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Geisterjagd

Geisterjagd

Titel: Geisterjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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da verbotene Früchte süßer sind. Es ist nicht ganz das gleiche wie eine Menschenjagd, aber es grenzt daran. Und sie sind ein recht tödliches Wild … Immerhin soll eine nennenswerte Wahrscheinlichkeit dafür bestehen, daß sich der Jäger als das Opfer erweist; jedenfalls der Werbebroschüre zufolge. Die Kunden von Treibjagd müssen Schadenersatzverzichterklärungen unterschreiben und Beweise für ihre Geschicklichkeit im Umgang mit Waffen beibringen, bevor ihre Reservierungen bestätigt werden. Ich vermute, dies alles ist nur Schein, Teil des Dienstes am Kunden, damit jene später mit ihrem Jagdmut und ihrer Härte prahlen können. Hier und da andere Tiere im Gras, paarweise oder allein. f’Voine hat auf sie aufmerksam gemacht, wenn wir darüber hinweggeflogen sind.
    Auf der Westseite der Berge, im Norden, nahe dem Äquator, liegt ein Sumpfgebiet. Dieser Flecken verliert sich in wellige, baumverhüllte Hügel, die in großen Wogen zum Meer hin abfallen. Die Berggipfel tragen Schnee, doch auf den Hängen ist er bereits weitestgehend verschwunden. Ein großer Teil der Insel Treibjagd liegt südlich vom Äquator und genießt somit die erste Wärme des Frühlings.
    Wir landeten neben einer der Jagdresidenzen. Jede einzelne hiervon mußte nach den Sonderwünschen der Aghir-Tejed gebaut werden. Es sind massive Bauten mit einer Vorderfront, deren Form an ein halbiertes Sechseck erinnert; der hintere Bereich wird von Zwillingstürmen überschaut, deren Mauern bestimmt sechs Fuß dick sein müssen. Auf dem Dach eines jeden Turmes waren Kanonen installiert, die in der Lage sind, alles vom Himmel zu schießen, was kleiner ist als ein gepanzerter Zerstörer. Weitere Kanonen auf den hohen Mauern, welche diesen Ort umgaben. F’Voine führte uns zuerst an der Außenseite entlang herum und zeigte uns den Wall mit seinem Metallgeflecht, das genügend unter Strom gesetzt werden konnte, um einen Menschen zu braten, der dumm genug war, es zu berühren.
    Innerhalb der Mauer befanden sich die Generatoren für eine Energiekuppel. Die Aghir würden sich ohne derartige, alles umhüllende Blase nicht wie zu Hause fühlen, erklärte f’Voine. Innerhalb des Schutzfeldkreises waren pedantisch ineinander verschachtelte Gärten angelegt, die Blumen knospend, darauf abgestimmt, bei der Ankunft der Aghir zu erblühen. Dann brachte er uns hinein. Die Wasserversorgung war vollkommen autark, Brunnen innerhalb der Residenz, und für den Fall, daß der hier untergebrachte Tej seinen eigenen Wasservorrat mitbringen wollte, sogar eine abgeschirmte Zisterne; falls er das Brunnenwasser reinigen wollte, stand ein Wasserverdampfer zur Verfügung. Frauenturm, Männerturm. Speisesaal, Unterkunft der Diener, Wachkaseme, Küche, Kammern für Bedienstete. Keine Kameraaugen im Innern, keine Bildschirme, außer im obersten Raum des Männerturmes - mußte garantiert werden - f’Voine wirkte verärgert - dumm, grollte er - wollten nicht in Betracht ziehen, bespitzelt zu werden. Sobald die Aghir auf dem Fährenfeld gelandet sind, wird auf dem Boden von Treibjagd kein einziger Cazarit mehr geduldet; sie lehnen jede Überprüfung des Personals, jede Kontrolle ab. Aghirische Paranoia erschwerte die Aufgabe der Sicherheit unnötig. Dieses Mal war Aleytys taktvoller und erinnerte ihn nicht wieder daran, daß alle von ihm gewünschten Sicherheitsvorkehrungen getroffen waren, als der Geist seinen Coup landete - daß er trotzdem durchschlüpfte, ohne eine Anzeigennadel wackeln zu lassen, glatt und sauber, als greife er durch eine Verwerfung im Raum und sauge die Opfer eines nach dem anderen auf…
    schlürff.. .

LETHE
    Nördlich von Treibjagd, der Herbst nähert sich. Zumeist Wüste.
    Berge im Norden, schroff und kahl, weiß wie alte Knochen. Zu Füßen der Berge erstreckt sich eine Wüste nach Süden, in einen schmalen Rand aus Salz-sumpf. Sanddünen, mit vereinzelten und sehr üppigen Oasen gesprenkelt. Uns wurde nicht gestattet zu landen, nicht einmal auf dem Fährenfeld und bei den Verwaltungsbüros. f’Voine hat mehrere Minuten lang mit Moarte-Mati diskutiert, aber sie gab keinen Zoll nach. Sie erklärte, es gebe keinen
    Durchschlupf, und die Kunden von Lethe seien unerbittlich auf die Wahrung ihrer Privatsphäre bedacht - nicht einmal sie dürfe in den Kammern auftauchen, wenn sich dort ein Kunde aufhielt. f’Voine beruhigte uns damit, daß es im Grunde genommen keine Rolle spiele, interessant sei höchstens die zusätzliche Abschreckung durch das trockene

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