Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geisterstadt

Geisterstadt

Titel: Geisterstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
Vom Netzwerk:
Tür auch diesmal wieder ganz alleine aufstemmen. Sie war schon halb die Treppen hochgestapft, bevor sie bemerkte, dass er direkt hinter ihr war, so lautlos bewegte er sich in seinen Stiefeln über den Asphalt. Diese Fähigkeit zur Verstohlenheit war eine seiner besonderen Gaben. Das gehörte natürlich auch zu seinem Job. Die meisten Leute stellten sich ja nicht brav an, um sich verprügeln zu lassen. Man musste sie aufspüren, sich anschleichen, sie von der Straße zerren und ausschalten, bevor sie wussten, wie ihnen geschah. Und niemand war so gut im Leute-Ausschalten wie Terrible.
    Sie musste es am besten wissen.
    »Was soll denn das?«
    Er zuckte die Schultern. »Weiß auch nicht.«
    Okay, jetzt war sie wieder hellwach. War er etwa ... Scheiße! Sie hasste so was. Hasste es total.
    Anscheinend konnte er ihr die Verwirrung an der Nasenspitze ansehen, jedenfalls kniff er die dunklen Augen zusammen. »Bump hat gesagt, ich soll mit hochkommen. War nicht meine Idee.« »Oh!«
    »Scheiße! Bild dir mal bloß nix ein, ja? Ich hab mir das hier nicht ausgesucht. Glaub ja nicht, dass du von mir was erfährst, was du dann schön weitertratschen kannst.«
    Inzwischen waren sie im Treppenhaus angekommen. Ihre Stimme hallte durch die weitläufige Eingangshalle. »Ich tratsche überhaupt nichts weiter. Ich hab dir doch gesagt, dass wir nicht mehr zusammen sind.«
    »Ist mir doch scheißegal, mit wem du zusammen bist.«
    »Und warum bist du dann so tierisch sauer deswegen?«
    Röte kroch ihm über den Hals; er warf ihr einen finsteren Blick zu und schob sich dann an ihr vorbei, um vor ihr die Treppe hinaufzusteigen. Mit dieser Bemerkung hatte sie ins Schwarze getroffen. Der Sieg schmeckte schal, aber inzwischen war sie schon für jede Kleinigkeit dankbar.
    Jetzt war sie an der Reihe, sich an ihm vorbeizudrängeln, die Wohnungstür aufzuschließen und ihre abgeranzte kleine Wohnung zu betreten. Sie stürzte auf dem kürzesten Weg zum Kühlschrank und zerrte die halb volle Wodkaflasche heraus, die sie von ein paar Tagen gekauft hatte.
    Im Schrank daneben befand sich ihre jämmerliche Sammlung von bunt zusammengewürfelten Plastikbechern und -tellern. Sie nahm zwei Becher heraus und öffnete den Schraubverschluss des Wodkas. »Willst du was zu trinken?«
    Er trat hinter sie. Sie hörte ein leises Rascheln, dann fiel die Tür ins Schloss. Sie drehte sich um.
    Er war weg.
    Und das galt auch für die Akte über die Lamaru, die sie vorhin bekommen hatte.
    Sie wusste nicht mehr, wann sie zum letzten Mal einen derart blauen Himmel gesehen hatte, und trotz allem hellte sich ihre Stimmung bei diesem Anblick ein wenig auf. Dann war sie eben mit jemandem verabredet, der sie hasste, und betrog die Kirche, während sie auf der Schneide einer Rasierklinge über den gähnenden Rachen des Todes balancierte. Dann musste sie sich eben danach mit einer Frau treffen, die sie jetzt schon nicht abkonnte, um gemeinsam mit ihr einer illegalen Gruppe von Schwarzmagiem auf die Schliche zu kommen, die ihr an den Kragen wollten.
    Na wenn schon. Der Himmel war immer noch blau, und drei Cepts brachten sie runter und schirmten sie so weit von der lärmenden Menge auf dem Markt und dem immer noch kalten Wind ab, dass sie das Gefühl hatte, sie würde mit der ganzen Scheiße doch irgendwie fertig werden. Na, das war doch prima. Die Sonne auf ihrem Gesicht und den Händen fühlte sich fantastisch an und zauberte ihr einen blauen Schimmer ins gefärbte Haar. Noch vor einem Monat hatte es geschneit. Jetzt war es schon beinahe Frühling.
    An Edsels Stand musste heute Morgen besonders viel los gewesen sein; als Chess vor der schäbigen Theke mit dem Samtbezug stehen blieb, war er gerade dabei, Runenknochen und kleine handgenähte Beutelchen nachzulegen. War aber auch nicht anders zu erwarten gewesen. Die Neuigkeit von der Schwangerschaft seiner Frau hatte sich rasch verbreitet.
    »Wie geht’s Galena?«, fragte sie und strich prüfend mit dem Finger über eine der Runen. Ein leichter Schauer lief ihr den Arm hinauf. »Gut, wie’s aussieht. Ich kann es fühlen.«
    Edsel lächelte. Seine Zähne waren von der gleichen Farbe wie seine Haut und das schlohweiße Haar. Trotz der schwarzen Sonnenbrille verströmte er eine Freude, wie sie sie bisher noch selten an ihm gesehen hatte. »Ihr geht’s gut, Baby. Immer noch ’n bisschen müde, ja, aber der Doktor sagt, das war bald vorbei, und dann is’ sie wieder ganz die Alte. Sie ... verdammt, was hast’n du da?«
    Er

Weitere Kostenlose Bücher