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Geisterstadt

Geisterstadt

Titel: Geisterstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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jemanden gehabt, den sie um Rat fragen konnte, der
    Und das hatte sie auch zur Genüge getan. Dass sie ihn angelogen hatte, war einer davon.
    Aber er hatte sie ebenfalls belogen. Er hatte gelogen, als er ihr — nicht mit genau diesen Worten, aber trotzdem — gesagt hatte, dass er in ihr etwas Besonderes sah. Er hatte sie für diesen kurzen Moment, für diese zwei kurzen Tage zwischen seiner kleinen Ansprache und jener schrecklichen Nacht auf dem Friedhof, in dem Glauben gelassen, dass sie wirklich etwas Besonderes war. Etwas Gutes.
    Und das stimmte einfach nicht. Und sie hatte ihn verletzt, und sie hasste sich so sehr dafür, so sehr, dass sie diesen Fehler gemacht und ihm das angetan hatte, so sehr, dass sie es nichteine Sekunde länger aushielt. Er konnte dem ein Ende machen. Er konnte ihr vergeben oder sie bestrafen; irgendwie wurde er in der verdrehten, magiegesättigten Logik ihres Verstandes zur einzigen Person, die diese Macht hatte. Er wurde zum einzigen Menschen, der sie für alles bestrafen konnte, für jede Tablette, jeden Drink, jedes Pülverchen und jeden lausigen Fehler, den sie je begangen hatte, Brain und Randy und die toten Nutten, die sie nicht gerettet hatte und alles zusammen ...
    Und so schubste sie ihn mit aller Kraft, die ihr noch geblieben war, und wurde belohnt, als er unwillkürlich einen Schritt näher kam.
    »Lass das, verdammt noch mal.« Das war mehr als eine Warnung, es war ein Knurren aus tiefer Kehle, das Geräusch eines Wolfs, kurz bevor er zum Gegenangriff übergeht.
    Sie schenkte ihm keine Beachtung. Schubste ihn noch mal. »Dann zwing mich doch endlich! Immerhin hab ich dich angelogen, oder? Ich habe mit jemand anders rumgevögelt. Und zwar andauernd! Ich habe andauernd mit ihm gevögelt, Terrible, in der ganzen Wohnung, in hundert verschiedenen Stellungen.« Noch ein Schubser. »Macht dich das denn gar nicht sauer? Warum unternimmst du denn verdammt noch mal nichts? Warum hast du solche Angst davor ...«
    »Halt verdammt noch mal die Klappe, ich hab keine ...«
    »Ich hab dir wehgetan, oder nicht? Warum tust du mir dann nicht auch weh? Willst du mir wehtun, Terrible? Dich an mir rächen?« Noch ein Schubser, härter diesmal. Langsam steigerte sie sich in ihre Wut hinein und verlor sich darin; Energie raste durch ihren Körper, Wut und Schmerz und Lust wirbelten um sie hemm und ließen ihren Blick verschwimmen, und sie konnte diese Gefühle einfach nicht loswerden. Konnte sie nicht beiseiteschieben. Selbst wenn sie gewollt hätte, hätte es nichts genützt. Ihre Stimme gellte ihr in den eigenen Ohren, sprang von den
    Wänden ringsum zurück; sie hörte den panischen Unterton und spürte, wie ihr die Tränen über die Wangen strömten.
    »Komm schon, Terrible! Tu mir weh. Schlag mich! Willst du das? Lass mich dafür büßen. Bitte, Terrible, tu’s einfach ... tu’s einfach ...«
    Noch ein Schubser. Diesmal legte sie sich mit dem ganzen Körper hinein. Er wirbelte herum, das Gesicht bis zur Unkenntlichkeit verzerrt, einen Arm emporgereckt, bereit zum Schlag.
    »Ich warn dich, verdammt noch mal...«
    »Jetzt warn mich nicht, schlag mich endlich! Schlag mich, du Muschi! Du blödes ... du Arschloch, du verdammtes ...«
    Der Schwinger war ungelenk, weil ihr Blick zu verschleiert war, um genau zu zielen. Sie traf ihn aber trotzdem und erwischte ihn - irgendwo am Kiefer wahrscheinlich - mit einem satten Krachen, während ihr zugleich ein stechender Schmerz durch den Arm zuckte. Herrlicher Schmerz, ihr gesamter Körper spannte sich, während sie auf mehr wartete, sich danach sehnte, sich wünschte, dass er ihr mehr Schmerz zufügte.
    »Fuck!« Seine Hand zuckte zur Wange, aber sie konnte nicht mehr aufhören. Sie konnte nicht aufhören, ihn zu schlagen und zu schubsen. Ihr Puls dröhnte in den Adern und im ganzen Körper; Gedankenfetzen wirbelten durch ihren Verstand wie die Bilder in einem Kaleidoskop.
    »Schlag mich! Wehr dich doch endlich mal, warum bestrafst du mich denn nicht? Bitte, bitte, du blöder Scheiß-Mistkerl, tu’s doch, schlag mich einfach, bitte ...«
    Sie schlug wieder nach ihm und traf ihn erneut, diesmal am ()berarm, meinte sie. Gut, aber noch nicht gut genug, er schlug sie immer noch nicht, worauf wartete er denn noch, warum schlug er sie denn nicht, verstand er denn nicht, wie dringend sie das brauchte, warum bestrafte er sie nicht und ließ sie endlich verdammt noch mal...
    Sie fiel hintenüber, ohne zu begreifen, was geschehen war. Ihr Gehirn weigerte sich

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