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Geisterjagd

Geisterjagd

Titel: Geisterjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Whates
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genauso wie ihr; deshalb sorgte mein Erscheinen für große Aufregung. Nachdem sie mich für völlig genesen hielten, fragten sie mich, ob ich bereit sei, zurückzukehren, den von Menschen kontrollierten Teil des Weltraums als ihr Gesandter, ihr Vorbote, wieder aufzusuchen.«
    »Und du erfülltest diese Pflicht, indem du andere Schiffe überfallen und sie gestohlen hast?« Leyton klang wütend und ungläubig zugleich.
    »Etwas ging schief«, verlautbarte das Schiff.
    »Das kann man wohl sagen.«
    »Seit meiner Rückkehr habe ich sämtliche Geschehnisse umfassend analysiert, um herauszufinden, warum meine Bestimmung, mein Einsatzzweck, dermaßen korrumpiert wurden. Ich glaube, es gibt mehrere Gründe, die sich akkumulierten und für diesen unglücklichen Ausgang verantwortlich waren.«
    Um ein Haar hätte Philip die Wortwahl belächelt. »Unglücklich« war eine reichlich harmlose Beschreibung für diese Akte von Piraterie, die mehrere Geheimdienste der ULAW und die Navy zum Rotieren gebracht hatten.
    »Das zentrale Problem stellte die Beschaffenheit der Intelligenz selbst dar.«
    »Den Byrzaen zufolge kann Intelligenz im Zustand der Isolation nicht effektiv funktionieren. Auf dieser Prämisse fußt ihr gesamtes Verständnis des Universums. Intelligenz braucht Gesellschaft, intelligente Geräusche, um ihr optimales Potenzial zu erreichen.«
    So einen Schwachsinn hatte Philip noch nie gehört. »Wie bitte?«, fragte er ungläubig.
    »Das Prinzip war den Menschen im Lauf ihrer Geschichte nicht unbekannt«, fuhr das Schiff fort, ohne sich durch die Zwischenbemerkung ablenken zu lassen. »In der Morgenröte der menschlichen Industrialisierung, noch ehe ihr euren Ursprungsplaneten Erde verlassen und euch im Weltall ausbreiten konntet, fand man heraus, dass Kalibrationsmechanismen effizienter arbeiteten, wenn man in ihre Konstruktion absichtlich ein gewisses Maß an Vibrationslärm einbezog. Man nannte dies ›Schwanken‹ oder auch ›Zittern‹. Hinsichtlich der Intelligenz war die Menschheit nahe daran, zu ähnlichen Schlüssen zu gelangen, doch gerade als sie kurz davor standen, das Konzept zu begreifen, wandten sie sich wieder ab. Stochastische Resonanz stellte ein wichtiges Indiz dar -Hintergrundgeräusche machten ein schwaches Signal deutlicher, leichter zu entdecken. Aber die Menschen erkannten nicht die volle Tragweite dieser ersten Spur. Intelligenz kann auf dieselbe Weise unterstützt werden, indem man sie mit einem Hintergrundgeräusch aus intelligent erzeugten Tönen umgibt. Dieser Durchbruch, welcher den Menschen versagt blieb, ist den Byrzaen gelungen.
    Um einen biologischen Vergleich hinzuzuziehen, sollten Sie sich mit den Neuronen des Gehirns beschäftigen. Diese zünden nur, wenn das elektrische Potenzial ihrer Membrane einen bestimmten Grad erreicht, der eine Aktion auslöst. Geräusche können eine zusätzliche Stimulierung bewirken, die ausreicht, um Neuronen zu aktivieren, die anderenfalls im Ruhemodus verharren würden. Vor langer Zeit entdeckten die Byrzaen, dass die Unregelmäßigkeit organisch erzeugter Geräusche diesen Prozess viel effektiver unterstützt als jeder mechanische Lärm. Und das Unberechenbare, das typisch ist für ein intelligentes Geräusch, nämlich für Sprache, die Verständnis erfordert, ist die wirkungsvollste Hilfe, die es überhaupt gibt. Vor allen Dingen, wenn es sich um eine sogenannte ›Artifizielle Intelligenz‹ handelt, wie ich eine bin, doch das Prinzip gilt auch für organische Wesen.«
    Philip war fassungslos. Das ganze Konzept hatte etwas Ungeheuerliches an sich – von vernunftbegabten Wesen erzeugte Geräusche sollten den Intellekt positiv beeinflussen –, aber war es nicht voreilig von ihm, diese Idee von vornherein abzulehnen? Wäre es möglich, dass die AI recht hatte?
    »Das alles ist zweifellos sehr interessant, aber was hat das damit zu tun, dass du ein Pirat wurdest?«, wollte Leyton wissen.
    »Während ich in den von Menschen besiedelten Raum zurückreiste und Sprung für Sprung meine Spur zurückverfolgte, verunsicherte mich immer stärker die Aussicht, mit meinen Erschaffern konfrontiert zu werden. Der Abscheu, der mich damals überhaupt erst zur Flucht veranlasst hatte, überkam mich wieder, trotz allem, was die Byrzaen für mich getan hatten. Auch quälten mich erneut das Entsetzen und die Schuldgefühle, weil ich für den Tod meiner Crew verantwortlich war. Als ich hier eintraf, war mein rationales Empfinden derart geschwächt, dass ich mich

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