Geisterstadt
mir.«
»Weißt du, woher er seine Materialien sonst bekommt?«
»Schätze mal, die macht er dann wohl selbst, ne? Wüsste jedenfalls nicht, dass er woanders kauft.«
Mist! Sie hatte gehofft ... Moment mal. »Aber wär das nicht ziemlich teuer? Oder würde man nicht ’ne Menge Platz dafür brauchen?«
»Ja, ’ne große Wohnung muss er wohl haben. Ganz da oben, vielleicht versorgt er sich ja auch da auf dem Markt.«
»Scheiße!« Auf die Idee, sich mal den Markt in der Nähe der Adresse anzusehen, die Maguinness bei dem Besuch im Gefängnis angegeben hatte, war sie gar nicht gekommen.
Andererseits ... wenn es einen Markt bei ihm in der Nähe gab, warum verkaufte er seinen Kram dann hier? Okay, Bumps Erlaubnis hätte er sowieso gebraucht, auch wenn er seine Bühne dort aufbauen wollte. Verdammt, er brauchte die Genehmigung, egal, wo er seine Bude aufstellen wollte - oder besser gesagt, wenn Bump oder Terrible oder sonst jemand von Bumps Leuten einen Verkäufer fanden, der ohne Erlaubnis unterwegs war, machten sie ihm den Laden dicht. Und verpassten ihm wahrscheinlich gleich noch ein paar, damit er sich’s fürs nächste Mal merkte.
Aber wenn er jetzt schon eine ganze Weile in Downside war und urplötzlich seine Methoden geändert hatte, bedeutete das nicht, dass er schnell Geld brauchte?
Es sei denn, er hatte gerade beschlossen, sich zu vergrößern und eine neue Zweigstelle zu eröffnen. Sie sah die blassen, schmutzigen Knöchel vor sich, die unter den Hochwasserhosen hervorlugten, und das Hemd, das ihm um die knochige Gestalt schlackerte. Nein. Es mochte ja sicherer sein, so zu tun, als wäre man arm, aber die meisten Leute konnten der Versuchung nicht widerstehen, mit ihrem Geld anzugeben. Besonders, wenn sie versuchten, andere von ihrer Macht und ihren Fähigkeiten zu überzeugen. Wenn man Eindruck schinden wollte, musste man zuallererst beeindruckend aussehen.
Der Schein konnte trügen, klar. Aber das war elementarste Psychologie, oder war es jedenfalls gewesen, als Psychologie noch legal war. Chess hatte sich genug Nächte über den Büchern in den Archiven um die Ohren geschlagen, um das zu wissen, selbst wenn ein ganzes Leben, in dem sie beobachtet hatte, wie die letzten abgebrannten Penner wie Könige behandelt wurden, nur weil sie ihre Rolle überzeugend spielten, sie nicht schon das Gleiche gelehrt hätte.
Es war durchaus möglich, dass Maguinness reich war. Vielleicht war er sogar reicher als Bump. Aber irgendwie glaubte sie nicht recht daran. Wenn es so wäre, hätte Bump das gewusst. Wie viel knöpfte Bump ihm ab, damit er auf dem Markt verkaufen durfte?
Moment. Hatte Terrible nicht gesagt, Maguinness hätte eine große Familie zu versorgen, und das wäre der Grund, warum er überhaupt um die Genehmigung gebeten hatte, auf dem Markt zu verkaufen?
»Was geht dir durch den Kopf, hm?« Edsel musterte sie durch seine schwarze Sonnenbrille. »Haste Männertrouble?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß auch nicht. Könntest du dich einfach mal für mich umhorchen? Alles, was du über ihn in Erfahrung bringen kannst, würde helfen.«
»Klar, mach ich, kein Ding.«
»Danke! Hey, weißt du irgendwas über Psychopomps?«
»Da kenn ich mich wohl kaum besser aus als du.«
»Nein, ich meine ... hier.« Sie unterdrückte ein Schaudern, zog die Fetischteile in der Plastikverpackung aus der Tasche und legte sie auf die stoffbespannte Theke. »Ich glaube, das wurde benutzt, um Psychopomps zu erschaffen, aber es ist außerdem ein Zerstörungszauber.«
»Richtig. Dieser Finger da zum Beispiel.« Edsel stupste einen der Beutel vorsichtig an, bevor er die Hand zurückzog und schüttelte, als wollte er das Böse tröpfchenweise abschütteln. »Da haste dir ja was Schönes eingefangen mit dem Ding, Baby. Wenn man die Energie in dem Teil richtig einsetzt, ist das mit den richtigen Zauberworten die reinste Bombe.«
»Genau. Hab ich mir auch gedacht. Aber ich habe noch nie einen Zerstörungszauber mit diesen anderen Zutaten gesehen. Das sieht nach den Dingern aus, die die Ausbilder für Psychopomps benutzen. Ich meine, wenn sie sie zum ersten Mal beschwören, bevor sie die Schädel ans Lager weitergeben, weißt du?«
»Das ist ein Teil, von dem ich nicht viel weiß.«
»Aber du kennst doch die Zutaten, die man für Psychopomp-Zauber braucht. Warum sollte man so was wie den Finger dazu tun?«
»Ich schätze mal, die wollen entweder ’n paar Psychopomps kaputt machen oder Psychopomps dazu bringen, dass
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