Geisterlicht: Roman (German Edition)
Neben dem Bett blieb sie stehen und schaute auf Fiona und den schlafenden Aidan hinab.
»So war es auch damals. Wir waren so glücklich und einander so nah.« Catrionas Stimme schien aus weiter Ferne zu kommen. »Doch dann hat er sich seinem Los ergeben und mich verraten. Es war nicht das Schicksal, es war sein Verrat, der mich getötet hat. Erst starben mein Herz und meine Seele und dann mein Körper, als man mich wegen seiner Worte auf den Scheiterhaufen brachte. Arthur, der Mann, den ich liebte, bezichtigte mich der Hexerei, obwohl ich niemals jemandem etwas Böses angetan hatte.«
»Warum?«, flüsterte Fiona. »Warum hat er das getan? Er hat dich doch geliebt.«
Sie hatte es in ihrem Traum gesehen und gespürt. Arthur hatte Catriona ebenso sehr geliebt, wie sie ihn. Was war geschehen? Er hatte nicht nur des Geldes wegen eine andere Frau geheiratet hatte, sondern anschließend Catriona auf den Scheiterhaufen gebracht. Warum?
Fionas Gedanken umnebelten sich, und ihre Lider wurden schwer. Gleich darauf fielen ihre Augen zu, sie spürte noch, wie ihr Kopf wieder gegen Aidans Schulter sank, dann war sie erneut mitten in einem Traum.
Im Sommerhäuschen flackerte nur eine einzige Kerze. Es war kühl, im Ofen brannte kein Feuer. Catriona saß weinend auf der Bettkante. Vor ihr stand Arthur. Sein Blick war nicht wie sonst zärtlich und voller Leidenschaft, sondern tot und stumpf. Nur manchmal schaute er für Sekunden in ihre Richtung, um gleich darauf wieder über sie hinweg in die Dämmerung zu starren, die sie beide umgab.
»Ich muss es tun. Schon allein wegen Rodina. Wo soll sie hin, wenn wir Sinclair Castle verlieren und all unsere Ländereien? Marthas Mitgift wird uns retten. Mein Onkel besteht darauf, dass ich sie heirate, und ich sehe keinen anderen Weg.«
Langsam bewegte Catriona den Kopf auf und ab. »Es ist richtig, was du tust, Arthur«, flüsterte sie mit brechender Stimme. Sie wollte nicht, dass er ihre Tränen sah, aber sie konnte sie dennoch nicht zurückhalten. »Rodina ist meine Freundin. Ich könnte es nicht ertragen, wenn es ihr meinetwegen schlechtginge.« Hastig wandte sie den Kopf ab, so dass er die Sturzflut nicht sah, die sich über ihre Wangen ergoss.
»Aber du hast doch einmal gesagt …« Plötzlich war Hoffnung in seiner Stimme. »Du hast doch gesagt, dass du bestimmte Zauber aussprechen kannst. Könntest du nicht irgendetwas tun, das uns aus dieser Situation rettet?« Er griff nach ihren Händen und hielt sie in seinen. Warm und fest, doch ihr gelang es nicht, den Druck seiner Finger zu erwidern, während sie mutlos den Kopf schüttelte.
»Das sind nur kleine Zaubersprüche. Vielleicht könnte ich ein wenig zu einer besseren Ernte beitragen. Ich könnte es zumindest versuchen. Aber das allein würde dir nicht helfen. Ich kann Tiere heilen, manchmal auch Menschen. Ich kann Liebeszauber aussprechen, die aber nur funktionieren, wenn die Menschen ohnehin füreinander bestimmt sind, aber den Weg zueinander nicht finden. Aber wenn du viel Geld braucht, kann ich dir nicht helfen. Nimm die Frau und die Mitgift.«
»Aber ich kann nicht ohne dich leben!« Hart zog er sie an sich und bedeckte ihr Gesicht mit Küssen.
Sie wollte sich aus seiner Umarmung befreien, konnte es aber nicht. Dies war der Ort, wo sie hingehörte. Ihr Herz blutete, ihre Tränen rannen, und sie wünschte sich so sehr, sie könnte etwas ändern, könnte mit ihren schwachen Kräften erreichen, dass die MacNaughtons ihre Burg und ihre Ländereien behalten konnten, damit Rodina weiterhin versorgt war. Doch dazu war sie nicht in der Lage. Also musste sie dafür sorgen, dass Arthur tat, was getan werden musste. Sanft schob sie ihn von sich fort.
»Geh, Arthur«, flüsterte sie. »Geh zu ihr, heirate sie und vergiss mich.«
Als er aufstand und einen Schritt in Richtung Tür machte, verwandelte sich ihr Herz in einen Stein, der drohte, sie von innen zu zermalmen. Doch dann drehte er sich noch einmal um und suchte ihren Blick.
»Ich schenke dir dieses Häuschen. Es soll der Ort sein, an den du jederzeit kommen kannst. Das Boot wird stets für dich am Steg liegen. Komm hierher, wenn du allein sein und nachdenken willst. Bitte! Der Gedanke würde mich trösten.«
Er kam zu ihr zurück, schob die Hand in seine Hosentasche, holte einen Schlüssel daraus hervor und legte ihn ihr in die Hand. Dann wandte er sich mit einem traurigen Lächeln endgültig von ihr ab.
»Aber wie willst du …?«
Ihre Worte erreichten ihn nicht mehr,
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