Geisterstadt
hasste.
Er ließ los.
Sie prallte so heftig auf, dass ihre Knie aufzuheulen schienen. Als sie zur Seite kippte, fiel sie direkt auf ihren verletzten ()berschenkel. Ob es ihr Aufschrei war, der ihn so schnell folgen ließ, oder ob er sowieso vorgehabt hatte, ihr direkt hinterherzuspringen, wusste sie nicht. Sie war vollauf damit beschäftigt, nach dem ersten, hilflosen Kreischen nicht loszuheulen. Verdammt, tat das weh! Es tat wirklich höllisch weh, so als wäre das Feuer erneut ausgebrochen und als führe ihr das Messer noch einmal ins Fleisch.
»Chess! Alles okay? Was hast du denn?«
»Mir geht’s gut«, stieß sie hervor, aber als das Licht ihr ins
Gesicht fiel, konnte sie den Kopf nicht schnell genug drehen, um die Tränen auf den Wangen zu verbergen.
»Ach du Scheiße! Hab ich dich auf was runtergeschmissen? Ich hab echt nichts erkennen können, war keine Absicht...«
»Lass es.« Sie nahm die rechte Hand vom Oberschenkel und hob sie vor das Gesicht, um sich vom Licht abzuschirmen. Ihr ganzer Körper zitterte unter dem Schock des plötzlichen, heftigen Schmerzes. Nach allem, was sowieso schon passiert war, wurde es ihr einfach zu viel. Die schwache Energie, die ihr oben schon aufgefallen war, wurde jetzt stärker; in diesem Raum mussten sie ihre Rituale abgehalten haben. Die Spur fühlte sich auch noch frisch an. Sie waren erst vor Kurzem hier gewesen. Die Magie prickelte ihr auf der Haut. Das Peilgerät in ihrer Tasche piepte hektisch.
Das hatte vermutlich irgendwas zu bedeuten, aber jetzt im Moment war sie zu müde und hatte zu große Schmerzen, um sich darum zu kümmern.
»Okay.« Metall schabte über Beton, als er die Taschenlampe beiseitelegte. »Aber du hast nichts in die Augen gekriegt, oder? Was ist denn passiert? Ich wollte doch nicht ...«
»Scheiße ... lass es einfach, ja?« Verdammt, war sie erbärmlich! »Mach das bitte nicht. Bitte!«
»Schon gut. Ich mach doch gar nichts. Lass uns einfach ’n Moment hier sitzen, dann kannst du mal ...«
»Kannst du nicht einfach mal die Klappe halten?« Sie vergrub das brennende Gesicht zwischen den Knien. Seinen Anblick ertrug sie einfach nicht länger, während die Worte jetzt aus ihr hinausströmten wie die Tränen über ihre Wangen.
»Red... red nicht mit mir, als würde dir was an mir liegen, okay? Ich ... ich pack das einfach nicht, bitte, lass es einfach!«
Stille. Scheiße! Wahrscheinlich brachte er jetzt nicht mal mehr Verachtung für sie auf. Nicht mal mehr Hass.
Und ihr Bein tat wirklich unmenschlich weh. Als sie es probeweise streckte, flammte auf der Stelle der Schmerz wieder auf. Der Verband fühlte sich lose an und die Haut darunter klebrig; sie blutete wieder.
Okay. Sie musste sich jetzt zusammenreißen. Es war schon schlimm genug, dass sie sich da oben im Haus zum Deppen gemacht und das vor ein paar Sekunden mit Downsides erbärmlichstem Gestammel noch getoppt hatte. Sie durfte jetzt nicht schwach werden und losheulen, denn wenn sie einmal anfing, würde sie so schnell nicht wieder aufliören.
»Ich wollte dich nicht auf was drauffallen lassen«, grummelte er. »Echt nicht.«
»Hast du auch nicht.« Das hatte noch nicht so schlimm geklungen. Immerhin hatte ihre Stimme nicht diesen schrecklichen zittrigen Tonfall, dieses Gleich-heul-ich-los-Ding. »Letzte Nacht war ich bei einem Brand dabei und ... aah!« Verdammt! Jetzt zickten ihre Handgelenke auch noch rum. Gab es vielleicht noch andere Körperteile an ihr, die jetzt auch Lust bekommen liatten, spontan in höllische Schmerzen auszubrechen? Hey, es könnte doch ein Stück Decke runterkommen und ihr die Zehen zerschmettern. »Ich hab ’ne Brandwunde am Bein. Könntest du dich bitte mal umdrehen?«
»Im Schlachthof? Haben diese Lamaru dich da erwischt?«
Hatte er es eigentlich absichtlich drauf angelegt, ihr weh zutun? Ach ja. Hatte er wohl tatsächlich. »Könntest du dich jetzt bille umdrehen? Ich muss mir mal mein Bein angucken.«
Sie erhaschte nur einen kurzen Blick auf sein Gesicht, das im schwachen Licht bleich schimmerte, bevor er ihr den Rücken zudrehte.
I hre Hände zitterten ein wenig, als sie die Jacke abstreifte - sie wollte nicht, dass ihr die Ärmel im Weg waren —, dann öffnete sic den Reißverschluss ihrer Jeans und schob sie vorsichtig bis zu den Knöcheln hinunter, bis sie an den Stiefeln hängen blieben. Oh Mann! Supergefühl, den Arsch gegen eine kalte, feuchte Betonwand zu drücken, während sie aus den Schuhen schlüpfte und dann endlich die Hose
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