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Geisterstadt

Geisterstadt

Titel: Geisterstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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...«
    Blasmusik schnitt ihr das Wort ab, laut und schrill in der hellen, klaren Mittagsluft. Eine Schallplatte, begriff sie; das verräterische Knacksen und Rauschen drang durch die Lautsprecher. Was zur ...
    Gemeinsam mit den Umstehenden wandte sie den Kopf. Straßenkünstler waren auf dem Markt keine Unbekannten, wenn sie sich auch nicht allzu häufig hierher verirrten, weil die meisten Bewohner von Downside Außenseitern mindestens genauso sehr misstrauten, wie sie dazu neigten, sie abzustechen und ihnen das Geld zu klauen. Aber dann und wann traten ein paar Sänger oder eine Akrobatentruppe auf.
    Das hier war etwas anderes.
    Am anderen Ende des Marktes, vor den verfallenen Überresten einer Mauer, hatte man eine Bühne errichtet, allem Anschein nach ein Fundament aus Holzkisten mit Brettern darauf. An den vier Ecken erhoben sich Balken, die mit orangefarbenem Stoff geschmückt waren, und zwischen ihnen waren weitere Stoffbahnen in der gleichen Farbe gespannt, die sich leuchtend vom seeblauen Himmel abhoben.
    Darüber baumelte ein Schild: Arthur Magutnness’ zaubermächtige Tinkturen.
    Okay, das versprach interessant zu werden.

8
    Nur durch Reue und Schmerz ist Vergebung möglich. Das Bach der Wahrheit, »Veraxis«, Artikel 72
    Die Schallplatte mit der Trompetenmusik plärrte weiter, während langsam eine Menschenmenge zusammenströmte. Chess hatte keine besondere Lust, sich die Vorstellung anzusehen - hatte sie denn nichts Besseres zu tun? aber andererseits war sie auch nicht scharf darauf, mit Terrible im Auto zu sitzen und weiterzustreiten, und außerdem wollte sie in Ruhe fertigessen.
    Er schien sich die Sache übrigens ansehen zu wollen, was auch Sinn machte. Bump gestattete solche Vorstellungen vor seiner Haustür normalerweise nicht. Ob »Arthur Maguinness« sich gar nicht erst die Mühe gemacht hatte, sich eine Erlaubnis zu besorgen oder ob seine zaubermächtigen Tinkturen irgendwie schädlich für Bumps Geschäfte waren ... Terrible musste es wissen.
    Also folgte sie seinen breiten Schultern durch die Menge, während sie von dem Spieß abbiss, bei dem es sich mit ziemlicher Sicherheit tatsächlich um Hühnchen handelte. Das Fleisch schmeckte wirklich gut - wann hatte sie überhaupt das letzte Mal warm gegessen? Sie wusste es nicht mehr. Im Krankenhaus wahrscheinlich. Sie hatten ihr immer etwas hingestellt, ob sie nun wollte oder nicht, und sie gezwungen, wenigstens ein paar Bissen zu probieren, damit sie etwas hatten, was sie in ihre kleinen Formulare eintragen konnten. Man hatte ihr klargemacht, dass man sie nicht entlassen würde, wenn sie nicht aß, also hatte sie gegessen.
    Seit sie aus dem Krankenhaus gekommen war, hm? Klar hatte sie seitdem mal was gegessen, aber immer nur ein Sandwich oder so. Warmes Essen stand nicht gerade weit oben auf ihrer Liste der wichtigen Dinge. Schließlich gab es so viel Besseres, womit sie sich den Bauch vollschlagen konnte, und das brauchte sie so viel dringender.
    Dabei fiel ihr etwas ein. Dank Bumps kleinem Geschenk von letzter Nacht musste sie sich zwar noch nicht unbedingt bei Lex melden, aber wahrscheinlich sollte sie es trotzdem tun. Sie hatte ihn seit ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus nicht mehr gesehen.
    Auf diese Unterhaltung freute sie sich nicht gerade. Nein, sie traf sich nicht mehr mit ihm - na ja, was sie miteinander gehabt hatten, ließ sich sowieso kaum als »sich treffen« bezeichnen, es sei denn, man fügte noch ein »nackt« und ein »volles Rohr« ein.
    Das Problem war, dass er davon noch nichts wusste.
    Sicher, irgendwie dämmerte es ihm bestimmt schon. Aus ihrem hysterischen Anfall, als Terrible fast gestorben war - und »hysterisch« war noch nett ausgedrückt -, und dem anschließenden Kapitalverbrechen, um ihn zu retten, hatte Lex eventuell schon erste Schlüsse gezogen, dass ihre gemeinsamen Tage möglicherweise gezählt waren. Zum Glück hatte er den größten Teil der schrecklichen Szene auf dem Friedhof verpasst — zu ihrem Glück jedenfalls, immerhin blieb ihr so etwas von der Peinlichkeit erspart. Lex war nicht ganz so gut dabei weggekommen. Er war ohnmächtig und mit gebrochenem Kiefer auf dem gefrorenen Boden zurückgeblieben, nachdem Terrible sie in flagranti erwischt hatte und mit seiner Meinung zu den Vorgängen nicht hinter dem Berg gehalten hatte.
    Egal. Sie konnte das nicht weiter auf die lange Bank schieben. Dank des mit Draht geflickten Kiefers hatte er ihr im Krankenhaus nicht allzu viel zu sagen gehabt, aber jetzt, da

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