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Geisterstadt

Geisterstadt

Titel: Geisterstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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auf der anderen Seite des Raums, an der Luke, neben ihrer Jacke. Ihr Höschen war ein Häufchen zerfetzter blassblauer Baumwolle mitten in dem schmalen Rinnsal.
    Toll. Also musste sie da jetzt mit nacktem Arsch rüberrennen, um sich die Hose zu holen? Sie hatte zwar noch ein Ersatzhös-elien in der Handtasche, aber trotzdem ... In seinem Schweigen schwang etwas mit, das ihr sagte, dass er wohl keine anzüglichen Witzchen machen würde, wenn sie es sich zurückholte.
    Sie schob sich den BII-Träger hoch und zupfte den Saum
    ihres Tops zurecht. Etwas landete mit einem leisen, gedämpften Geräusch neben ihr: Terribles Bowlinghemd.
    »Danke.« Es war zwar kurzärmelig, aber immerhin so weit, dass sie es sich um die Hüfte schlingen konnte — ach was, wenn sie hineinschlüpfte, würde es ihr sowieso bis zu den Knien reichen, wo es doch sogar ihm bis über die Hüfte hing. Nett von ihm. Aber nur eine weitere Bestätigung ihrer Ängste. Es hatte sich nichts geändert. Sie hatte ihn dazu gereizt, ihn praktisch gezwungen und jetzt ... jetzt war noch immer alles beim Alten.
    Sein Feuerzeug klickte; das warme Leuchten der hohen Flamme erhellte für eine Sekunde den Raum. Er hielt ihr eine Zigarette hin, und sie nahm an.
    »Danke«, sagte sie noch einmal. Ihre Lippen versagten ihr den Dienst. Sie fühlten sich geschwollen und wund an, als hätte sie einen Schlag auf den Mund bekommen.
    Hm. Das war jetzt peinlich. Sie hatte keine Ahnung, was sie sagen sollte, und wahrscheinlich ging es ihm ganz genauso. Sie wusste, was sie gern gesagt und getan hätte. Sie wollte den Meter Leere zwischen ihnen überwinden und sich in seine Arme kuscheln. Sie wollte ihn mit zu sich nach Hause nehmen und mit ihm in die Kiste springen - das Bett, in das sie keinen anderen gelassen hatte -, und das alles noch mal machen, aber diesmal langsamer. Richtig - nicht, dass beim ersten Mal etwas nicht gestimmt hätte. Sie konnte sich nicht mehr erinnern, wann sie zum letzten Mal ... Nein. Nein, so war es noch nie gewesen. So hatte sie sich noch nie gefühlt.
    Und sie wollte sagen, dass es das wert gewesen war, aber verdammt, wie die Stille sich so zwischen ihnen dehnte wie ein Riss in ihrem Herzen, der länger und länger wurde ...
    Er räusperte sich. »Sorry.«
    Er hätte sie genauso gut erstechen können.
    »Du hast ja nichts gemacht, was ich nicht gewollt hätte«, sagte sie matt. Sie brauchte jetzt ihre Tasche. Ihre Pillen waren da drin. Lex hatte ihr letzte Nacht nicht bloß die beiden Oozer mitgebracht, sondern noch ein paar mehr in die Tasche gesteckt, und sie selbst hatte noch einen weiteren mitgebracht, weil sie sich schon gedacht hatte, dass sie ihn möglicherweise noch brauchen würde. Der Fall war ihr im Moment scheißegal. Die verdammten Lamaru mit ihren beschissenen Psychopomp-Spielchen. Maguinness. Ging ihr alles komplett am Arsch vorbei. Sie wollte nur noch nach Hause, sich zudröhnen und sich dan n verkriechen und versuchen, all das zu vergessen. Mindestens der letzte Punkt auf der Liste war wohl allerdings ziemlich unmöglich zu verwirklichen.
    »Hm, na ja. Vielleicht hab ich ja aber gar nicht...«
    »Okay. Du wolltest das nicht tun. Versteh schon.«
    Einen Augenblick erwartete sie Widerspruch. Vielleicht würde er sagen, dass er es nicht ausgerechnet hier hatte tun wollen (»der auf diese Art oder was auch immer, aber den Gefallen tat er ihr nicht. Was für ein Schock. Sie senkte den Blick auf sein Hemd und versuchte sich darüber klar zu werden, ob sie es benutzen wollte oder nicht. Sie entschied sich, es nicht zu tun. Sollte er doch glotzen. Ihr doch egal.
    Von der Luke bis zu dem Platz, an dem sie ... an dem sie zu-Irtzt gelandet waren, war es ihr gar nicht so weit vorgekommen, als sie ihm hinterhergegangen war. Jetzt, wo sie den kühlen Boden mit nackten Füßen überquerte und ihr die klebrigen S« henkel zitterten, schien sich der Weg meilenweit auszudehnen und Stunden zu dauern. Das leichte Ziehen zwischen den Beinen liillte unbeschreiblich angenehm sein können, wäre der Schmerz in ihrer Brust nicht so viel schlimmer gewesen.
    Sie konnte ihn noch überall an sich riechen.
    Das Höschen zum Wechseln steckte in einer Seitentasche; io schlüpfte hinein und kramte dann ihre ganze Erste-Hilfe-
    Ausrüstung hervor, bevor sie sich ihrem Bein widmete. Komisch, im Rausch der letzten Minuten hatte sie die Verletzung gar nicht gespürt. Das war ein kleines Wunder, immerhin klebten an den Wundrändem Dreckbrocken, die sogar hier im

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