Geisterkrieg
herumriss, sodass ich plötzlich zu Lady Lakewood hinüberschaute. Die Wut in ihren Augen wurde stärker. Aber bevor sie etwas sagen konnte, zischte Reis mir ins Ohr. »Was für Rechte? Auf Grund Ihrer Aktion ist das Kriegsrecht ausgerufen worden. Sie sind ein feindlicher Kombattant und unterliegen dem Zivilverteidigungsrecht.«
Ich widerstand der Versuchung, den Kopf zu drehen und ihn anzuschauen. Stattdessen blickte ich zu ihr hoch. »Wovon redet er?«
»Planetare Verfassungen gestatten die Übernahme der Macht durch örtliche Behörden im Falle eines Notstands. Dazu gehört auch die Aussetzung gewisser Bürgerrechte.« Ihre Stimme wurde schärfer. »Ich möchte Sie allerdings daran erinnern, Commander Reis, dass ich den Verdächtigen festgenommen habe. Das macht ihn zu einem Gefangenen der Republik. Dieses Verhör ist ein Entgegenkommen, bevor ich ihn abtransportiere.«
»Gefangener der Republik? Abtransportieren?«
Ein Lächeln schlängelte sich auf ihre Lippen. »Glauben Sie nicht, nur weil das Kommunikationsnetz ausgefallen ist, könnten wir über Sie keine Informationen von anderen Welten erhalten, Mister Donel-ly. Sie hatten Glück, dass Ihre Spur sich verlor, nachdem Sie Acamar verlassen hatten. Aber jetzt hat Fortuna Sie verlassen.«
Ich schaute zu Reis. »Sie dürfen nicht zulassen, dass Sie mich mitnimmt.«
Der ZVET-Kommandeur stemmte die Fäuste in die Hüften und stolzierte durchs Zimmer. Er hatte den Unterton der Angst in meiner Stimme gehört und stürzte sich darauf wie ein Geier auf frisches Aas. »Das darf ich nicht? Mein lieber Donelly, ich bin nicht in der Lage, es zu verhindern, es sei denn ...« Er ließ die Worte einen Moment länger in der Luft hängen, als nötig gewesen wäre. »Es sei denn, Sie liefern mir den Namen Ihres Bosses.«
Ich musste schnell überlegen, denn viel hatte ich nicht, was ich ihm hätte geben können: Mister Freundlich und eine Beschreibung. Eine Perücke, ein Paar Kontaktlinsen, eine Flasche Bräunungsmittel und ein Einbruch in einen Gebrauchtkleiderladen - und schon war Mister Freundlich ein völlig anderer. Ich kannte ein paar Adressen, doch inzwischen waren die mit Sicherheit makellos sauber, oder sie enthielten zumindest keinerlei Hinweise auf Freundlich.
Natürlich wurde die Sache dadurch komplizierter, dass Falcon irgendwo nebenan alles beichtete, was er sich von den lüsternen Gedanken über seine Lehrerin in der dritten Klasse an hatte zuschulden kommen lassen. Er war weitaus länger bei der GGF als ich, aber ich hatte den Befehl über die Operation erhalten. Aus seiner Sicht, und ganz sicher würde Reis sie teilen, war ich in die Zelle gebracht worden, um sie zu säubern und anschließend in einen Angriff auf die Gendarmerie zu führen. Ich hatte eine leitende Position erhalten, besaß aber die Hintergrundinformationen nicht, die damit hätten einhergehen müssen.
Das ließ mir eigentlich keine Wahl.
Ich schaute zu ihm hoch und nickte eifrig. »Er nannte sich Mister Freundlich. Wie er wirklich heißt, weiß ich nicht. Ich hatte keine Möglichkeit, mit ihm in Kontakt zu treten. Letitia, sie hat den Schwebelaster gefahren, war meine Kontaktperson zu ihm. Klassisches Zellensystem. Bei den anderen Angriffen stammten alle Gruppen aus anderen Zellen.«
Ein Raubtiergrinsen zog seine Mundwinkel wie den Vorhang einer Opernbühne zurück. »Andere Angriffe?«
Mein Magen verkrampfte sich. »Ja, ja, es sollten noch andere Angriffe stattfinden, während Sie auf der Parade waren.«
»Und wie sollten diese anderen Angriffe aussehen?«
Meine Gedanken wirbelten. »Das weiß ich nicht. Zellensystem. Ich war in jeder Hinsicht isoliert.«
»Und das soll ich Ihnen abnehmen?«, bellte Reis. »Sie sind ein Narr, Donelly. Ich werde Ihnen sagen, wie es war: Sie waren der GGF-Mann bei ARU. Sie sind einen Monat vor den Terroristen eingetroffen, haben sie mit Informationen versorgt, und sie haben der Firma den Krieg erklärt. Sie wollten noch weit mehr Schaden anrichten, doch ich habe Ihnen auf dem Berg einen Strich durch die Rechnung gemacht. Sie sind in den Untergrund gegangen und haben diesen kleinen Ausflug arrangiert, ohne zu ahnen, dass wir auf Sie warten würden.«
»Aber ... aber ...« Ich runzelte die Stirn, was ziemlich schmerzhaft war. Falls weder Ray noch Letitia der Spitzel gewesen war, wer dann? Jiro? Der einzige Zeitpunkt, dass ich ihn aus den Augen gelassen hatte, war während des Kaffeeholens gewesen. Es bestand die Möglichkeit, dass er geheime Signale
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