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Geisterhauch (German Edition)

Geisterhauch (German Edition)

Titel: Geisterhauch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darynda Jones
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stieg ich die Treppe neben Dads Bar hinauf, sah mich rasch um, bevor ich die Tür zu Cookies Büro öffnete, und huschte hinein. Cookie sah auf, augenblicklich presste ich den Zeigefinger an die Lippen, damit sie keinen Mucks machte. Da sie es gewohnt war, dass bei mir Verstorbene ein- und ausgingen, sah sie sich misstrauisch um, dann zog sie fragend die Brauen hoch.
    Ich behielt den Zeigefinger an den Lippen, ging auf Zehenspitzen zu ihr – warum, war mir nicht ganz klar – und griff nach Stift und Papier. Nach einem weiteren Blick ins Zimmer kritzelte ich, sie möge wegen Reyes in den Krankenhäusern anrufen, und gab ihr den Zettel. In dem Moment räusperte sich jemand neben mir. Ich fuhr zusammen, kippte fast aus den Stiefeln und jagte dabei Cook einen Mordsschrecken ein. An der Wand neben ihrem Schreibtisch lehnte Reyes. Verdammt, er war gut.
    »Kindergeheimsprache?«, fragte er ungläubig.
    Mit einem bösen Blick riss ich ihm den Zettel weg. »Die einzige Fremdsprache, die sie beherrscht.«
    Ich schaute auf mein Gekritzel und wand mich innerlich. Wirklich nicht die tollste Idee. »So, und jetzt? Wirst du Cookie auch die Wirbelsäule durchtrennen?«
    Cookie schnappte hörbar nach Luft, und ich kniff mir genervt in die Nasenwurzel. Das hätte sie jetzt besser nicht gehört, vor allem, da sie einen toten Mitfahrer in ihrem Wagen hatte.
    Innerhalb einer Sekunde verschwand Reyes und erschien dann sichtlich aufgebracht direkt vor mir. »Was ist noch nötig, Dutch?«
    »Damit ich aufhöre, dich zu suchen?« Ich wartete nicht auf Antwort. »Du weißt nicht, was passiert, wenn dein Körper stirbt, Reyes. Ich werde nicht aufgeben.«
    Ich spürte seine Frustration, sie brodelte und schäumte direkt unter seiner makellosen Oberfläche. Er beugte sich zu mir, doch ehe er mehr tun konnte, griff er sich an die Brust, dann sah er mich überrascht an.
    »Was?«, fragte ich, doch er biss die Zähne zusammen und straffte den Körper, als ob er auf etwas wartete. Dann sah ich es. Seine Gestalt veränderte sich. In seinem Gesicht und an der Brust erschienen tiefe Schnittwunden und bluteten sein zerfetztes T-Shirt durch. Er war nass von einem dunklen Schleim, den ich nicht identifizieren konnte. Er stöhnte durch zusammengebissene Zähne und klappte dann vornüber.
    »Reyes«, schrie ich und wollte ihm zu Hilfe eilen. Als sich unsere Blicke trafen, verschwand er. Ich schlug mir beide Hände vor den Mund, um meinen Schrei zu dämpfen. Cookie kam um den Schreibtisch und kniete sich zu mir. Die Schmerzen, die er litt, waren ihm deutlich anzusehen gewesen. Und trotzdem wollte er nicht, dass ich ihn suchte?
    Ich würde die Hölle auseinandernehmen, um ihn zu finden.

6
    Trau dich ruhig, durch die Gegend zu flitzen und
    Mission Impossible zu summen.
    – T-Shirt-Aufdruck
    Nachdem ich meinen kirschroten Jeep Wrangler, genannt Misery, einen halben Block entfernt geparkt hatte, ging ich in den Mission-Impossible -Modus, um den gefährlichen Abschnitt zwischen den Fronten des südlichen Kriegsgebiets zu durchqueren. Im Armenviertel rings um das Irrenhaus gab es in letzter Zeit immer mehr Banden. Und die staatliche Irrenanstalt, die in den Fünfzigern aufgegeben worden war, gehörte nun den Bandits, einer erfolgreichen und ziemlich konservativen Bikergang. Ihre Erkennungsfarben standen für Treue zu Gott und Vaterland.
    Ich sah mich aufmerksam um und spähte vor allem zum Haupthaus neben der Anstalt hinüber, das auch als Rottweilerhöhle bekannt war – die Bandits standen auf ihre Rottweiler. Dann kletterte ich, so schnell ich konnte, am Zaun hoch. Was nicht sehr schnell war. In all den Jahren, in denen ich schon ihr Herrschaftsgebiet durchquerte, waren die Rottweiler nur ein paar Mal auf Streife gewesen. Die Biker hielten sie bei Tag gewöhnlich im Haus. Ich betete, mein Glück möge anhalten, richtete aber ein wachsames Auge auf meine Umgebung, während ich mich an dem wackligen Maschendraht, der mir in die Finger schnitt, mit den Armen hochzog und gleichzeitig mit den Füßen abrutschte. Aber ich setzte die Besteigung hartnäckig fort. Bei den Jungs sah das immer so einfach aus. Das Einzige, was ich gerne regelmäßig besteigen würde, waren besagte Jungs.
    Nachdem ich auf der anderen Seite hinuntergeklettert war, musste ich erst mal anhalten und mich quasi neu formieren, teils um mich in Selbstmitleid zu suhlen und teils um meine schmerzenden Finger zu untersuchen. Leider waren alle noch dran und einsatzfähig. Beim Überklettern eines

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