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Geisterstadt

Geisterstadt

Titel: Geisterstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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nicht ganz los. Bevor sie ihn betrogen hatte - okay, bevor er davon Wind bekommen hatte, dass sie ihn betrog -, hatte er ihr Sicherheit gegeben. Er hätte sie daran erinnert, dass sie alles erreichen konnte. Daran hatte er einmal geglaubt.
    Warum sollte sie es dann nicht jetzt glauben?
    Sie packte die Gitterstäbe, stieg auf Laurens Rücken und platzierte den rechten Fuß ans Ende ihrer Wirbelsäule. Den linken pflanzte sie zwischen die Schulterblätter.
    Die Feuertreppe war immer noch da. Den Göttern sei Dank, die es nicht gab, die Feuertreppe war noch unversehrt.
    An mangelnder Entschlossenheit lag es nicht, schätzte sie. Die Lamaru waren durch die Schlägerei dort unten bloß zu abgelenkt gewesen, um noch dazuzukommen. Inzwischen waren deutlich weniger von ihnen zu sehen als noch vor - sie warf einen prüfenden Blick auf die Uhr-zehn Minuten, als sie aus dem Bürofenster geblickt hatte. War seitdem wirklich nur so wenig Zeit vergangen?
    Ja. Weniger als zehn Minuten, und die Lamaru kämpften immer noch mit ihrem unbekannten Feind.
    Moment mal! Vanhelm und seine Begleiterin, die Blonde. Sie hatte doch gesagt, dass Maguinness Vanhelm finden würde, wenn er Downside betrat, oder?
    Sah ganz so aus, als hätte sie recht behalten. Jetzt, wo sie wusste, wonach sie suchte, erkannte sie am äußersten Rand des Lichtkegels der einsamen Straßenlaterne in der Mitte des Schlachthof-Parkplatzes das fluoreszierende Leuchten der purpurfarbenen Haare von Maguinness’ Assistent.
    Maguinness’ Leute waren hier. Und sie waren nicht nur vor Ort - als einer von ihnen etwas anzündete und in das lodernde Gebäude schleuderte, begriff sie, dass sie das Feuer gelegt hatten. Sie und Lauren waren geradewegs in einen Hinterhalt spaziert, der jemand ganz anderem gegolten hatte.
    »Cesaria, bist du so weit?«
    Ach ja. »Gleich.«
    Aber sie war noch lange nicht so weit. Die Stäbe bewegten sich millimeterweise und hinterließen Schwielen und Roststaub auf ihren Handflächen, aber sie gaben immer noch nicht nach.
    Bleierne Erschöpfung erfüllte ihre Glieder und vernebelte ihr die Sinne. Hier drinnen war es viel zu heiß. Sie wurde Stück für Stück gekocht.
    Ein letzter Versuch. Ihre Handflächen brannten, und sie musste all ihre Willenskraft aufbieten, um nicht loszulassen. Ihre Füße hoben sich von Laurens Rücken und suchten an der Wand nach Halt. Sie lehnte sich zurück und zerrte mit dem ganzen Körpergewicht, mit aller Kraft.
    Die Stäbe gaben so plötzlich nach, dass Chess das Gleichgewicht verlor und seitlich auf dem heißen Boden landete. Schmerz schoss ihr den Arm hinauf, durchströmte Schulter und Hüfte, aber egal. Die Gitterstäbe hatten sich gelöst. Sie würden entkommen.
    Und dann am Fuß der Feuertreppe mitten in einem Kampf zwischen den Lamaru und den großen Unbekannten landen. Scheiße! Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie sie das wohlbehalten und unbemerkt überstehen sollten; die Lamaru würden alles daransetzen, sie auszuschalten, weil sie ihrem Plan auf die Spur gekommen waren, und die Maguinness-Bande - tja, die würden ihnen wahrscheinlich rein aus Spaß an der Freud die Lichter ausknipsen. Sie brauchten Hilfe.
    Und so griff Chess, während Lauren die Stäbe ganz aus dem Fenster riss und die Scheibe einschlug, zum Handy und rief den einzigen Menschen an, an dessen Hilfe ihr wirklich gelegen war; den einzigen Menschen, dem sie wirklich zutraute, dass er ihnen beistehen konnte - und ausgerechnet den Menschen, mit dem sie ganz sicher am allerwenigsten reden wollte.
    Aber er würde kommen. Er würde sie nicht einfach so ihrem Schicksal überlassen, ganz egal, wie sauer er war, oder? Er würde sie nicht einfach sterben lassen.
    »Die von Ihnen gewählte Rufnummer ist nicht vergeben. Bitte überprüfen Sie Ihre Eingabe, und wählen Sie erneut. Fakten sind Wahrheit.«
    Was? Das durfte ja wohl nicht wahr sein. Okay. Keine Panik!
    Sie klickte sich durch ihre alten SMS, bis sie eine von ihm fand, drückte »Antwort« und tippte in Windeseile eine Botschaft, die in etwa besagte: »Hilfe, ich bin im Schlachthof und brauche dich dringend, hier brennt’s.«
    Von dem Feuer hatte er vermutlich schon Wind bekommen — ach was, von wegen vermutlich, natürlich wusste er Bescheid, und sie ging jede Wette ein, dass er sowieso irgendwo in der Nähe war. Nicht weit entfernt betrieb Bump einen Pfeifenraum, und man würde sicher nicht riskieren, dass der Brand darauf Übergriff.
    »Senden

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