Geisterkrieg
Mode, die auf Basalt aus der letzten Saison stammt, auf modisch aktuelleren Welten alt genug, um als antik zu gelten. Indem ich leicht veraltete Sachen kaufte, konnte ich den Eindruck erwecken, schon länger hier zu sein. Das würde es mir erleichtern, in der Menge unterzutauchen, und genau darum ging es mir.
Ich machte eine Ausnahme von dieser Regel und ließ mich in einem eleganten Geschäft für einen Anzug abtasten. Ich staffierte mich von Kopf bis Fuß perfekt aus. Für den Fall, dass ich gezwungen war, in den gehobenen Kreisen zu verkehren, wollte ich auch dafür die richtige Uniform zur Verfügung haben. Mein Einkauf hinterließ einen hocherfreuten Verkäufer, und ich versprach, den fertigen Anzug am nächsten Tag abzuholen.
Als letzten Schritt besuchte ich noch einen Friseursalon, um meine Haarfarbe korrigieren zu lassen, wie der Coiffeur es ausdrückte. Mit anderen Worten, ich ließ mir eine Blondierung verpassen, die nicht in den Augen schmerzte. Außerdem ließ ich mir den Bart bis auf eine kaum wahrnehmbare Stoppelspur abnehmen, die auf Basalt angeblich der allerletzte Schrei war. Mir persönlich sagte sie gar nichts, aber wenigstens schien sie keine große Pflege zu brauchen, was mir ganz recht war.
Fertig gestylt und neu eingekleidet, kehrte ich in mein Zimmer im Grand Germayne zurück. Ein großer Teil meiner Spionageausbildung bestand darin, Kleinigkeiten zu bemerken, die einem in jeder Situation einen Vorteil verschaffen können. Bereits in der Halle hatte ich zwei Leute bemerkt, die meiner Einschätzung nach entweder Hausdetektive oder örtliche Polizeibeamte waren, aber beide trugen Zivil und beachteten mich nicht. Ich war auch trainiert worden, beim Verlassen eines Zimmers beispielsweise einen Faden in der Tür einzuklemmen, der unvermeidlich zu Boden fiel, sobald jemand das Zimmer betrat, was mir bei der Rückkehr verriet, ob es jemand durchsucht hatte.
Das ist eine hübsche Theorie mit genau drei Fehlern. Erstens betreten Hotelangestellte Zimmer ziemlich häufig und in zufälligen Abständen, sei es um etwas zu bringen oder abzuholen. Sie achten weder auf einen derartigen Faden, noch bemerken oder ersetzen sie ihn. Zweitens kennen echte Spione diesen Trick natürlich sehr genau und achten darauf, dass sie ein durchsuchtes Zimmer genau so zurücklassen, wie sie es vorgefunden haben, einschließlich des verräterischen Fadens.
Der dritte Punkt starrte mir ins Gesicht, als ich auf meiner Etage ankam: Meine Zimmertür stand weit offen. Es war kein Wäschewagen in Sicht, was mich sofort misstrauisch machte. Es schien ziemlich klar: Wer immer mein Zimmer geöffnet hatte, verspürte nicht den Wunsch, das zu verheimlichen. Das bedeutete entweder: Es war ein freundlicher Besuch - oder der Betreffende brauchte sich keine Gedanken um mögliche Folgen zu machen.
In diesem Fall traf beides zu.
Das Erste, was ich von ihm sah, als ich durch die Tür in den schmalen Eingangsbereich trat, von dem links das Badezimmer abging, waren seine Beine. Sie waren lang und dick, was gut zum Rest seines Körpers passte. Ich hatte schon Schinken gesehen, die dünner als seine Oberarme waren. Er stand aus dem Sessel auf, und der stöhnte vor Erleichterung. Der Kerl ragte gut und gerne achtzehn Zentimeter über mir auf und war schätzungsweise doppelt so schwer wie ich. Als ich ihn so betrachtete, fragte ich mich unwillkürlich, ob er ein auf Größe und Kraft gezüchteter Clan-Elementar war, der seinen Gefechtspanzer verlegt hatte.
Seine Stimme klang trotz der langen Strecke, die die Worte aus seiner Brust zurückzulegen hatten, tief und kräftig. »Pakete fallen lassen, umdrehen, Hände an die Wand. Sie kennen den Drill.«
Ich warf die Tragetaschen aufs Bett. Offenbar war das eine zu deutliche Abweichung von den Anordnungen, oder vielleicht befolgte ich den Rest auch nicht schnell genug. Jedenfalls sprang er mich an, packte mich unter den Achseln, wirbelte mich wie ein kleines Kind herum und stieß mich zur Wand. Ich wäre abgeprallt und auf dem Bett gelandet, doch eine schwere Pranke im Rücken drückte mich an die Tapete, die - aus der Nähe betrachtet - die langen Jahre gar nicht einmal schlecht überstanden hatte.
Er klopfte mich sehr professionell ab und überprüfte alle Stellen, an denen sich ein Schlupfblaster oder ein Titanstahl-Wurfpfeil verstecken ließen. Als er fertig war, glitt seine linke Hand aufwärts und packte mich am Kragen. Er warf mich aufs Bett, wo meine Landung die Tragetaschen nach allen
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