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Geisterstadt

Geisterstadt

Titel: Geisterstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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als sie die Menge absuchte und ihn nicht fand. Aber wenigstens war das nicht der einzige Grund, aus dem sie hier war, selbst wenn es der einzige Grund für die vier Cepts war, die sie noch im Auto statt der üblichen drei geschluckt hatte.
    Maguinness sah sie allerdings auch nirgendwo, und das war echt scheiße. Sie war fest davon ausgegangen, dass er auf seiner wackeligen Bühne wieder große Reden schwingen würde. Er wusste bestimmt irgendwas. Er musste irgendwas wissen. Warum sollten die Lamaru sonst solche Angst vor ihm haben?
    Natürlich klang es nicht gerade verlockend, sich mit jemandem einzulassen, der sogar den Lamaru Angst einjagte, aber sie hatte keine andere Wahl. Während der kurzen Fahrt vom Schlachthof zum Markt war sie in Gedanken immer wieder die gleichen Punkte durchgegangen wie schon auf dem Parkplatz: Sie konnte einfach nicht aufhören, sich vorzustellen, wie der Schädel in ihrer Tasche sich plötzlich in einen rasenden, unbarmherzigen Todesengel verwandelte.
    Wenn es jetzt schon so weit war, dass sie sich vor Kirchenmagie fürchtete, was blieb ihr dann noch? Naja, okay. Sie wusste, wie die Antwort lautete. Was ihr noch blieb, waren die Pillen in dem verschnörkelten Silberkästchen in ihrer Tasche und der Pfeifenraum zu ihrer Linken. Daraus zog sie Trost, das konnte ihr keiner nehmen. An diese beiden Dinge glaubte sie immer noch ganz fest.
    An ihre Gabe glaubte sie auch noch so halbwegs. Als menschliches Wesen war sie ziemlich daneben, aber als Hexe ... Das hatte einen gewissen Wert.
    Und sie glaubte immer noch an den Mann, der sie hasste. Eine Schande, dass all diese Dinge - ausgenommen ihre Magie - gleichermaßen schlecht für sie waren; was war weniger selbstzerstörerisch: immer auf Messers Schneide zu balancieren und Selbstmord auf Raten zu begehen - oder sich tagaus, tagein nach jemandem zu sehnen, der hoffte, dass sie endlich Emst machen und sich wirklich umbringen würde?
    Aber es gab immer noch ein paar Dinge, an die sie glauben konnte, auf die sie bauen konnte, und das durfte sie nie vergessen, wenn sie in diesem ganzen beschissenen Durcheinander nicht den Verstand verlieren wollte.
    Das schöne Wetter hatte die Bewohner von Downside in Scharen nach draußen gelockt; sie aalten sich mit hochgekrempelten Ärmeln auf bröckelnden Stufen und Gehwegen, um ein bisschen Sonne abzukriegen, standen in losen Grüppchen an Ecken beisammen und strömten über den Markt. Chess bahnte sich ihren Weg durch das Gedränge und spürte die Blicke auf sich.
    Erik Vanhelm hatte ein Bild von ihr. Jeder in dieser Ansammlung von Möchtegemmenschen um sie herum konnte zu den Lamaru gehören. Folgten ihr all diese Augenpaare, nur weil sie Bumps Kirchenhexe war? Weil sie alle immer nur mit Terrible zusammen gesehen hatten und sich die Lage jetzt offenbar geändert hatte? Oder weil sie planten, sie zu schnappen, in eine Seitenstraße zu ziehen und in Scheiben zu schneiden?
    Sie tastete nach dem Messergriff in der Tasche und ging weiter. Bisher war sie ja noch nicht überfallen worden, sagte sie sich. Wenn sie sich früher mit ihnen angelegt hatte, hatte es nicht lang gedauert, bis sie bei ihr eingebrochen und sich auf sie gestürzt hatten.
    Sie war sich nicht sicher, ob dieser Gedanke sie aufheiterte oder nicht.
    Edsels Anblick hingegen heiterte sie definitiv auf, obwohl ihr sein besorgter Blick nicht entging. Sah sie wirklich so schlimm aus?
    »Chess.« Er lächelte und klebte schnell noch ein Preisschild auf einen Korb mit Bienenwachs-Klumpen auf dem Verkaufstresen. »Alles klar bei dir?«
    »Alles im Lot«, antwortete sie mechanisch. Heute hatte er seinen Stand näher an den Fleischerbuden aufgestellt, wo der Lärmpegel höher war. Gut. So hatte sie einen Grund, ihm beim Sprechen ganz nah zu kommen. »Ich wollte dich mal was fragen.«
    »Hab nicht mit Terrible über dich geredet, Baby.«
    Sie hob die Augenbrauen. »Darum ging’s mir gar nicht.«
    »Wollt’s dir einfach nur gesagt haben.«
    »Ich ... ach egal. Weißt du irgendwas über diesen Tränkefritzen, den Typen von gestern? Maguinness.«
    »Dieser haarige Affe? Da hab ich ’ne Gänsehaut gekriegt, kann ich dir sagen.«
    »Jupp, genau der. Hast du den vorher schon mal gesehen oder irgendwas über ihn gehört?«
    Edsel legte den Kopf schief; ein Sonnenstrahl verirrte sich in sein Haar. »Kann ich nicht behaupten. Treibt sich schon ’ne ganze Weile hier rum, mehr weiß ich nicht. Verkauft seine Tränke und Magie. Kauft allerdings nie was bei

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