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Geisterstadt

Geisterstadt

Titel: Geisterstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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lange dauern: fünfzehn Minuten, höchstens zwanzig. Ihr Magen war leer.
    »Ich helf dir mal ’n bisschen, ja? Wart mal kurz.«
    Sie blieb sitzen und starrte die Wasserflecken an der Decke an. Morgen würde sie alles mal gründlich durchdenken. Sie würde sich hinsetzen und versuchen, der Sache auf den Grund zu gehen. Sie stellten verfluchte Fetische her und benutzten sie, um Psychopomps zu erschaffen oder zu verändern oder beides. Und sie machten es im Untergrund, wenigstens zum Teil. Der Schlachthof war in puncto Ritualplatz ganz offensichtlich eine Ausnahme.
    Warum unter der Erde? Warum ließen sie magische Gegenstände in den Tunneln zurück? »Hey, Lex.«
    »Ja?« Etwas klapperte im Bad; sie seufzte. Wahrscheinlich richtete er gerade eine Riesensauerei an. »Zeigst du mir mal, wo du das Zeug in den Tunneln gefunden hast?«
    Mehr Lärm; Plastik, das auf den gefliesten Boden krachte, dachte sie. Es war der typische hohle Klang, wie eine misstönende Bongotrommel. »Warum willste ’n das sehen?«
    Sie blinzelte. Es war ihr gar nicht in den Sinn gekommen, dass er nicht... Naja, warum sollte er denn auch? Sie hatte ihn gerade abgesägt, und er wusste auch, warum. Er hatte nicht mehr den geringsten Grund, an ihre Loyalität ihm gegenüber zu glauben; für ihn sali es vielleicht sogar so aus, als wollte sie die Tunnel für Bump und Terrible auskundschaften.
    Und das Traurige war, dass sie es vielleicht wirklich getan hätte, wenn sie geglaubt hätte, dass das an Terribles Einstellung irgendwas ändern würde.
    Wie zur Hölle machten andere Leute das, diese Sache mit den Gefühlen und dem Verzeihen? Wie konnten sie diese Empfindungen bloß aushalten? Sie kam jetzt schon kaum damit klar, und dabei hatte sie immerhin ganz bezaubernde, kostbare Drogen, die ihrem Leben überhaupt erst einen Sinn gaben und ihr weiterhalfen, wenn es mal schwierig wurde. Wie schaffte man es bloß, nüchtern mit dem ganzen Kram fertig zu werden?
    Lex kam zurück in das winzige Wohnzimmer und setzte sich mit einem Arm voller Erste-Hilfe-Ausstattung neben sie. Es sah aus, als hätte er einfach alles mitgebracht, was er in ihrem Bad finden konnte. »Hab dir doch schon gesagt, was sie da unten gefunden haben.«
    »Ja, aber ich muss ... Wenn ich mal die Energie da unten checken könnte, wäre das echt hilfreich.«
    »Zieh mal die Jeans aus.«
    Hm, okay. Anders ging’s jawohl nicht, oder? Scheiße! Naja, vielleicht wäre er eher bereit, sie mal einen Blick in seine Tunnel werfen zu lassen, wenn sie die Hosen runterließ.
    Und natürlich würde er mit ziemlicher Sicherheit Ja sagen, wenn sie ihm noch mal einen Blick in ihren Tunnel gestattete, aber ... nein.
    »Lex.«
    Er wickelte einen langen Streifen Mullbinde ab und legte ihn sich über den Schoß. »Ja?«
    »Terrible ... er redet nicht mehr mit mir. Er will eigentlich überhaupt nichts mehr mit mir zu tun haben. Er hat mich ... er hat ein paar hässliche Sachen zu mir gesagt. Ich will hier also nicht für ihn spionieren oder so. Ich schwör’s. Ich muss aus beruflichen Gründen sehen, wo du dieses Zeug gefunden hast. Das könnte echt wichtig sein.«
    Als sie fertig war, fühlte sich ihr Gesicht so heiß an wie die aufgerissene Haut an ihrem Oberschenkel. Und ausnahmsweise - so ziemlich zum ersten Mal, seit sie ihn kannte - hatte er genug Taktgefühl, sie nicht anzusehen oder sich an ihrem Unwohlsein zu weiden und sie damit aufzuziehen.
    »Na gut!«
    »Wa ... echt?«
    Er zuckte die Schultern. »Okay, ich nehm dich mit runter. Versprochen. Aber Tülpi ... zwischen dir und mir gab’s doch bis jetzt nie Probleme wegen diesem Schönschwätzer und seinem Gorilla, hm? Lass uns doch jetzt nicht damit anfangen. Verstehst, wie ich meine?«
    Erleichterung durchströmte sie; Erleichterung, eine gewisse Vorahnung und die ersten warmen Wellen der Pillenwirkung. »Ja, klar. Klar. Kein Ding. Das sollte echt nicht zwischen uns stehen.«
    »Schön. Na, dann zieh doch mal diese Jeans ...«
    Sie hielten beide inne. Ihre Tasche piepte.
    Belämmert fingerte sie in ihren Taschen herum. War das etwa ihr Handy? Ihr Handy piepte doch gar nicht. Was zur ... oh Scheiße! Ihre Tasche hatte auf dem Boden des Psychopompraums gelegen, hatten die Lamaru ihr da etwa was untergeschoben?
    Nein, du dumme Nuss. Wer würde denn bitte Leuten was unterschieben, die er sowieso umbringen wollte? Die Lamaru hatten ganz sicher geglaubt, dass sie nicht mehr lange zu leben hatte, als sie sie im Psychopompraum eingeschlossen und im

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