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Geisterstadt

Geisterstadt

Titel: Geisterstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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und den Cepts ließ sie würgen. Zum Glück war ihr Magen leer. Es gab zwar nie den richtigen Moment zum Kotzen, aber dieser Augenblick war mit Sicherheit in der Top Ten der schlechtesten Momente.
    »Los!«, schrie sie, als die Raben aus dem Büro gesaust kamen und um die Ecke segelten.
    Sie erreichten die Geister am oberen Ende der Treppe. Ein Rabe schnappte sich einen Geist. Die anderen beiden Raben flogen weiter.
    Tja, Scheiße! So viel zu ihrem unausgegorenen Plan.
    Der Geist griff nach ihr und Lauren, als sie näher kamen. Zu spät erkannte Chess, was ihr zuvor verborgen geblieben war: Er hatte ein gezacktes Stück Stahl in der Hand.
    Als sie vorbeirannten, stach er nach ihnen. Chess konnte seitlich ausweiehen und entging knapp einem Schnitt durch die Kehle. Lauren hatte nicht ganz so viel Glück. Zwar verfehlte das Metall auch ihre Kehle, traf sie aber in die Schulter.
    Lauren schrie. Blutstropfen schimmerten purpurn im Rauch. Der Geist versuchte sie aufzuklauben, um die darin steckende Kraft zu absorbieren.
    Ob die Raben es auch gesehen hatten, wusste Chess nicht. Sie spürte nur noch die Krallen, die ihr über den Kopf kratzten, aber keinen Halt fanden. Eine Flügelspitze fuhr ihr in den Rücken und schleuderte sie nach vorne durch den Eingang des Psychopompraums.
    Die Raben kreischten wutentbrannt. Der Geist gab keinen Laut von sich, teilte aber offensichtlich ihren Zorn. Die übrigen zwei Geister drängelten sich an ihm vorbei und griffen nach Lauren und Chess, als sie sich gerade aufrappelte und so verzweifelt nach der Tür griff, dass sich Rost in ihre Handfläche bohrte. Die Raben drehten ab, beschrieben einen Halbkreis und setzten erneut zum Sturzflug an.
    Der Eingang wirkte wie ein Rahmen für sie alle; drei tote Männer, auf deren Gesichtern sich wütende Enttäuschung und blinde Gier spiegelte. Zwei Raben, die sich pechschwarz gegen die wabernde orange-rote Wand hinter ihnen abzeichneten, und mit jeder Sekunde näher kamen.
    Chess warf die Tür zu.
    Hatte sie vorhin geglaubt, der Psychopompraum fühle sich schon wie ein Ofen an? Ha! Das war der reinste Sommertag gewesen. Ihre Befürchtungen hinsichtlich der Eisenschicht in den Wänden und im Boden eiwiesen sich als völlig zutreffend. Es schien fast unmöglich, dass der Raum tatsächlich heißer sein könnte als das Feuer draußen, und vom Kopf her wusste sie auch, dass das nicht stimmte, aber es fühlte sich verflucht noch mal so an.
    Aber das spielte keine Rolle. Nicht die allergeringste, weil sie in ein paar Sekunden sowieso hier raus wären.
    Lauren ließ sich gegen die Wand sacken, während Chess über den Fetisch zum Fenster sprang. Vergittert, ja, aber ihr kleiner Sieg über die Geister und Psychopomps draußen verschaffte ihr einen weiteren Adrenalinschub; sie fühlte sich imstande, die Gitterstäbe mit bloßen Händen aus dem Fenster zu reißen.
    Doch Gefühle waren trügerisch. Das konnte sie vergessen. Auf keinen Fall würde sie das hinkriegen. Aber es fühlte sich trotzdem so an, als würden sich die Stäbe ein klitzekleines bisschen bewegen.
    »Lauren!«
    Laurens erstickte Antwort klang ungefähr wie »Mpfgr«. Oder vielleicht hatte sie auch »Verpiss dich« gesagt. Oder eine Mischung aus beidem. Wen interessierte das schon? Chess jedenfalls nicht.
    »Lauren, hierher, schnell!«
    Diesmal gehorchte Lauren, hielt sich aber von dem Fetisch, der immer noch am Boden lag, so weit wie möglich fern. Der schreckliche Körper war in der Hitze zusammengeschrumpelt.
    »Was?«
    Mist, sie sah echt übel aus. Vielleicht war das nicht gerade der beste Plan. Naja, klar war es nicht der beste Plan. Aber welche Wahl hatte sie schon?
    Keine. »Auf den Boden mit dir, auf Händen und Knien! Ich muss mich auf dich draufstellen.«
    »Willst du mich verarschen?«
    Ah, Lauren war wieder ganz die Alte. Mehr oder weniger.
    »Nein. Ich muss diese Stäbe vor dem Fenster entfernen, und dafür brauche ich eine bessere Hebelwirkung.«
    Zum ersten Mal seit dem Beginn dieser ganzen Tortur gestattete sie sich einen Gedanken an Terrible. Er hätte die Stäbe sicherlich mit einem einzigen beherzten Ruck aus dem Fenster gerissen. Eine Welle der Sehnsucht und der Trauer schlug so heftig über ihr zusammen, dass sie einen Augenblick sogar dankbar für die Hitze und Trockenheit war. Wären nur noch ein paar Wassermoleküle in ihrem Körper gewesen, hätte sie wahrscheinlich angefangen zu heulen.
    Und das war das Letzte, was sie jetzt wollte.
    Aber sie ließ den Gedanken an ihn

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