Geisterjagd
Rückwand hin und her, aufmerksam beobachtet von den Küchenchefs, ihren Betreuern, die darauf warteten, Bestellungen zu erfüllen.
Nichts als ein Gag, aber auch etwas gänzlich Neues, und Philip beschloss, die Bar aufzusuchen und ein, zwei Spießchen zu essen, wenn die Zeit dazu reichte.
Als Nächstes kam das Bernaard-Bluschtal-Bistro dran, in dem der im ganzen Universum bekannte, prominente Küchenchef Gerichte auf seine ureigene Art und Weise zubereitete. Philip hatte schon in einem Bluschtal-Etablissement gespeist, daheim auf Homeworld, und die Enttäuschung war perfekt gewesen. Die für den Mann charakteristische Technik bestand darin, dass er Speisen nicht mit Hitze, sondern mit vibrierenden Schallwellen kochte. Offenbar stimulierte dieser Vorgang die Zutaten auf molekularer Ebene, machte sie weich und zart und erhitzte sie sogar, als würden sie mittels hoher Temperaturen gegart. Philip hatte das Ganze längst als einen großen, überspannten Gag abgetan, der feuerspeiende Eidechsen geradezu banal wirken ließ. Wahrscheinlich hielt sich Bluschtal nicht einmal persönlich hier auf. Bei der großen Anzahl »exklusiver« Speiselokale, die er überall im von Menschen besiedelten Weltraum eröffnet hatte, konnte er nie länger als ein, zwei Tage im Jahr in den einzelnen Restaurants anwesend sein, auch wenn sie alle seinen Namen trugen. Philip beschloss, um das Bernaard-Bluschtal-Bistro einen möglichst großen Bogen zu schlagen.
Das berühmte Star-Crown-Restaurant, ein unter offenem Himmel befindliches á-la-carte-Erlebnis für Gourmets auf dem Dach des Hotels, versprach interessanter zu werden. Die Anlage des Lokals wirkte geschmackvoll, denn das kunstvoll gestaffelte Dach bot eine Reihe von unterteilten Terrassen, die trotz der nicht unbeträchtlichen Größe des Restaurants ein Flair von Intimität vermittelten. Doch langsam wurde Philip diese virtuelle Tour leid. Nach einem oberflächlichen Blick auf die offerierte Menüauswahl schloss er das Programm und entschied, es sei an der Zeit, einige Genüsse, die das Hotel präsentierte, aus erster Hand zu erfahren.
Er verschmähte den angebotenen Audioguide zum Einstöpseln ins Ohr, sondern wählte den mobilen Autoguide des Hotels. Die kleine, bucklige Maschine löste sich von der Konsole und schwebte beinahe erwartungsvoll vor ihm in die Luft; eine käferähnliche Kuppel aus glänzendem Metall, die in Kopfhöhe vor ihm herdriften und ihn an jeden gewünschten Ort lotsen würde.
Der erste Stopp fand statt am Teich der Ruhe, der das Hotel in Philips Augen unverzüglich aufwertete. Die gedämpfte Beleuchtung, die schimmernden Flächen aus klarem, flachem Wasser über einem Kiesgrund und das generelle Ambiente verschmolzen übergangslos miteinander, um ein Gefühl von echtem Frieden und Erholung zu bewirken; die Masseuse, die sich um ihn kümmerte -eine junge Einheimische –, war bildschön, sittsam, ausgesucht höflich und sehr geschickt. Sie besaß sogar den Anstand zu lachen, wenn er zu scherzen versuchte. Unter ihrer sanften Behandlung verschwanden die Verspannungen aus seinen Muskeln, und er musste sich bemühen, nicht einzuschlafen, obwohl die schmeichelnden Hände eines hübschen Mädchens seinen Körper entlangwanderten.
Je mehr Philip von dem Hotel zu sehen bekam, umso beeindruckter war er. Gelegentlich gab es Beispiele für übertriebene Protzigkeit, aber die waren eher selten; grundsätzlich bestach das Hotel durch eine Liebe zum Detail und subtile Opulenz. Aus eigener Erfahrung wusste er, wie schwierig sich in dieser Hinsicht ein Gleichgewicht herstellen ließ. Über die vermeintlichen Mängel in seiner Suite konnte er großzügig hinwegsehen; schließlich beabsichtigte er, sie nur zum Schlafen zu benutzen. Wären die Räumlichkeiten zu behaglich, würde er vielleicht nie den Wunsch verspüren, sie zu verlassen und all die anderen Dinge zu genießen, die das Hotel und der Urlaubsort zu bieten hatten.
Die Palette der hoteleigenen Unterhaltungsangebote war so vielschichtig, dass es ohne Weiteres möglich gewesen wäre, sich ein, zwei Wochen lang zu amüsieren, ohne sich auch nur ein einziges Mal aus der Anlage hinausbegeben zu müssen. Doch dann wäre man dem Rest des Ferienortes nicht gerecht geworden, und Philip hatte nicht die Absicht, etwas zu verpassen. Deshalb ging er ein wenig später an diesem ersten Tag, als der Nachmittag in den Abend hinüberdämmerte, nach draußen auf den Strip, schaute sich um und suchte sich seinen ersten Anlaufhafen
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