Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geisterjagd

Geisterjagd

Titel: Geisterjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
Vom Netzwerk:
Schritt Richtung Flur. „Irgendwelche Probleme mit dem Hinauskommen?”
    „Gehen Sie ruhig.” Sie winkte mit einer behandschuhten Hand zur Tür. „Der Eingang wird geöffnet sein, sobald sie ihn erreichen.
    Sie werden eine doppelte Absperrung vorfinden, der äußere Teil ist ein Maschendrahtzaun mit einer pulsierenden Ladung darin, ausreichend, um einen Menschen zu verbrennen.” Sie lächelte und strich mit dem einen Handschuh über den anderen. „Momentan nicht aktiviert. Dafür habe ich gesorgt.”
    Das Haus war aktiviert. Die Wände waren durchschimmernder Alabaster, mit Seide behängt, ein zarter Blütenduft spielte durch die Flure, von irgendwo aus der Ferne wehten Ausbrüche freudigen Lachens, ein Rehkitz taumelte auf seinen weichen jungen Läufen um einen Springbrunnen herum, der melodisch in der Mitte des größten Raumes sprudelte. Das ehemals klaffende Loch war jetzt ein gewaltiges Bronzeportal, das selbsttätig aufschwang, als sie sich näherten.
    Von einem Fanfarenstoß begleitet, traten sie ins Freie.
    Tamris lachte. „Darf das wahr sein?”
    „Einige von uns hat’s erwischt.” Aleytys streckte sich, massierte das Genick. „Dieses Sitzen. Ich bin wie erschlagen.”
    „Nichts geht über einen hübschen, ausgedehnten Spaziergang, will man den müden Körper erfrischen.”
    „Du möchtest hier warten?”
    „Nein. Das möchte ich auf gar keinen Fall verpassen. Natürlich könnte ich ein bißchen mehr Begeisterung aufbringen, wenn ich wüßte, wonach zum Teufel ich suchen soll.”
    „Such einfach.” Aleytys feixte über die Grimasse, die sie zog. Gemeinsam schlenderten sie den weißen Sandpfad entlang, der schließlich abbog und an einem Haus vorbeiführte, das jetzt Weinranken zur Schau stellte, schwer von Reben und Trauben, oder trompetenförmige Purpurblumen, die einen zarten, süßen Duft verströmten. In den Ranken nisteten Singvögel, und in der Luft schwebten riesige Schmetterlinge, leuchtende Farbtupfer, die sich durch komplizierte Muster in einem Luftballett miteinander verwoben. „Ziemlich hübsch.” Aleytys schnupperte und nahm die Düfte in der sanften Brise in sich auf. „Ein Traum, und gar kein so schlechter.”
    Tamris bewegte eine Schulter. „Verursacht mir trotzdem Juckreiz.”
    Aleytys kicherte. „Das Tor ist direkt vor uns, außerhalb der Mauern müßte es besser werden.” Sie blickte hoch. „Vergoldete Zwiebeldächer. Nicht billig in seinen Träumen, dieser Oldread Cans.”
    Aleytys kniete neben dem Maschendrahtzaun und betrachtete die Zwei-Meter-Breite bloßen, gestampften Erdreichs zwischen dieser und der noch höheren, mit verwirrend vielen rasiermesserscharfen Stahlnägeln gekrönten Barriere aus Feldsteinen. Irgendwann in jüngerer Vergangenheit hatte es in dieser Gegend geregnet - eine Schlammpfütze war zurückgeblieben, der harte Boden zu Matsch aufgeweicht. Er hatte sich rasch wieder verhärtet, als die Pfütze austrocknete, aber während er noch formbar gewesen war, waren mehrere Tiere durch die schrumpfende Pfütze geplatscht und hatten einige tiefe, deutliche Pfotenabdrücke hinterlassen.
    „Etwas gefunden?” Tamris hatte müßig umhergeschaut, doch jetzt kam sie näher und lehnte sich gegen den Draht, berührte ihn ziemlich vorsichtig, da sie zu f’Voine wenig Vertrauen hatte und zu Mala Kosa noch weniger. Angesichts der Abdrücke hob sie die Brauen.
    „Große Saugnäpfe.”
    Aleytys fragte: „Du erkennst sie?”
    Tamris runzelte die Stirn. „Sollte ich? Ist es wichtig?” „Nicht wirklich. Mehr von denselben. Dachte, du hättest auf Universität vielleicht etwas darüber aufgeschnappt.”
    „Gute Springer. Hop, hop.” Sie zog die Brauen zusammen und begutachtete die Abdrücke genauer. „Vier Lappen, nicht einziehbare Krallen, die Ballen ein langes Oval, schneller Lauf, mmmhhh …
    sieht nach gut zwei Metern aus, und überhaupt - was haben diese hübschen Leutchen hier an der Peripherie umherzustreifen? Hidunga-Köter.” Sie fröstelte. „Lieber würde ich jeden Tag einem Silberpelz-Rudel gegenüberstehen. Ich bringe einen echten Respekt für unseren Geist auf. Hidungas. BRR.”
    „Huh! Die hat Mala Kosa mit keiner Silbe erwähnt.” „Hat sie wirklich nicht.”
    Aleytys richtete sich auf, schlenderte weiter, blickte mit Interesse umher, suchte nach dem, was sie zu finden erwartete, eine Gruppe ziemlich hoher Bäume außerhalb der Mauern, eine ähnliche Gruppe innerhalb. Sie konnte das gedämpfte Tosen des Meeres hören, der Klippenrand bog

Weitere Kostenlose Bücher