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Geisterstadt

Geisterstadt

Titel: Geisterstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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säubern, hatten sie zusammen fast eine ganze Packung verbraucht.
    Chess schüttelte die Wasserflasche über dem geöffneten Mund und versuchte verzweifelt, die letzten Tropfen rauszubekommen. Ihre Kehle brannte, als hätte sie den ganzen Tag an einem Auspuff gelutscht, und auf Reden hatte sie jetzt wirklich keinen Bock. Nicht jetzt. Nicht heute Nacht. Sie wollte nur noch nach oben gehen und den ganzen Inhalt ihres Pillendöschens auf einmal runterschlucken; sie wollte zum Laden an der Ecke marschieren, sich einen Eimer Eis kaufen, ihn auf der Couch in sich reinlöffeln und dabei Unterschichtfernsehen glotzen. Oliver Fletcher, dieser Mistkerl, hatte ihr mal einen ganzen Karton voller Disks mit seiner völlig hirnlosen Show geschickt. Bisher hatte sie nur mal kurz reingezappt, aber heute Nacht konnte sie sich gar nichts Besseres vorstellen.
    Naja, okay. Das stimmte nicht ganz. Ein paar bessere Sachen konnte sie sich zwar schon vorstellen, aber nur eine davon war im Moment machbar, und sogar ihr war klar, dass ein Trip zum Pfeifenraum bei dem Zustand, in dem sich ihr Hals befand, keine so gute Idee war. Verdammt, dabei hatte sie sich den ganzen Tag darauf gefreut.
    »Ich auch nicht«, brachte sie schließlich hervor. Ihr Stimme krächzte. »Aber was spielt das schon für eine Rolle? Entweder sind sie irgendwie an deine Tasche rangekommen - vielleicht, als sie dir die Reifen aufgeschlitzt haben -, oder sie haben dich mit irgendeinem Zauber belegt ... nein, Moment. Im Psychopompraum hatten sie irgendeinen Fetisch. Vielleicht hat der deine Raben angesteckt.«
    »Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie sie es geschafft haben, etwas derart Mächtiges zu erschaffen. Aber dann sind sie wohl doch ziemlich ... ziemlich stark ...« Lauren seufzte. Und seufzte noch einmal.
    Und noch einmal. Chess warf ihr einen Seitenblick zu, während ihr verschiedene Versionen von »Was zur Hölle?« durch den Kopf gingen, und dann bemerkte sie zu ihrem Entsetzen, dass Lauren weinte.
    Ach du Scheiße! Was sollten sie denn bitte jetzt machen?
    Zögernd streckte sie die Hand aus und drückte Lauren behutsam die Schulter. »Hey, älnn ... geht es dir ... ?«
    Blöde Frage. Wer heulte denn schon, weil es ihm gut ging? So viel war sogar Chess klar. Verdammt, eigentlich musste sie das sogar am besten wissen, oder?
    »Wie bist du damit fertig geworden?«
    »Was?«
    Als Lauren sie ansah, stachen die Augen grell von dem rußigen Gesicht ab. »Wie bist du damit fertig geworden? Dass sie dich ... dass sie dir das angetan haben?«
    Oh Fuck! Egal, wie ramponiert ihre Kehle war, sobald sie sich aus dem Auto verabschieden konnte, würde sie Zusehen, dass sie in den Pfeifenraum kam. Sie wusste, was Lauren meinte. Sie wusste, dass sie sich zu Recht gefragt hatte, ob Lauren ihren
    Angreifern entkommen war, und sie kannte auch die Antwort - nein.
    Und anscheinend - offensichtlich - wusste Lauren auch ein paar Dinge über sie. Diese Schlampe, diese blöde ... Sie hatte Chess’ Akte gelesen. Nicht bloß die Personalakte, sondern die vertraulichen Unterlagen. Die, in der die Ergebnisse der medizinischen Untersuchungen aufbewahrt wurden, denen man entnehmen konnte, dass sie das Verhütungsimplantat, das man weiblichen Kirchenangestellten im Feldeinsatz zur Verfügung stellte, gar nicht nötig hatte, weil ihr Körper so unwirtlich und unfruchtbar war, wie die Welt um sie herum.
    Die Akte, in der auch stand, woher das kam. Das Protokoll des einzigen Gesprächs, das sie jemals über dieses Thema geführt hatte, vor Jahren mit dem Ältesten Banks.
    Der Älteste Griffin ... er hatte die Unterlagen vermutlich auch gelesen. Deswegen hatte er letzte Nacht in diesem schrecklichen purpurnen Kreis Bescheid gewusst. Deshalb hatte er gewusst, wie er ihr helfen konnte.
    Und er hatte es ihr nie gesagt. Niemand hatte ihr je davon erzählt. Wussten am Ende alle Bescheid? Wenn sie an ihnen vorüberging, sah dann jeder schmutzige Fingerabdrücke auf ihrem Körper? Konnte man es an ihrem Blick ablesen, es ihrer Stimme anhören?
    In ihrem Kopf hämmerte es, als die Wut in ihr hochkochte und direkt bis ins Gehirn brodelte, vermischt mit der bitteren Galle aus ihrem Magen, der sich in ihrem Bauch verdrehte. Sie wussten alle Bescheid, sie wussten es alle ...
    »Man findet sich einfach damit ab«, sagte sie endlich. Sie schenkte Lauren diese Lüge, weil sie es nicht ertrug, ihr die Wahrheit zu sagen. Weil sie nicht glaubte, dass Lauren mit der Wahrheit geholfen war. »Man macht einfach

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