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Geisterflut

Geisterflut

Titel: Geisterflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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weiße Fleck auf seinem schwarzen Hemd war eine höhnische Erinnerung, dass sie die Nerven verloren hatte, ja, dass sie seit dem Spuk in Albert Mortons Zimmer ständig die Nerven verlor.
    Sie konnte die Erinnerungen und die damit einhergehenden Schamgefühle nicht auslöschen - höchstens mit einer Pille dämpfen -, aber sie konnte den Fleck aus Terribles Hemd herauswaschen.
    Schließlich zuckte er mit den Achseln und griff nach den Knöpfen. »Wenn du unbedingt willst.«
    Sie brachte das Hemd ins Badezimmer, gefolgt von Terrible in seinem weißen T-Shirt. Als er hinter ihr reinkam, schien das Bad zu schrumpfen, und als er sich auf dem Wannenrand niederließ, reichten seine Füße fast bis zur Wand gegenüber. Die weißen Spritzer auf seiner Jeans sahen aus, als hätte er mit Bleiche herumgespielt.
    »Vielleicht solltest du mir auch deine ... äh ...«
    Er sah an sich hinab. »Die behalt ich doch lieber an.«
    »Okay.« Sie machte sich am Waschbecken mit dem flüssigen Handwaschmittel zu schaffen, das sie auch bei den wenigen gediegenen Kleidungsstücken einsetzte, die sie besaß. Dabei fing die Wunde wieder an zu brennen. Sie hatte sie schon fast vergessen, so gut heilte sie inzwischen.
    »Sieht gut aus, wie du das machst«, sagte Terrible. »Vielleicht sollte ich ab jetzt immer meine Klamotten zum Waschen herbringen, was meinst du?«
    Chess war so verblüfft, dass ihr die schlagfertige Antwort im Halse stecken blieb. Terrible hatte einen Scherz gemacht!
    »Kannst du auch flicken? Ich hab mir da neulich an dem Zaun was aufgerissen, falls du dich erinnerst.«
    »Ha ha ha.« Der weiße Fleck ging tatsächlich raus. Sie spülte mit klarem Wasser nach und seifte das Hemd dann zur Sicherheit noch einmal ein. »Ich glaube nicht, dass ich das gut könnte. Das ist nicht so mein Ding.«
    »Nich gefährlich genug, hm?«
    »Ich steh gar nicht so auf Gefahr.«
    »Ach, Chess. Das glaubst du doch selber nich. Wieso machst du denn sonst diesen Job, lebst hier, kaufst bei Bump?«
    »Weil - weil - weil ich das halt mach. Mehr gibt’s dazu nicht zu sagen.« Ihre Wangen glühten. Sie hätte ihn nicht herbringen sollen. Es wäre besser gewesen, er wäre nach Hause gegangen und hätte sein bescheuertes Hemd selbst gewaschen.
    »Ist ja nich schlimm. Manche von uns brauchen halt ne härtere Gangart, damit wir überhaupt mal was spüren, nich wahr?«
    »So! Sauber!« Sie drückte ihm den klitschnassen Hemdklumpen in die Hand. Mit einem Mal wollte sie Terrible dringend aus der Wohnung haben. »Auswringen darfst du es selber. Meine Hand ist noch ein bisschen steif.«
    Er nahm den Themawechsel hin und drehte sich um. Dann prasselte Wasser in die Badewanne, wieder und wieder, bis das Hemd beinahe trocken war und aussah, als hätte er es durch ein Nadelöhr gezwängt.
    »Danke noch mal, dass du mir vorhin geholfen hast...«, sagte sie und hoffte, dass er den Wink verstand und sich vom Acker machte. Sie hatte was Nettes zum Rauchen da, und ihr Bett rief nach ihr. »... bei diesen Armeegeistern.«
    »Die waren nich von der Armee.«
    »Wie bitte?«
    Terrible ging zurück in die Küche und legte eine Hand auf den Knauf der Wohnungstür. »Die Geister waren nich von der Armee«, sagte er. »Die waren von der Luftwaffe. Das waren ehemalige Piloten.«

18
    »Solche aber, die die Autorität der Kirche mittels einer
    eigenen Gemeinschaft zu untergraben suchen, sollen bestraft
    werden; mit dem Tode sollen sie bestraft werden.«
    Das Buch der Wahrheit, »Gesetze«, Artikel 40
    Chess versuchte einzuschlafen, aber das Bild des schwarzen Kapuzenmannes - den Doyle den »Albtraummann« nannte - stand ihr ständig vor Augen. Er war zwar nicht körperlich anwesend, aber dennoch da und ließ ihr keine Ruhe. Jedes Mal, wenn sie wegdämmerte, tauchte er auf, folgte ihr bis in ihre Träume und schreckte sie wieder aus dem Schlaf. Dass ein wenig Licht an war und der Fernseher leise lief, konnte ihn offenbar nicht vertreiben.
    Ihr Bett war ihr nicht allzu einladend vorgekommen. Nicht in dem schmalen, hellen Schlafzimmer, wo die Wände ständig näher zu rücken schienen. Im Wohnzimmer fühlte sie sich sicherer, so als würde das vielfarbige Licht des Buntglasfensters den Raum weihen, auch wenn ihr klar war, dass es so etwas gar nicht gab.
    Trotzdem konnte sie dann auf dem Sofa nicht einschlafen. Es hatte aber den Vorteil, dass sie es sofort hörte, als sich jemand leise mit einem Dietrich an ihrem Wohnungstürschloss zu schaffen machte.
    Ihr Messer war ... Mist! Wo

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