Geisterlicht: Roman (German Edition)
den Duft der frisch gewaschenen Bettwäsche ein, die Arthur aus der Burg mitgebracht hatte, und lauschte dem Knistern des Feuers im Herd.
Wie immer waren sie erst nach Einbruch der Dunkelheit zur Insel herübergerudert. Arthurs Dienstboten und seine Schwester glaubten, er sei auf der Jagd, Catrionas Eltern wähnten sie bei ihrer Freundin Rodina auf Sinclair Castle, wo sie gelegentlich die Nacht verbrachte.
Schon oft hatte Arthur ihr gesagt, dass es mit der Geheimniskrämerei bald ein Ende ha ben werde .
»Nur noch wenige Monate, dann feiere ich meinen fünfundzwanzigsten Geburtstag, die Vormundschaft meines Onkels endet, und ich bin mein eigener Herr. Vorher darf mein Onkel nichts von uns erfahren, denn er wäre niemals damit einverstanden, dass ich eine Frau ohne Mitgift heirate. Ständig erklärt er mir, er werde eine Dame von Stand für mich suchen, doch das kümmert mich nicht. Ich will nur dich.«
Lächelnd schmiegte Catriona ihr Gesicht an das weiche Kissen, während sie darauf wartete, dass Arthur zurückkam. Er war noch einmal nach draußen gegangen, um Holz zu holen, damit sie den Herd die ganze Nacht brennen lassen konnten.
Sein Versprechen, sie zu heiraten, machte sie stolz und glücklich. Es ging ihr nicht um seidene Wäsche, die herrschaftliche Burg und das köstliche Essen, das dort jeden Tag auf den Tisch kam. Arthur hatte ihr erzählt, dass es nach den Missernten der vergangenen zwei Jahre nicht allzu gut um das Vermögen der MacNaughtons bestellt war. Zumindest ging das aus dem hervor, was sein Onkel ihm über die Einnahmen und Ausgaben verriet. Bis zu seinem fünfundzwanzigsten Geburtstag wurde Arthur das Geld, das nötig war, um die Dienstboten zu bezahlen, seine Schwester Rodina zu versorgen und die übrigen Kosten von Sinclair Castle zu bestreiten, von seinem Onkel zugeteilt. Der Gedanke, dass Arthur womöglich kein schwerreicher Mann war, gefiel ihr sogar. Dann konnte sie gemeinsam mit ihm den Besitz wieder zu neuer Blüte verhelfen.
Als sie seine Schritte vor der Tür hörte, richtete Catriona sich erwartungsvoll im Bett auf. Die Decke glitt von ihren Schultern und entblößte ihre Brüste. Von der Tür aus wanderte Arthurs Blick sofort in Richtung Bett, und sie spürte ihn wie eine Liebkosung auf der weichen, glatten Haut ihres Busens. Instinktiv wollte sie die Decke hochziehen, doch sie ließ es sein. Es war viel zu schön, die Liebe und das Begehren in seinen Augen zu sehen. Schon bald würde sie seine Frau sein, und er würde jeden Abend in ihr Bett kommen. Beim Gedanken an ihre wunderbare Zukunft breiteten in ihrem Bauch tausend Schmetterlinge die Flügel aus und flatterten ganz sacht herum.
Arthur warf das Holz in den Weidenkorb neben dem Herd und kam auf sie zu. Beim Gehen streifte er seine Jacke ab und ließ sie zu Boden fallen. An der Bettkante blieb er stehen und knöpfte langsam sein Hemd auf. Die ganze Zeit wandte er seinen Blick keine Sekunde von ihr ab. Er konnte auch mit seinen Augen in sie eindringen, sanft, unwiderstehlich, zärtlich. Konnte ihre Seele berühren und ihren Körper in Flammen setzen.
Sie ließ sich in die Kissen fallen und genoss es, ihm beim Ausziehen zuzuschauen. Dann war er bei ihr, auf ihr, bedeckte sie mit seinem Leib, rieb seine Haut an ihrer. Leise stöhnend ließ sie ihre Finger durch sein schwarzes Haar gleiten. Es war glatt und weich. Seine Lippen aber brannten wie Feuer auf ihrem Mund.
»Komm zu mir«, flüsterte Catriona, als sein heißer Atem über ihren empfindlichen Hals strich. »Ich kann nicht länger warten.«
Sie schlang die Beine um seine Hüften, und mit dem Wissen, dass es genau so sein sollte, gab sie sich ihm hin. Mit Leib und Seele. Dem Mann, für den sie bestimmt war.
Ganz langsam tauchte Fiona aus den Tiefen ihres Traums auf. Noch meinte sie, Arthurs zärtliche Nähe zu spüren, doch gleich darauf begriff sie, dass es Aidan war, der sie fest umschlungen hielt. Und es fühlte sich genau an wie in ihrem Traum: Es war gut, ihn zu spüren und bei ihm zu sein, so, als würde sie nur in seine Arme gehören.
Sie schlug die Augen auf und fand sich immer noch umgeben von tiefschwarzer samtiger Dunkelheit – in der nun unvermittelt ein Licht aufflackerte, das sich ganz langsam dem Bett näherte. Schwach, dunkelblau, flirrend.
Seltsamerweise hatte Fiona gar keine Angst. Ruhig schaute sie dem bläulichen Schimmer entgegen und erkannte gleich darauf, dass er Catriona umgab, die sich darin wie in einer Seifenblase durchs Zimmer bewegte.
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