Geisterhafte Visionen
etwas anzuschwellen begann. Trotzdem glaubte er, im großen und ganzen Glück gehabt zu haben. Er wandte sich der Konsole zu und trachtete danach, die Energieversorgung wiederherzustellen. Alle Displays blieben dunkel.
Also stehen wir wieder am Anfang, dachte Tuvok. Er brauchte einige Minuten, um den unterbrochenen Versorgungskanal zu finden, und noch einmal so viel Zeit war erforderlich, um ihn zu reparieren. Anschließend verwendete er die von dem Televek-Techniker vorbereitete Sonde – ein Gerät, das eher primitiv anmutete, jedoch seinen Zweck erfüllte. Damit gelang es ihm recht schnell, Energie in die Hälfte der Shuttle-Systeme zu leiten. Die Kommunikation stand auf der Prioritätenliste natürlich ganz oben, aber als sich Tuvok bemühte, die entsprechende Anlage in Betrieb zu nehmen, erwartete ihn eine sehr unangenehme Überraschung: Sie funktionierte nicht und war so stark beschädigt, daß jeder Reparaturversuch scheitern mußte. Das betreffende Segment der Hauptkonsole wies einen tiefen Riß auf, und Kurzschlüsse hatten viele wichtige Komponenten verschmoren lassen.
Der Vulkanier erlaubte sich ein tiefes, unlogisches Seufzen, bevor er beschloß, sich der zweiten Herausforderung zu stellen: dem Transporter. Dieser Teil der Kontrollen wies nur geringfügige Beschädigungen auf, doch das System ließ sich nicht aktivieren, woraus Tuvok folgenden Schluß zog: Mit den internen Bestandteilen mußte etwas nicht in Ordnung sein. Er wandte sich dem hinteren Teil des Shuttles zu und hielt sich immer wieder fest, um nicht in Richtung Heckluke zu taumeln.
Sicher dauerte es nicht mehr lange, bis die Nachbeben begannen, und dann wurde vermutlich alles noch schlimmer.
Hinzu kam: Die Televek konnten praktisch jeden Augenblick zurückkehren. Der Zeitfaktor spielte also eine wichtige Rolle.
Tuvok sah keine Logik in pessimistischen Spekulationen, doch er mußte den sehr ernsten Status der Mission und insbesondere seiner eigenen Situation eingestehen.
Mit vulkanischer Rationalität schob er alle Zweifel beiseite.
»Ich arbeite schneller«, sagte er laut, als könnte ihn Drenar Vier hören. Er bereitete sich vor, ließ sich dann durch einen kontrollierten Sturz in die Hecksektion der Raumfähre fallen und begann dort mit der Arbeit.
Energiestrahlen zuckten durch den dunklen Wald, trafen hier und dort auf Baumstämme. Brennende Borke und Holzsplitter flogen davon. Janeway und Kim blieben kurz stehen, um das Feuer zu erwidern – was die Televek zwang, in Deckung zu gehen. Aber schon wenige Sekunden später setzten sie die Verfolgung fort.
Kurze Zeit später schwärmten die Gegner aus. Nacheinander hasteten sie durchs Unterholz, hielten dabei den Kopf gesenkt und wahrten einen sicheren Abstand. Janeway hielt vergeblich nach Zielen Ausschau, winkte dem Fähnrich zu und bedeutete ihm, mit ihr zusammen zurückzuweichen – nur dadurch konnten sie vermeiden, ins Kreuzfeuer der Televek zu geraten.
Als sie glaubten, daß die Distanz groß genug geworden war, richteten sie sich auf und liefen so schnell, wie es das grüne und braune Dickicht zuließ. Doch nicht nur von den Verfolgern drohte Gefahr, sondern auch von der Umgebung. Janeway kletterte gerade über einen Felsen und blickte in die Richtung zurück, aus der sie kam, als Kim ihr etwas zurief.
Fast im gleichen Augenblick sprang er und gab ihr einen Stoß, der sie zur Seite schleuderte. Einige Sekunden lang blieb sie benommen liegen, winkelte dann die Arme an und stemmte sich hoch. Sie atmete tief durch – und schnappte noch einmal nach Luft, als sie plötzlich verstand.
Weiter vorn zeigte sich ein Einschnitt im Boden, der wenigstens zum Teil natürlichen Ursprungs sein mochte. Die jüngsten Veränderungen hingegen stammten zweifellos vom letzten Beben. Eine Spalte, etwa zwei Meter breit – und so tief, daß der Blick nicht ganz bis nach unten reichte, sich nach einigen Dutzend Metern in Finsternis verlor. Janeway wäre fast hineingefallen, als sie sich nach den Verfolgern umgesehen hatte. Nur dem aufmerksameren Kim war es zu verdanken, daß sie noch lebte.
»Danke«, sagte sie.
Kim lächelte schief. »Gern geschehen, Captain.«
»Wir müssen darüber hinwegspringen«, meinte Janeway. Sie ließ sich von Kim auf die Beine helfen und hob ihren Phaser auf. Dann wichen sie einige Meter zurück und nahmen Anlauf.
Es fiel ihnen nicht weiter schwer, über den tiefen Einschnitt im Boden hinwegzusetzen, aber als sie sich auf der anderen Seite abrollten und
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