Geisterschiff
stehst du hier noch rum? Beeil dich! Wir wollen nicht ewig warten«, schnauzte Lucy.
Es passte ihr ganz und gar nicht, an diesem Ort weiter festzusi t zen. Dem Rest der Mannschaft ging es genauso. Selbst aus den wie immer emotionslosen Beiträgen Shyringas konnte man Ungeduld h e raushören. Zumindest bildete Lucy sich das ein. Der Einzige, dem es noch weniger passte, dass Trixi allein zu Garjomus ging, war Lars. Die beiden hatten die halbe Nacht geredet. Trotzdem hatte Lucy nicht den Eindruck, dass alles wieder im Reinen war zwischen den beiden. Aber es nutzte alles nichts, sie konnten noch so über Trixis Dickschädel schimpfen, sie mussten bis zum nächsten Tag warten.
***
Als Trixi nach tatsächlich fast vierundzwanzig Stunden wieder auftauchte, zog sie Garjomus an der Hand hinter sich durch die Tür.
» Ich bin fertig. Ich habe Garjomus mitgebracht. Wir müssen uns bei ihm bedanken. Ohne ihn hätten wir unser Schiff nicht reparieren können. Wahrscheinlich wären wir alle nach Jahren des Herumirrens im All gestorben, ohne dass irgendjemand je wieder von uns gehört hätte«, sagte Trixi auf ihre leise, schüc h terne Art.
Sie sah alle der Reihe nach an und ihre Augen blieben bei Lars hängen.
» Wir sollten als Freunde auseinandergehen, auch wenn es vi e le Missverständnisse zwischen uns gegeben hat«, sagte sie, ohne Lars aus den Augen zu lassen.
Dann wandte sie sich an Garjomus.
» Du hast uns sehr geholfen. Ich habe dir schon gesagt, wie dan k bar ich dir bin. Wir werden dich nicht vergessen und was du für uns getan hast. Falls wir uns jemals wiedersehen, werden wir Freunde sein«, sagte Trixi und ihre Augen strahlten. Dann wurde sie wieder schüchtern und sprach leise weiter. »Ich hoffe, dass mein Geschenk dich an mich erinnert und du mich nicht vergisst und die Freunde hier auch nicht.«
» Trixi wie könnte ich dich vergessen«, antwortete Garjomus ve r träumt. »Natürlich wird dein Geschenk mich immer an dich eri n nern. Das ist mehr, als ich dir gegeben habe.«
» Du hast uns das Leben gerettet«, warf Trixi ein.
» Du hast mehr als das getan«, sagte Garjomus und lächelte Trixi dabei so zärtlich an, dass Lucy ängstlich zu Lars hinüber sah, der zwar ziemlich verspannt wirkte, sich aber nicht rührte.
» Aber ich hätte dich auch so nicht vergessen. Du bist der wic h tigste Mensch, dem ich bisher begegnet bin. Durch dich habe ich neuen Lebensmut gefunden und du hast mir den Gla u ben an andere Me n schen zurückgegeben.«
Er sah jetzt Lucy und den Rest der Mannschaft an.
» Ja, ich danke auch euch, dass ihr Trixi zu mir gebracht habt. Ich möchte euer Freund sein. Ich hoffe, dass ihr mir genauso verzeiht, dass ich euch angegriffen habe, wie ich euch verzeihe, dass ihr mir mein Leben nehmen wolltet. Wir wollen ab heute keine Irrtümer mehr zwischen uns zulassen.«
Als Nächstes war Lucy an der Reihe. Sie bedankte sich auch bei Garjomus und versprach ihm Freundschaft. Das Gleiche tat Varenia, sogar Gurian brummte ein paar nette Worte. Shyringa sagte auf ihre aranaische Art etwas vollkommen Emotionsloses, was noch gestel z ter klang als alles, was bisher gesagt worden war. Nur Lars sagte nichts.
Lucy war froh, als die Abschiedsprozedur endlich vorüber war. Den anderen ging es nicht anders. Nur Trixi war wirklich traurig. Sie nahm Garjomus noch einmal in den Arm und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Lars wandte sich traurig ab. Er hätte nicht eifersüchtig sein brauchen. So wie Garjomus strahlte, war das sicher der erste Kuss, den Trixi ihm gegeben hatte, dachte Lucy.
Eine gute Stunde später flogen sie aus dem Hangar. Lucy b e schleunigte auf maximale Geschwindigkeit, um so schnell wie mö g lich weit genug von der Sonne des Systems wegzukommen und springen zu können. Sie wollte nur noch nach Hause, was in diesem Fall zur Station der Rebellen hieß. Dem Rest der Man n schaft ging es genauso. Mit Ausnahme Trixis natürlich. Sie blic k te mit starrer Miene auf den Schirm, auf dem die ›Garjomus Bartin‹ immer kle i ner wurde. Das große Schiff hatte in Richtung des zweiten Planeten des Sy s tems abgedreht.
Gurian stellte sich neben Trixi. Er legte ihr freundschaftlich eine Hand auf die Schulter.
» Wie hast du dem Kerl erklärt, dass du die kleinen Erweit e rungen in seiner Werft, die du zusammengebastelt hast, wieder abbauen musstest?«, brummte er. Er schenkte ihr dabei einen Gesichtsau s druck, der wohl ein schelmisches Grinsen sein sollte.
» Ich habe die Anlage nicht
Weitere Kostenlose Bücher