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Geisterstadt

Geisterstadt

Titel: Geisterstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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so
    heftig zappelte, dass sie Mühe hatte, es festzuhalten, während sie immer noch vergeblich versuchte, seine Gesichtszüge zu erkennen. Eine verfilzte schwarze Mähne fiel ihm vor die Augen, und das Gesicht unterhalb der Zotteln war ein verschwommener rötlicher Fleck, in dem ein fast zahnloser Mund klaffte. Und die Energie, die von ihm ausging, fühlte sich an wie das schmutzige Flüstern eines Perversen in einem dunklen Zimmer.
    Chess grub die kurzen Fingernägel in die empfindliche Haut an der Innenseite der Handgelenke des Kindes und griff hart zu.
    Das Kind kreischte. Chess kümmerte das nicht die Bohne. Und auch sonst niemanden. Wenn man sich in Downside nach jedem Taschendieb und Handtaschenräuber umgedreht hätte, wäre einem schwindelig geworden.
    Die Energie wuchs und fühlte sich immer schlimmer an, während Chess das Kind von den Nudelküchen weg-und zu Bumps Residenz hinüberzerrte. Nicht, dass sie bei Bump hätte anklopfen wollen, aber dort stand wenigstens niemand vor der Tür, sodass sie das Kind in aller Ruhe verhören und ihm zugleich das Weglaufen etwas erschweren konnte.
    Kein Kind sollte diese Art von Energie haben. Chess’ Tätowierungen juckten und kribbelten; eigentlich sollte nichts Lebendiges so auf sie wirken.
    »Lass mich los!«
    Ein spitzer Fuß bohrte sich in Chess’ Unterschenkel. Das Mädchen - bei näherer Betrachtung war Chess doch ziemlich sicher, dass sie es mit einem Mädchen zu tun hatte — war zäher, als es aussah.
    »Ich lass dich verflucht noch mal ganz sicher nicht los. Ich such lieber nach Terrible. Mal sehen, was der so von Dieben auf seinem Markt hält.«
    »Hab gar nicht geklaut!« Das Mädchen schlug nach Chess Hand und versuchte, sich ihrem Griff zu entwinden.
    »Hast du wohl. Du wolltest mir in die Handtasche greifen.«
    »Hab aber nicht g eklautl« Bei jeder Bewegung des Mädchens raste eine neue Welle der furchtbaren Energie Chess’ Arm hinauf - und bei jeder Bewegung drang Chess auch ein neuer Schwall ihres unerträglichen Körpergeruchs in die Nase. Das Mädchen stank nach Schweiß, Tieren und Dreck, als hätte sie im Stall des Schlachthofs geschla...
    »Wo wohnst du?«
    Das Mädchen musste gespürt haben, dass Chess’ Ärger in Neugier umgeschlagen war. Es beruhigte sich ein wenig. »Hab dir gar nix zu sagen. Lass mich los!«
    »Was wolltest du aus meiner Tasche klauen?«
    Das Mädchen starrte sie voller Wut an. Aus der Nähe betrachtet sah Chess, dass mit den Augen des Mädchens etwas nicht stimmte; sie waren verkniffen, seltsam unfokussiert, zu klein und standen zu eng beisammen. Auch ihre Nase wollte nicht recht ins Gesicht passen; sie sah eher wie ein dickes Ohrläppchen aus, nichts als ein Fleischknubbel über der winzigen Oberlippe. Die Gesichtszüge wirkten wie zur Mitte hin zusammengezogen, sodass die breiten, blassen Wangen und das spitze Kinn einsam am Rand lagen. Das Mädchen sah mehr wie die Computersimulation eines Menschen als wie ein echter aus.
    Und es fühlte sich wie etwas an, das eigentlich gar nicht atmen sollte.
    »Was wolltest du aus meiner Tasche ldauen?«, fragte Chess noch einmal, während sie das Mädchen kurz aus den Augen ließ, um einen suchenden Blick nach Terrible zu riskieren.
    Das war ein Fehler. Schmerz explodierte in ihrem Unterarm; das Kind hatte sie gebissen und ihr die schiefen, nadelspitzen Zähne in die Haut gegraben.
    »Fuck!« Sie umklammerte das Handgelenk des Mädchens fester, aber das führte nur dazu, dass ihre Gefangene noch heftiger zubiss. Einen Moment lang stolperten sie vor Bumps schwarzer Tür herum, und Chess’ Handtasche rutschte ihr von der Schulter, bevor sie das Mädchen mit der freien Hand am Haar zu packen bekam und kräftig zog.
    Das Mädchen heulte auf und ließ Chess’ Arm los. Ihre Haare fühlten sich an wie ein Vogelnest voller Motoröl, aber Chess riss noch stärker daran und drückte ihre kleine Gegnerin gleichzeitig zu Boden. Ja, sie war nur ein Kind, und Chess wollte einem Kind nicht wehtun, aber andererseits hatte die kleine Ratte versucht, ihren Arm in ihr Mittagessen zu verwandeln.
    Und jetzt hatte die kleine Ratte ein Messer. Die Sonne blitzte auf der Klinge, sodass Chess von dem Licht geblendet wurde; sie konnte gerade noch ausweichen, sonst hätte sie die Waffe im Bauch gehabt.
    Ihre Faust umklammerte immer noch die Haare des Mädchens. Die Kleine ließ sich zurückfallen und verdrehte Chess das Handgelenk, sodass sie den Griff lockern musste.
    Chess stolperte, ebenso wie das

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