Geisterjagd
Einen Moment lang fragte er sich, ob tatsächlich jemand vor ihm stand, oder ob er sich die Erscheinung nur einbildete. »Hey, Mister, Sie sehen aus wie ein Mann mit gutem Urteilsvermögen, ein Mann, der weiß, wie er sich amüsiert. Haben Sie schon mal richtiges Giazyu probiert? Nicht diesen hygienischen Mist, den man auf dem Strip verfüttert, sondern das rohe, wilde Elixier, so wie man es nehmen sollte?«
Philip holte tief Luft, riss sich zusammen und sagte so energisch, wie er nur konnte: »Gehen Sie weg.«
»Hey, nichts für ungut. Ich sehe es einem Mann an, wenn er in Ruhe gelassen werden will. Aber sollten Sie irgendwann einmal Lust auf einen Blitzbesuch im Himmel haben, fragen Sie einfach nach mir, Carlo. Ich bin dann sofort bei Ihnen.«
Philip glotzte ihn an und konnte sich die Frage nicht verkneifen: »Nur Giazyu?«
Der Bursche, der gerade weitergehen wollte, blieb noch einmal stehen und lachte. »Zur Hölle noch mal, nein. Angeldust, Syntheaven, Burn – was immer Ihr Herz begehrt, ich bin Ihr Mann. Nicht vergessen: Carlo.« Er zwinkerte ihm zu, ehe er sich abwandte und davonmarschierte.
Philip sah ihm hinterher; am liebsten hätte er ihn zurückgerufen oder wäre ihm gefolgt. Doch er stemmte sich unsicher auf die Füße und flüchtete aus der Bar, weil das Ausmaß seiner Versuchung ihn in Panik versetzte. Trotzdem hielt er inne, ehe er sich von dem Lokal entfernte, und drehte sich um. Mit großen Augen stierte er auf das Schild aus grellblauen Leuchtröhren, die in einem einzigen fließenden Schriftzug die Worte »The Blue Nymph« formten und in einem stilistischen Schnörkel endeten, der den Körper einer nackten Frau andeutete. Dann machte er kehrt und hastete zum Strip zurück, zu seinem Hotel und dem dubiosen Luxus seiner Inselparadies-Suite.
In dieser Nacht schlief er unruhig, seine Träume waren angefüllt mit dunklen Silhouetten und dem Drang zu fliehen, als würde er von irgendwelchen gnadenlosen Schrecknissen verfolgt, die sich seinem Auge entzogen.
Am nächsten Tag nahm er sich vor, sich unentwegt zu beschäftigen, und stürzte sich mir Verve in einige der vom Hotel angebotenen Aktivitäten, die er noch nicht ausprobiert hatte; er begann mit dem oberen Swimmingpool, einer Anlage unter freiem Himmel, die eines der tiefer gelegenen Dächer des Hotels schmückte – aber immer noch im sechsunddreißigsten Stockwerk lag. Verschiedene Bäume und niedrigere Gewächse umringten kunstvoll den Pool und erzeugten den Eindruck, man sei plötzlich an einem im Dschungel verborgenen Teich gelandet. Lediglich die vielen anderen Badegäste beeinträchtigten die Illusion. Kaum hatte Philip dies laut ausgesprochen, da schwatzte er auch schon mit zwei jungen Frauen von Titus, deren üppige Busen und fröhliche Gesellschaft den Mangel an Privatsphäre wieder wettmachten. Aber mit dem Herzen war er nicht bei der Sache, und die Reize der beiden Titunerinnen fingen schon bald an zu verblassen.
Als Nächstes legte er einen Aufenthalt auf einem der Z-Ball-Plätze ein, ohne wirklich zu wissen warum. In diesem Spiel hatte er noch nie sonderlich geglänzt, und er war immerhin so wettkampforientiert, dass er eine Sportart nur dann genoss, wenn er sie auch beherrschte.
Er besuchte die Salamander-Bar und kostete ein paar der live gegrillten Snacks, die gleich an seinem ersten Tag sein Interesse geweckt hatten. Sie erwiesen sich als so köstlich wie erhofft, und er verputzte ein paar mehr, als er eigentlich sollte, obwohl sie seinen Hunger nicht völlig stillten. Tief in seinem Inneren lauerte immer noch eine finstere Verlockung.
Recherchen über »The Blue Nymph« anzustellen und die exakte Lage der Bar festzustellen war eine einfache Vorsichtsmaßnahme. Philip tat dies nicht, weil er die Absicht hatte, sich je wieder dorthin zu begeben, sondern um sicherzustellen, dass er diesen Ort meiden konnte. Und dennoch stromerte er am Abend ganz in der Nähe dieser bewussten Bar herum.
Er war noch dabei, nach einem Grund zu suchen, der seinen Besuch dieses Lokals rechtfertigte, wobei er sich auf das Argument stützte, dass ein einmaliger Ausrutscher sein quälendes Verlangen lindern könnte, ohne ihm großartig zu schaden, als er plötzlich merkte, wie sein Hie vibrierte. Zuerst wunderte er sich, wer ihn hier, so weit weg von zu Hause, anrufen sollte, dann warf er einen Blick darauf und blieb abrupt stehen. Das war kein Anruf, sondern ein Alarm!
Ein Shuttle, auf den die von ihm gesetzten Parameter zutrafen, war während
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