum?«
    Hunchback schüttelte den Kopf. »Weißichnich.« Die Worte klangen wie durch nasses Leinen gepresst. »Haddaminiegsagd.«
    Einer der Jugendlichen trat vor, und weil er am Saum seines T-Shirts nestelte und es damit straff zog, erkannte Chess, dass es ein Mädchen war. »Äh ... Terrible? Sir?«
    »Ja?«
    »Brain ist manchmal bei Duck. Kennen Sie das? Sir?«
    »Hinter der Dreiundfünfzigsten?«
    Das Mädchen nickte. Mit ihren großen Augen und den wild abstehenden, feuerwehrroten Haaren sah sie aus wie die Junkie- Variante einer Raggedy-Ann-Puppe.
    »Ja, kenn ich.« Terrible ließ Hunchback los, der darauf zu Boden plumpste. »Meinst du, dass er da jetzt ist?«
    Sie wich hastig einen Schritt zurück, als glaubte sie, er würde sie ebenfalls verprügeln, wenn ihm die Antwort nicht gefiel. »Das ist nicht sicher, aber er geht da jedenfalls oft hin.«
    Terrible nickte. »Danke, Kleine. Hast du auch ’n Namen?«
    Das Mädchen wich noch einen Schritt zurück und schüttelte heftig den Kopf, aber einer der anderen stupste sie an.
    »Sag’s ihm, los!«
    Sie funkelte ihn wütend an und sagte dann mit quieksender Stimme: »Lucy, Sir.«
    »Lucy. Hier.« Terrible zog einen zusammengeknüllten Zehndollarschein aus der Hosentasche. »Kauf dir was zu essen.«
    Lucy zögerte.
    »Los, nimm. Ich tu euch nichts. Ihr seht ja alle völlig verhungert aus. Hunchback, du sorgst ab jetzt dafür, dass die Kinder was zu essen kriegen, hast du gehört?«
    Der Geldschein verschwand wie durch Zauberei aus seiner Hand, als Lucy ihn schnappte, wieder zurückwich und ihn einsteckte. »Vielen Dank, Sir.«
    Terrible nickte. »Wenn er euch nichts zu essen gibt, kommt ihr zu mir. Alles klar, Lucy?«
    Sie nickte.
    »Gut.« Terrible verpasste Hunchback noch einen Abschiedsstupser mit der Stiefelspitze und wandte sich dann zu Chess um. »Gehn wir.«
    Terrible war extrem mieser Laune. Sie fuhren durch die sonnigen Straßen, ohne ein Wort zu sagen. Chess sah immer mal wieder zu ihm hinüber, doch er blickte stur geradeaus.
    »Das war nett, was du da gemacht hast«, sagte sie schließlich. »Dem Mädchen zu sagen, dass sie zu dir kommen sollen.«
    Er zuckte mit den Achseln. »Hunchback hat Bump um Arbeit gebeten, weil er sich angeblich um diese Kinder kümmern muss. Also lässt Bump ihm freie Hand, und Hunchback lässt die Kinder fast verhungern. Das ist nich okay. Die brauchen was zu essen, wenn sie arbeiten sollen.«
    »Ich wusste ja gar nicht, dass Bump so ein Philanthrop ist.«
    Er funkelte sie an. Ups!
    »Das ist jemand, der sich für wohltätige -«
    »Ich weiß, was das Wort bedeutet.«
    »Oh. Tschuldige.«
    Er bog erneut ab und fuhr immer tiefer in einen Teil der Stadt hinein, in dem sich Chess nicht auskannte. Wie die meisten Downsider blieb sie möglichst in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft, da man nie wissen konnte, was einen erwartete, wenn man eine fremde Straße betrat.
    Hier war offenkundig gerade Markt — wie in Downside, aber nicht so straff organisiert. Der Chevelle rumpelte an Ständen mit Tüchern, Silberschmuck, Textilien und Mobiltelefonen vorüber, auch an Feuertonnen, über denen Bratspieße angebracht waren. Grillfleischaroma wehte zum Fenster herein, und Chess merkte, dass sie ein bisschen Hunger hatte.
    Der wurde sofort größer, als Terrible am Ende der Straße vor einem Barbecue-Stand hielt. Es war weiter nichts als ein großer schwarzer Fassgrill mit einem Klapptisch davor, aber sie konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal etwas so Verlockendes gerochen hatte. Der hutzelige Mann hinter dem improvisierten Verkaufstresen nickte, als Terrible aus dem Wagen stieg.
    »Hey, T-Man!«, grüßte er mit hoher Stimme, die aber ebenso geschmeidig wirkte wie die Bewegungen seiner Arme, wenn er mithilfe eines rostigen Bratenwenders die lange Reihe der Fleischstücke umdrehte. »Isst du heut bei mir? Was hättest du denn gern?«
    »Vielleicht später.« Terrible öffnete Chess die Wagentür - auch so eine höfliche Geste, die sie

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