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Geisterjagd

Geisterjagd

Titel: Geisterjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Whates
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außerstande sah, meine Mission zu erfüllen.
    Ich brauchte Geräusche; die konstanten und dennoch unvorhersehbaren Laute vernunftbegabter Wesen, damit ich die Chance erhielt, mein mentales Gleichgewicht wiederzufinden.«
    »Du behauptest also, du hättest diese Schiffe überfallen, um Menschen zu kapern und keine Reichtümer?« Leyton schaute so verdattert drein, wie Philip sich fühlte.
    »Ganz genau. Das erste Schiff, dem ich begegnete, trug den Namen The Lady J. An Bord befanden sich viele Passagiere, deshalb brachte ich es auf. Meine Not trieb mich zum Äußersten. Sobald ich das Schiff gestoppt hatte, musste ich sehr schnell unter den Passagieren auswählen – es gab viel mehr, als ich benötigte. Um überhaupt eine Wahl treffen zu können, war es erforderlich, eine Reihe von Kriterien zu erstellen. Also verschaffte ich mir Zugang zu den Aufzeichnungen des Schiffs und sortierte die Leute aus, die für ihre Kabinen am meisten bezahlt hatten. Es erschien mir der logische Weg, um eine anständige Qualität zu erhalten – Reichtum ist gleichbedeutend mit Erfolg; Erfolg hat nur der, der besser ist als der Durchschnitt. Dann meldete sich ein Crewmitglied freiwillig, zu mir an Bord zu kommen. Die Problematik, für einen längeren Zeitraum Menschen gegen ihren Willen festzuhalten, wurde schon bald offensichtlich. Die Nervosität der Passagiere trug nicht dazu bei, mich zu trösten oder meine Nöte zu lindern, das genaue Gegenteil trat ein; es war viel besser, auf Freiwillige zurückzugreifen, deshalb beschloss ich, weitere zu rekrutieren, und gab die anderen Passagiere frei.«
    »Aber du hast sie nicht einfach gehen lassen«, wandte Leyton rasch ein. »Du hast Lösegeld für sie verlangt.«
    »Ja. Um meinen ersten Freiwilligen glücklich zu machen und weitere anzuwerben, musste ich in der Lage sein, etwas zu bieten, das für die Menschen von Wert ist.«
    »Also hast du Lösegeld einkassiert, damit du die nötigen Mittel hattest, um eine Crew anzuheuern?«, vergewisserte sich Leyton perplex.
    »Ja.« Philip schüttelte den Kopf. Er konnte die Logik, die hinter den Ausführungen der AI steckte, nachvollziehen, trotzdem kam er aus dem Staunen nicht heraus, welche verdrehten Pfade sie eingeschlagen hatte.
    »Warum?«, beharrte Leyton. »Wenn man eine Besatzung rekrutieren will, ist das Kapern von Schiffen doch sicher der schlechteste Weg, den es gibt.«
    »Ich misstraute den Menschen und scheute davor zurück, formelle Kontakte mit einer Welt aufzunehmen, in denen es von ihnen wimmelt; das Gleiche galt für die ULAW-Behörden. Bei einem buchstäblich unbewaffneten Schiff mit einer begrenzten Anzahl von Passagieren an Bord wusste ich jedoch, dass ich nicht in Gefahr sein würde und die Kontrolle behalten konnte.«
    Plötzlich fing Philip an zu lachen, ein kurzes Glucksen kam aus seiner Kehle. Was für ein Gesandter; dieses Schiff war paranoid und xenophob und fürchtete sich vor genau der Rasse, der es seine Existenz verdankte und zu der man es geschickt hatte, um einen Kontakt herzustellen. Bei dem Geräusch blickte Leyton zu ihm hin, aber Philip zog nur die Augenbrauen hoch und schüttelte den Kopf.
    »Warum hast du die Schiffe gekapert?« Leyton ließ nicht locker. »Du hast nicht nur Menschen entführt, sondern auch Lösegeld für die Schiffe verlangt.«
    »Das erste Schiff, die Lady J, diente mir als Sicherheitsnetz. Ich brauchte die Gesellschaft von Menschen, um vollständig zu sein, aber ich hatte keine Ahnung, ob ich damit fertigwürde, wieder welche an Bord zu haben. Ich habe nicht vergessen, welches Schicksal meiner ursprünglichen Crew beschieden war.«
    »Das Schiff befand sich also an einem bestimmten Ort, damit du notfalls die Menschen dorthin bringen und überwachen konntest. Auf diese Weise hättest du die Gesellschaft, nach der du dich sehntest, ohne die Leute an Bord der The Noise Within unterbringen zu müssen.«
    »Ja. Doch als ich die Geiseln gegen ein Lösegeld freiließ, erschien es mir vernünftig, mich gleichfalls der Lady J zu entledigen. Das führte zu der Erkenntnis, dass Schiffe viel wertvoller sind als die meisten Passagiere, die sie befördern, deshalb fuhr ich fort, nicht nur Menschen, sondern auch Schiffe zu entführen.«
    Leyton machte ein verstörtes Gesicht. »Und ich dachte immer, wir Menschen seien Meister darin, alles zu verbocken.«
    Danach bestand die AI darauf, dass sie sich die Triebwerke ansahen. Falls Philip noch leise Zweifel gehegt haben mochte, so verflogen diese, kaum dass

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