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Geisterstadt

Geisterstadt

Titel: Geisterstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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unbeschreiblich gelangweilte Miene auf.
    »Psychopomps schlitzen ihre Opfer nicht auf und schmeißen die Reste auf einen Haufen. Psychopomps sind Tiere. Wenn du mir verrätst, wie ein Psychopomp mit einem Messer herumhantieren soll...«
    »Die Lamaru könnten die Leichen zerstückelt haben, um die Todesursache zu verschleiern. In diesem Durchgang lag kein einziges Körperteil von magischer Bedeutung, und ich habe nicht gesehen, dass die Sucher auch nur versucht hätten ...«
    »Ist das so dein übliches Vorgehen, dass du dein Ermittlungsziel vernachlässigst, um dich in Fälle einzumischen, die dich gar nichts angehen?«
    Genau das. Genau das war der Grund, aus dem Chess alleine arbeitete. Sich mit Lauren zu streiten war, als wollte man Bump überreden, weniger egozentrisch zu sein: vergeblich und ermüdend. »Ist das so dein übliches Vorgehen, dass du bei Ermittlungen alle alternativen Erklärungen ignorierst und nicht mal eine Sekunde lang versuchst, offen für Neues zu sein?«
    Lauren legte den Kopf schief. Ihr Haar floss ihr über die Schultern bis fast zum Ellbogen, eine feste, schaukelnde Masse. »Ich glaube, solche Frechheiten sind wirklich unangebracht.«
    Ach, das war doch wirklich zu bescheuert. Sie hatte keine andere Wahl, als mit Lauren zusammenzuarbeiten, jedenfalls, wenn sie nicht wieder völlig pleite dastehen wollte. Aber das musste sie sich wirklich nicht bieten lassen. Okay, Lauren hatte den höheren Rang, aber sie war nicht ihre Vorgesetzte, und auch wenn Chess vielleicht nicht die Tochter des Großältesten war, konnte sich ihre Erfolgsbilanz doch mehr als sehen lassen.
    »Ich bin nicht frecher zu dir als du zu mir. Und ich hab wirklich keinen Bock auf Schwanzvergleiche. Aber das ist auch mein Fall, und ich hab ganz bestimmt ein Wörtchen dabei mitzureden, wie wir vorgehen.«
    Lauren verengte die Augen. Chess schoss der Gedanke durch den Kopf, was sie tun würde, falls sie das Geld zurückzahlen musste; es würde doch sicher bald wieder einen neuen Fall geben? Ende März häuften sich für gewöhnlich die betrügerischen Geistererscheinungen, wenn die Entrichtung des jährlichen Zehnten anstand. Sie würde bald wieder was auf dem Schreibtisch haben.
    Also erwiderte sie den abschätzigen Blick ebenso abschätzig. Wenn Lauren sie von dem Fall abzog, dann war das eben so, aber so was würde sie sich einfach nicht länger bieten lassen. Sie war doch hier nicht der verdammte Wasserträger.
    Lauren brach in schallendes Gelächter aus. Sie war sehr hübsch, wenn sie lachte, stellte Chess gegen ihren Willen fest.
    »Okay.« Lauren nickte, nickte ein zweites Mal. »Okay. Also, was hältst du davon, wenn wir mal bei den Nachbarn rumfragen, hm?«
    »Ich glaube nicht, dass das viel bringt, aber den Versuch ist es wert, klar.«
    Das Gebäude war eins dieser Häuser, die sich als »Wohnanlage« bezeichneten, als ob eine zufällige Ansammlung von Mietern schon eine Gemeinschaft bilden würde. Chess lief es bei dem Anblick kalt über den Rücken. All diese Fließband-Wohnungen, die ausnahmslos den gleichen Grundriss hatten, die gleichen Möbel aus Holzimitat mit Glasabdeckung, den gleichen haferfarbenen Bodenbelag und die gleichen haferfarbenen Haushaltsgeräte. All diese Menschen, die exakt das gleiche Leben führten.
    Sie ertappte sich dabei, dass sie jedes Mal überrascht war, wenn sich die Tür öffnete und tatsächlich ein anderer Mensch vor ihnen stand. Und sie ertappte sich dabei, dass sie der Kirche ausgesprochen dankbar dafür war, dass sie sie in Downside wohnen ließ, statt sie zu einem Leben in einer Sardinenbüchse von Angestelltenwohnung im Wohnkomplex hinter dem Hauptquartier zu zwingen.
    Sie fingen im obersten Stockwerk an und arbeiteten sich nach unten durch, wobei sie meistens beim Abendessen störten. Tja, es beschwerte sich aber sicher niemand, wenn das Black Squad vor der Tür stand. Es war ein bisschen so, als würde sie in Downside zusammen mit Terrible Leute verhören, außer dass die Bewohner hier nicht ganz so viel Respekt vor dem Squad hatten wie die Downsider vor Terrible. Sie bezweifelte, dass die Eltern hier ihren Kindern Schauergeschichten über das Squad erzählten, wenn sie nicht gehorchten.
    Dieselben Fragen und dieselben Antworten, immer und immer wieder, bis sie sie auswendig wusste. Nein, niemand kannte Erik. Nein, er war immer für sich geblieben. Schien ein ruhiger Typ zu sein. Also das Standardprofil eines Serienkillers, und sie gingen es mit jedem Bewohner hinter jeder

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