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Geisterreigen

Geisterreigen

Titel: Geisterreigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dinah Kayser
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"Ich werde draußen auf Sie warten."
    "Warum wollen Sie auf mich warten?"
    "Um mich etwas mit Ihnen zu unterhalten." Er schenkte ihr ein warmes Lächeln. "Immerhin gibt es momentan in Alberry ni emanden, über den sich die Leute mehr den Mund zerreißen als über Sie."
    "Mit der Zeit werden sie sich schon wieder beruhigen", an twortete Diana. Sie wandte sich erneut der Tafel zu, auf der der Name ihres Großonkels stand. Es schmerzte sie, daß ihre Eltern nicht in der Familiengruft begraben lagen. Man hatte sie in Italien beigesetzt. "Dein Vater wünschte es so", hatte ihr Vormund erwidert, als sie ihn einmal gefragt hatte, warum ihre Eltern nicht nach England überführt worden waren.
    Timothy Lansing verließ die Kapelle und ging quer über den Friedhof. Bevor er sich niederbeugte, um ein paar welke Blumen vom Grab seiner Mutter zu entfernen, blickte er sich zum Pfar rhaus um, das auf der anderen Seite des Friedhofs lag.
    Diana ließ nicht lange auf sich warten. Er ging ihr entgegen. "Möchten Sie das Grab von Mary Cook sehen?" fragte er. "Es gibt neben ihm eine Gedenktafel für die verschwundenen Mädchen."
    "Ja." Sie nickte.
    Der junge Tierarzt führte sie rund hundert Meter weiter. Mary's Grab befand sich direkt an der Friedhofsmauer. Es überraschte Diana, wie gepflegt es im Gegensatz zu vielen der anderen Gräber wirkte.
    "Der Gärtner von Rowland Castle sorgt dafür, daß das Grab und die Gedenktafel immer im ordentlichen Zustand sind", erklärte Timothy. "Aber das können Sie natürlich noch nicht wissen. Seit Lord Andrew, Charles Sohn, haben sich die Rowlands besonders der Familie Cook angenommen."
    "Wohl in der Hoffnung, damit den Fluch aufzuheben", b emerkte Diana.
    "Mag sein. Glauben Sie an den Fluch, Miß Rowland?"
    "Ich weiß nicht recht, was ich glauben soll", gestand sie. "Seit ich hier bin, sind einige seltsame Dinge passiert. Wahrscheinlich werden Sie mich auslachen, aber..." Diana hob die Schultern. "Was halten Sie von Flüchen und dergleichen, Doktor Lansing?"
    "Ich glaube nicht daran", entgegnete er. "Sicher wundern Sie sich darüber, denn immerhin bin ich in Alberry aufgewachsen und habe die Geschichte mit den verschwundenen Mädchen und M ary's Fluch sozusagen mit der Muttermilch aufgesogen."
    "Ihr Vater ist der Pfarrer von Alberry. Ein Pfarrer..."
    Timothy schüttelte den Kopf. "Ein Pfarrer sollte an derartigen Unsinn nicht glauben, wollten Sie doch sagen?" Als Diana nickte, fuhr er fort: "Mein Vater ist ein Mann mit Prinzipien, nur nicht im Hinblick auf die Geschichte der Rowlands. Mal scheint er an den Fluch zu glauben, dann wieder nicht."
    "Ich bin Ihrem Vater vor einigen Tagen in der Kirche bege gnet", erzählte die junge Frau. "Er warnte mich, in Alberry zu bleiben. Er meinte, es sei genug passiert."
    Sekundenlang umspielte Timothys Lippen ein geringschätziges Lächeln. "Mein Vater hat gute Gründe, gegen Ihr Bleiben zu sein, Miß Rowland", behauptete er. "Dadurch, daß Sie die Erbschaft angenommen haben und entschlossen sind, sich nicht von Ro wland Castle vertreiben zu lassen, geht der Besitz natürlich nicht in die Hände der Gesellschaft zum Schutz der Natur über." Er sah sie an. "Bitte, verstehen Sie mich nicht falsch, Miß Rowland, ich bin nicht gegen den Naturschutz, aber ich sehe auch nicht ein, daß man andere Leute um den Familienbesitz bringt."
    "Sie scheinen nicht gerade ein Freund Ihres Vaters zu sein."
    "Er sorgte dafür, daß meine Kindheit ein Alptraum war."
    Diana fühlte den Schmerz, der in Timothy Lansing tobte. Sie wollte nicht weiter in ihn dringen. Sie konnte sich vorstellen, daß Reverend Lansing kein Mensch war, der einem anderen Liebe und Güte entgegenbrachte, nicht einmal dem eigenen Sohn. Sie wandte sich einem Rosenbusch zu, der einige Meter weiter an der Mauer wuchs, brach drei der weißen Rosen ab und legte sie an den Fuß der G edenktafel nieder.
    Nachdenklich las die junge Frau die Namen der verschwund enen Mädchen. Sie stellte sich vor, wie deren Eltern und Geschwister um sie gebangt und wochen-, wenn nicht gar monatelang gehofft hatten, daß sie doch noch eines Tages wiederkommen würden. Aus diesen Gedanken heraus beugte sie sich hinunter und legte die Fingerspitzen ihrer rechten Hand auf den letzten der Namen. Es war Lucys.
    Plötzlich bemerkte Diana, wie der Stein feucht wurde. Es sah aus, als würde er weinen. Instinktiv griff sie nach Timothys Hand.
    "Das gibt es doch nicht", sagte der junge Tierarzt fassungslos. Er berührte die 'Tränen' mit dem

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